16.02.15

Ein Mann namens Ove - Frederik Backmann



"Sechs Monate ist es her, dass sie gestorben ist. Und Ove geht noch immer zweimal am Tag durchs Haus und fasst an die Heizkörper, um festzustellen, ob sie heimlich die Temperaturregler hochgedreht hat."

Ove ist 59 Jahre alt und der korrekteste Bewohner der ganzen Straße. Er achtet darauf wer wo parkt, wer seine Hecke zu hoch wachsen lässt, wessen Hund auf unerlaubte Fläche pinkelt und sowieso und überhaupt muss alles seine Ordnung haben. Regeln sind dafür da, um befolgt zu werden. Ansonsten könnte Chaos ausbrechen. Für Ove ein undenkbarer Zustand!

"Er muss an die zwei Meter groß sein. Ove steht jedem Menschen, der größer als 1,85 m ist, instinktiv skeptisch gegenüber. Das Blut schafft es dann nicht bis ins Gehirn, das weiß er aus Erfahrung."

Grummelig und engstirnig, so kennen ihn die Leute aus der Nachbarschaft. Der ein oder andere erinnert sich aber vielleicht auch noch daran, wie Ove früher einmal gewesen ist. Vor dem Tod seiner Frau, der ihn dazu gebracht hat, sich hinter einer hohen Mauer aus schlechter Laune und Missmut zu verstecken. Erst ein trotteliger Mann, seine Frau, die nach dem Motto "Lächle und die Welt lächelt zurück" lebt und deren beiden Kinder, - eins skeptisch, eins mit der Neugier der Kindheit gesegnet-, schaffen es das hervorzulocken, was ganz tief in Ove feststeckt. Ein gutes und freundliches Herz.

"Denn die Leute sagen, dass Ove die Welt immer nur schwarz oder weiß sehe.
Und sie war Farbe. All seine Farbe."

"Ein Mann namens Ove" versteckt - wie sein Protagonist - zwei Seiten: Vergangenheit und Gegenwart. In der Gegenwart ist Ove der verbitterte Alte, der unter dem Tod seiner Frau leidet. Köstlich sind seine Begegnungen mit den neuen Nachbarn, die über seine Art hinwegsehen und ihn damit manchmal zur Weißglut treiben, in erster Linie aber dafür sorgen, dass er sein Herz wieder entdeckt. In den Szenen aus der Vergangenheit erfährt der Leser wie Ove zu dem geworden ist, was er ist. Wie er seine Frau und durch sie die Schönheit der Welt kennen gelernt hat. Diese Absätze sind wunderschön und oftmals sehr berührend, eingerahmt von klugen Worten, die Autor Frederik Backman unerwartet gekonnt, schon fast poetisch einsetzt.

"Aber hätte ihn jemals jemand gefragt, wäre seine Antwort gewesen, er habe nicht gelebt, bevor sie in sein Leben trat. Und als sie es verließ, war es wieder dasselbe."

Manchmal reicht ein Kinderlächeln, der Eigensinn einer Katze und der unbändige Wille einer Mutter, um ein eingefrorenes Herz zu erwärmen. Wichtig ist, sich die Mühe zu machen, hinter eine Fassade zu schauen. Menschen eine Chance zu geben und sie erst einmal kennen zu lernen, bevor unbestätigte Vorurteile einen dicken Keil ins Beziehungsgefüge treiben. Frederik Backman schreibt in seinem erfolgreichen Debüt auf herzliche und erwärmende Art und Weise über Liebe und Zuneigung und wie wichtig es ist, dass man sein Herz für andere Menschen öffnet.

Buchinfo:


Krüger (August 2014)
368 Seiten 
Gebunden mit Schutzumschlag
18,99 €
Übersetzung: Stefanie Werner



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