14.11.14

[Besondere Bücher brauchen besondere Worte] Die Liebe über dem Meer / Jessica Brockmole

 


Mein Liebster,

erinnerst du dich an das Buch, das ich in unserem Sommerurlaub gelesen habe? Das mich so häufig zu Tränen rührte und doch auch ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte? Ich denke meine Worte lassen deine Erinnerung an die Zeit, in der ich so sehr ins Buch versunken war, dass ich alles um mich herum vergaß, schnell wieder aufleben. Meine Erinnerung an den Roman ist noch so lebendig, dass der Gedanke daran erneut Gänseuuat hervorruft. Ich möchte dir von dem Buch erzählen, das in Briefform geschrieben, von Zeiten der Not und Entbehrung berichtet. Damit du dir besser vorstellen kannst wie sehr mich die Autorin mit ihren Worten berührt hat, füge ich dir ein paar Zeilen ihrer eigenen Worte hinzu.

"Im Krieg können die Gefühle durcheinander geraten, können Menschen verschwinden und Ansichten sich ändern."

Elspeth ist eine junge Schriftstellerin, lebt mit ihrer Familie auf der Isle of Skye, von der sie sich nicht wegbewegen kann, denn die Angst vor dem Meer, das ihr gleichzeitig Sicherheit gibt um in seiner Nähe leben zu können, ist zu groß, um es überqueren zu können. Im Jahr 1912 erhält sie den Brief eines jungen Amerikaners, der ganz vernarrt in ihre Bücher ist. Ein Fan, der ihr die Aufmerksamkeit und Anerkennung schenkt, die sie bisher von noch keinem für ihre Arbeit bekommen hat. David - so der Name des jungen Mannes, der so charmant schreibt, aber auch ein bisschen Vorlaut und frech ist und sich herausnimmt, Elspeth mit "Sue" anzusprechen. Aus einem lockeren Geplänkel zweier Unbekannter mit gleichem Interesse - der Literatur - werden ernsthafte Gespräche. Sanfte Bande der Zuneigung knüpfen sich ganz ungewollt von den beiden Briefeschreibern, die sich dem Lauf des Schicksals nicht entziehen können.

"Lass mich nicht an die Front gehen, ohne Dich zum ersten Mal berührt zu haben, ohne zu hören, wie Du meinen Namen sagst. Lass mich nicht an die Front gehen, ohne eine Erinnerung an Dich im Herzen zu tragen."

Das Schicksal ist es ebenfalls, das dafür sorgt, dass nicht nur Elspeths und Daveys Leben aus den Fugen gerät, sondern das vieler anderer Menschen, ganzer Länder. Der Krieg bricht aus und sorgt dafür, dass viele Herzen verloren gehen, viele Lebenslichter erlöschen. Vom Trauma dieser sorgenvollen und grausamen Zeit gerade einigermaßen erholt, trifft es die nächste Generation. Elspeths Tochter Margaret verliebt sich scheinbar Hals über Kopf zwischen den Anschlägen, den Gräueltaten des zweiten Weltkriegs in einen Mann, den sie noch nicht lange kennt, und mit dem sie aufgrund der eingeschränkten Lebenssituationen nur per Post kommunizieren kann. Ein Dejá vu für Elspeth, bei der all die Gefühle, all das Leiden, das sie sorgfältig vergraben hat, wieder aufbrechen und dafür sorgen, dass sie etwas gegen ihre Ruhelosigkeit tun muss. Das dafür sorgt, dass auch Margaret die Chance bekommt etwas über ihre Familie zu erfahren, über die ihre Mutter so lange geschwiegen hat.

"Liebe Margaret,
Nachdenken ist gut. Es unterschiedet Menschen von Küchenschaben.
Mutter"

Liebster, wir wissen wie es ist einen Menschen zu finden, dem man sein Herz schenkt, der einem das Leben bedeutet, doch zum Glück mussten wir nicht die Erfahrung machen ihn an den grausamen Krieg zu verlieren. Schon allein darüber zu lesen macht mich ganz traurig. War es doch so schön gemeinsam mit Elspeth Daveys Briefe zu lesen, über seine forschen Worte zu schmunzeln und auf der anderen Seite ihre etwas biederen und doch munteren Antworten zu erfahren. Wie schrecklich war es, als sie um sein Leben bangen musste. Wie sehr habe ich mit ihr gelitten und doch jedes feine, sanfte und mit so viel Bedacht gewählte Wort der Autorin genossen. Mein Herz ist auf und ab gesprungen, hat sich zusammen gezogen und ist aufgeblüht, bei all der Wärme, die Jessica Brockmole in ihrem Debüt verbreitet.

"Ich habe in London genügend Bücher gekauft, um Dir welche zu schicken, falls du Du wieder Platz in deinem Tornister hast. Wirf doch einfach einen Becher oder Deine Waffen weg. Mach Platz für die wirklich wichtigen Dinge, Liebster!"

Besondere Bücher brauchen besondere Worte. Um ausdrücken zu können wie sehr mich Jessica Brockmoles Debüt berührt hat, wie sie von Liebe und Leid berichtet, das so eng zusammenliegt, und wie grausam der Krieg sein kann, der keine Rücksicht auf einzelne Schicksale nimmt, hatte ich das Gefühl meine Beschreibung gedanklich an jemanden richten zu müssen, der meinem Herzen sehr nah ist. Natürlich rede ich meinen Liebsten nicht mit "Liebster" an und wenn er weiß, dass ich wegen eines Buches weine, dann ist das für ihn ausreichend und die Hintergründe der Geschichte interessieren ihn weniger. Ich hoffe, dass euch dieser kleine kreative Ausflug trotzdem gefallen hat und vor allem dafür sorgt, dass ihr das Buch unbedingt lesen möchtet :)

 

Buchinfo:

Diana (März 2014)
336 Seiten
19,99 €
Originaltitel: Letters from Skye
Übersetzerin: Susanne Goga-Klinkenberg
 






3 Kommentare:

  1. Mir hat das Buch auch sehr, sehr gut gefallen!!!
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. Hallo liebe Nanni,

    ein wunderschöner Post!
    Dieser Roman braucht wirklich besondere Worte - die Du für ihn gefunden hast. <3
    Der Roman hat mir auch unglaublich gut gefallen und sehr berührt.

    Ganz liebe Grüße und Dir noch einen schönen Sonntag,
    Hannah
    http://wonderworld-of-books-from-hannah.blogspot.de/
    <3

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    1. Wow, das ist eine wundervolle Rezension! Und das Buch ist gerade direkt auf meiner Wunschliste gelandet (wie so oft nach deinen Rezensionen).
      LG,
      Julia

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