13.08.14

[Hörbuch] Das Rosie-Projekt / Graeme Simsion / Sprecher: Robert Stadlober

Hörbuch Das Rosie-Projekt

Bevor ich näher auf das Hörbuch "Das Rosie-Projekt" eingehe, ein paar kurze und sehr wichtige Worte vorweg: dies ist die herzlichste und charmanteste Geschichte in der Erwachsenenunterhaltung der ich seit langem begegnet bin.

Don Tillmann, Prof. an der Uni und Wissenschaftler durch und durch, erkennt, dass man das Leben doch besser zu Zweit verbringt. Einige Vorteile gehen aus einer Ehe hervor und so möchte er sich auf die Suche nach einer geeigneten Ehefrau begeben. Er entwirft einen Fragebogen, mit dem er Frauen begegnen möchte, und der ungeeignete Bewerberinnen sofort ausschließen wird. Die Frau mit der größtmöglichen Übereinstimmung zu seinen Interessen und den wenigsten negativen Aspekten, wird dann die Möglichkeit haben, ihr Leben mit Don zu verbringen. Seine Freunde Claudia und Gene helfen ihm dabei den Fragebogen zu optimieren.

Rosie ist eine der Bewerberinnen, - so zumindest Dons Gedanke -, und mehr als ungeeignet, so dass er eigentlich keine Zeit mit ihr vergeuden möchte. Doch dann weckt sie sein wissenschaftliches Interesse, denn seit langem schon ist sie auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater. Ihre Mutter ist schon seit lJahren verstorben und hat ihr lediglich hinterlassen, dass sie das Ergebnis eines One-Night-Stands mit einem Freund aus der Abschlussklasse der Uni ist. Dafür kommen ganz schön viele Männer in Frage. Don, dessen Fachgebiet die Genetik ist, ruft "das Rosie-Projekt" ins Leben. Der Versuch über Gentests Rosies wirklichen Vater zu finden.

Die Tests sollen geheim bleiben und so müssen die Speichel-, Haar- oder Spermaproben unauffällig und ohne das Wissen des möglichen Erzeugers genommen werden. Für Don, der sonst immer alles unter Kontrolle hat, jeden Tag genaustens plant und über wenig soziale Kompetenzen verfügt, ein regelrechtes Abenteuer. An seiner Seite die schönste Frau, die er je gesehen hat: Rosie. Raucherin, Alkoholtrinkerin, ungestüm, unberechenbar und wissenschaftlich höchst unkompatibel.

Ich denke ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier sage, dass Don Tillmann an einer Form des Autismus leidet. Emotional und sozial sind bei dieser Krankheit nur sehr wenige bis keine Fähigkeiten entwickelt. Protagonisten mit dieser Erkrankung sind in den Medien gerade scheinbar "in". Fast jeder kennt Sheldon Cooper aus der Serie "The Big Bang Theory". Ich habe schon einige Bücher gelesen, deren Charaktere an Autismus erkrankt sind. Einige dieser Bücher sind gelungen und authentisch, andere wiederum überzogen, flach und fast schon eine Demütigung.

Graeme Simsion, der eigentlich IT-Berater von Beruf ist, hat es in seinem Debüt geschafft, einen Protagonisten mit Autismus zu entwerfen, der vor allem durch seine Charakterstärke begeistert. Der Leser lacht MIT Don Tillmann, der einem schon nach wenigen Minuten ans Herz wächst. Charmant und auf seine Art herzlich, gutmütig und freundschaftlich ist er das Herz dieses Romans, der so viel Laune macht, dass man ihn am liebsten gar nicht beenden möchte.

Sprecher Robert Stadlober, der mir bisher nur als Schauspieler bekannt war, füllt die Charaktere mit Leben uns lässt sie munter und einnehmend durch die Geschichte reisen. Nüchtern und doch eingängig bringt er den Protagonisten Don Tillmann ans Hörerohr und direkt weiter ins Herz, in dem er sicher noch lange verweilen wird. Abschied zu nehmen von Don und der wunderbaren Rosie, die einen starken Kontrast zu Don bildet, und doch mit ihm gemeinsam eine der schönsten Geschichten des Jahres schmückt, fällt mir absolut nicht leicht und ich kann nur jedem empfehlen: hört / lest diesen wunderrvollen Roman!!

