20.12.10

Furchtbar lieb - Helen Fitzgerald


helen_fitzgerald_-_furchtbar_lieb

KLAPPENTEXT:
"Manche Menschen finden auf einen Schlag zu sich selbst, wie bei einer Explosion. Ich selbst habe Stück für Stück zu mir selbst gefunden, mehr oder weniger durch eine Reihe von Zufällen.
Das erste Stück habe ich in einem Zelt auf dem West Highland Way gefunden. Meine beste Freundin Sarah schlief. Ihr Mann lag neben ihr, und ich schluckte sein Sperma.
Ich entdeckte das nächste Stück von mir am Grund einer Klippe, als ich Sarahs toten Körper dort entlang schleifte, während ihr Kopsf gegen den Felsen schlug. Sarah, meine beste Freundin seit Kinderzeiten, die ich verraten und ermordet hatte.
Und dann, in der Dunkelheit des Dachbodens meiner Eltern, fand ich den Rest von mir."

ZUR AUTORIN:
(Quelle: Galiani Verlag Berlin)
Helen FitzGerald wurde 1966 als zwölftes von dreizehn Kindern in Australien geboren und lebt seit 1991 in Schottland. Sie war Sozialarbeiterin im Strafvollzug und schrieb Drehbücher fürs Kinderfernsehen der BBCFurchtbar lieb (2006) war ihr erster Roman, drei weitere sind inzwischen auf Englisch erschienen. Er wurde bereits ins Französische, Italienische und Niederländische übersetzt.

EIGENE MEINUNG:
"Furchtbar lieb" ist ein Feuerwerk aus schwarzem Humor, Lebenslügen und Psychologie. Ein Buch, der etwas anderen Art. Das merkt man schon, wenn man sich Kritiken dazu durchliest. Vom einen als "trashiger Thriller" betitelt, von anderen als "schwarze Komödie".
Auch mir fällt es schwer, dieses Buch in ein Genre einzuordnen, aber ist nicht gerade das interessant, was sich nicht in Kategorien schieben lässt?
"Furchtbar lieb" ist ein bisschen was von allem, wunderbar passend zusammen gesetzt zu einer Geschichte, die den Leser in seinen Bann zieht. Sprachlich niveauvoll und fesselnd, mit ausgereiften Gedankengängen, wie ein Puzzle, das sich mehr und mehr zusammenfügt, von dem der Leser aber nicht geahnt hat, dass es überhaupt vorhanden ist.
Man spürt deutlich, dass die Autorin "vom Fach" ist. Die Lebensgeschichten der Protagonisten sind so genial durchdacht, ihre Reaktionen so beispielhaft, dass ich jedes Mal wenn sich ein Rätsel aufklärte, dachte: "Ja klar. Das hätte mir ja gleich klar sein müssen. So wie der/die sich verhalten hat." Trotzdem ist kaum eine Handlung vorausschaubar und die Spannung geht auch nur an ganz wenigen Stellen verloren. Ab etwa Seite 150 habe ich das Buch geradezu verschlungen.
Der Humor der Autorin ist wirklich sehr schwarz. Mir hat das gut gefallen, und ich musste trotz aller Tragik und Spannung an einigen Stellen schmunzeln, aber ich denke, dass dies nicht jeden Geschmack trifft. Man darf sich keinesfalls eine lustig lockere Erzählung à la Kürthy oder ähnlichem vorstellen. Denn die Geschichte ist keine lustige Unterhaltung, sondern der Beleg dafür, wie unterschiedlich tragische Eingriffe in das Leben auf Menschen wirken und wie vielfältig die menschliche Psyche in ihren Reaktionen und ihrem Verhalten ist. Wie sehr man Menschen, die man zu kennen glaubt, doch nur vor den Kopf schaut, und wie stark manche Lebensgeschichten doch auf Lügen aufgebaut sind.
Ein Buch, das anders ist als andere und ich hoffe, wir werden noch einiges von der Autorin zu lesen bekommen.
  • Broschiert: 238 Seiten
  • Verlag: Galiani, Berlin; Auflage: 1., Auflage (22. Februar 2010)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3869710101
  • ISBN-13: 978-3869710105
Meinen herzlichsten Dank an den Galiani Verlag Berlin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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