Hörbuchinfo:

 
Argon (Dezember 2013)
5 CDs
6 Std., 24 Min.
19,99 €
 

10 Kommentare:

  1. Ich fand es auch total klasse und es hat mir richtig gut gefallen. (Kennst du Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory? Ich hab beim Lesen immer an ihn denken müssen...:D) Ich hab´s allerdings gelesen und nicht gehört. Wusste gar nicht, dass Robert Stadlober auch Hörbücher spricht...

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  2. :D An den Fragen in deinem Kommentar kann ich erkennen, dass du meine Rezi nicht ganz gelesen hast ;P
    Sheldon mag ich sehr :)
    Ich hätte die Stimme von Robert Stadlober auch nicht erkannt, wenn ich es nicht gewusst hätte. Vermutlich habe ich ihn aber immer noch aus "Crazy" im Kopf. Das ist ja auch schon ein paar Jahre her.

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    1. Erwischt! :D Ja, ich gestehe, ich hab hier nur quergelesen. Da ich das Buch ja selbst schon kenne, wollte ich nur schnell herausfinden, ob dir die Geschichte gefallen hat - und das hat sie ja scheinbar ;)

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    2. Es sei dir verziehen ;) ;)
      Jaaaa :) Sehr gut sogar :) Am liebsten würde ich noch mehr über Don und Rosie hören :)

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  3. Stadelober spricht schon seit einiger Zeit synchron, es ist, habe ich im Kopf, auch nich sein erstes Hörbuch - aber wenn man ihn nur auf seine Stimme reduziert, denkt man auch nich an den Schauspieler :-)

    An Autismus kann man übrigens nicht erkranken, man hat das einfach.

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    1. Stimmt, es ist keine Erkrankung, sondern eine Entwicklungsstörung mit ICD-10 Klassifikation. Ich fand es schwierig die geeigneten Worte für Autismus zu finden, denn Störung - finde ich - klingt immer direkt so diskriminierend. Und bei einer schizophrenen Psychose spricht man ja "im Volksmund" (und auch wir an Fachstelle) von Erkrankung. Natürlich wird die Störung nicht wie eine Grippe oder ähnliches von Erregern ausgelöst.

      Ich hätte seine Stimme vor allen Dingen wirklich nicht erkannt, wenn ich es nicht gewusst hääte. Die klingt viel reifer seit "Crazy" ;)

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    2. Ich finde seine Stimme immer jung :-) Aber ehrlich gesagt:Ich mag ihn optisch nicht so sehr, aber seine Stimme ist gut :P

      Krankheit, Störung.. schwierige Frage. Noch hat die dt. Sprache kein schönes Wort dafür erfunden. Vieles, was von der Norma abweicht, empfinden wir als negativ. Nennen wir es einfach "Besonderheit" - das klingt zwar eher beschönigend, aber naja.

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    3. Dann ist Stadlober hören für dich ja passender als sehen ;)

      Du bringst mit deinem Kommentar genau das auf den Punkt, was in meiner Rezi fehlt, was Simsion aber in seinem Roman verdeutlicht: Trotz "Störung", haben viele Autisten / Asperger ja unglaubliche Fähigkeiten. So auch Don Tillmann, der ein herausragender Wissenschaftler ist. Zu ihm passt das Wort "besonders" wie die Faust aufs Auge, denn trotz wenig ausgeprägter sozialer Kompetenzen ist er einfach charmant und gibt sich größte Mühe alles richtig zu machen. Er ist unglaublich sympathisch. Viel sympathischer als viele andere "gesunde / normale" Protagonisten oder auch Personen aus dem wirklichen Leben.

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    4. Ich habe meistens Angst vor solchen Leuten - Angst, etwas falsch zu machen. Die Gesellschaft trichtet einem ein, dass man sich solchen Leuten ggü. perfekt verhalten muss. Aber... muss man ja nich. Jeder Mensch kann sich ausdrücken bzw. man merkt, wenn sich jemand unwohl fühlt. Vermutlich sollten wir in ihnen sehen, was sie sind - nich, was sie nicht sind.

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    5. Eben. Und ich denke das Wichtigste ist, dass man offen auf Menschen - egal wen - zugeht.
      Eine Reitschülerin von mir, 6 Jahre alt, ist im Discounter mal zu einem Mann gegangen, der im Rollstuhl saß. Sie hat ihn gefragt wie es ist im Rollstuhl zu sitzen und wie er damit um die Kurven fährt. Er hat sie auf seinen Schoß genommen ist mit ihr durch den Markt gefahren und hat sie dann wieder abgesetzt. Sie hat dann gesagt: Danke. Jetzt weiß ich wie's geht.
      Toll oder? Da kann man sich echt eine Scheibe abschneiden.

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