30.10.15

Applaus für Bronikowski - Kai Weyand



In diesem Jahr macht ein kleiner Roman aus einem unabhängigen Verlag seine Runde. Weckt mit seinem skurrilen Protagonisten Aufmerksamkeit. Landet auf der Hotlist der unabhängigen Verlage und wird für den Deutschen Buchpreis nominiert. Die Rede ist von "Applaus für Bronikowski". Hat man den Roman erst einmal gelesen, weiß man, warum er zu Recht so viel Beachtung bekommen hat.

Nies ist über 30, hat hier und da einen Job, aber nichts so richtig festes, solides wie sein Bruder Bernd. Seit seine Eltern nach Kanada ausgewandert sind, möchte er auch nicht mehr Nies, sondern NC genannt werden, womit er auf den ersten Blick zeigen will, was er von ihrem Wegzug hält. Dass er einen Beruf benötigt, leuchtet ihm ein. Sicherheit usw. schon klar, aber es muss eben auch zu ihm passen. Er ist nun mal nicht so ein Zahlenmensch wie Bernd. Durch einen Zufall gelangt er nicht nur in ein Bestattungsunternehmen, dass gerade einen Mitarbeiter sucht, sondern auch zu einer Begegnung, aus der eine etwas seltsame, aber sehr besondere Freundschaft entwächst.

"Er wollte hinter das Geheimnis der Wörter kommen, wollte verstehen, was sie in ihrem Kern bedeuteten , warum manche so tief in einen eindrangen , als wären sie Messer, und manche an einem abprallten, als wären sie Gummibälle, warum ihr Klang nicht unbedingt ihre Bedeutung widerspiegelte und warum man ihnen hilflos ausgeliefert war. [...] Aber je mehr er las, desto mehr überkam ihn das Gefühl, dass die Wörter gar keine Geheimnisse hatten, dass sie nichts als aus Buchstaben zusammengesetzte Sklaven waren, die demjenigen dienten, der sie sich zu eigen machte."

Protagonisten wie Nies gibt es leider viel zu selten. Schnell wächst mir der junge Mann mit seiner etwas gewöhnungsbedürftigen Weltanschauung ans Herz. Würde es nach ihm gehen, wäre die Welt ganz leicht in Wörter aufzuteilen, aber ihn fragt ja niemand und deshalb ist das Leben komplizierter, als es sein müsste. Außerdem gibt es auch noch Zwischenmenschliche Bedürfnisse und Verknüpfungen, die für Nies in den meisten Fällen ein Rätsel darstellen. Um vieles wird seiner Meinung nach einfach viel zu viel drumherum geredet. In gewisser Form ist er in der Lage tief in den Menschen hineinzublicken, Wahrheiten zu erkennen. Was er allerdings nicht versteht, warum sein Bruder und seine Ex-Freundin glauben, dass Frauen keinen Mann möchten, der Bestatter ist, wo es sich dabei um einen ehrenwerten Beruf handelt. Zudem ist jeder einmal auf die Arbeiten eines Bestatters angewiesen.

Dass seine Mitmenschen oftmals so kompliziert denken, ist für Nies nicht immer ganz einfach. Häufig steht er dadurch unter einen gewissen Grundanspannung, die sich oftmals in unerwarteter Weise Luft macht. Anders ist es mit den Toten. Sie sind so friedlich, so verletzlich in ihrer Situation. Es ist rührend und beeindruckend wie sensibel und respektvoll er mit ihnen umgeht und Verständnis für die Hinterbliebenen und ihre Gefühle hat, die sich oftmals anders verhalten, als man es erwarten würde. Der Tod trägt Geheimnisse zu Tage. Er verletzt, berührt, sorgt in gleicher Weise für Ehrlichkeit, aber auch Verschleierung.

"Sabine wollte ein Bestattungsinstitut, in dem man lachen und weinen durfte. Lachen sei Zauberei, behauptete sie. Denn wer lacht, empfindet keine Angst, und wenn man keine Angst hat, kann man Dinge sehen, die man zuvor nicht gesehen hat. Lachen könne der Trauer nicht den Schmerz nehmen, aber ihr ein anderes Licht geben."

Die Schreibe des Autors Kai Weyand ist klar, auf den Punkt und dennoch von einer gewissen Poesie. Eine Kombination, die mir sehr gut gefallen und perfekt zum Gefühl passt, das der Roman mir vermittelt hat. Passend auch zum Humor der Geschichte, der eigentlich keiner ist, denn das, was der Leser als eine gewissen Ironie einschätzt, worüber er schmunzelt, wird von Nies sehr ernst aufgefasst. Für mich stellt sich die Frage, ob ich (oder wir) einige Dinge mit mehr Ernst betrachten sollten oder ob Protagonist Nies einfach öfter mal bereit sein sollte, dem Leben mit einem Lächeln zu begegnen? Ich mag es sehr, wenn Romane mich mit Denkarbeit zurücklassen. Mit Betrachtungen, die sich je nach Perspektive und Reflexion verändern. Ein Aspekt für den "Applaus für Bronikowski" weitere Pluspunkte von mir bekommt. Zudem ist es die herzlichste, sympathischste und intelligenteste Geschichte, die ich über das Zusammenspiel von Leben und Tod bisher gelesen habe.

Buchinfo:


Wallstein (März 2015)
188 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
19,90 €
Wallstein auf Twitter

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Veranstaltungen zu diesem Buch:


17.11.2015 um 18.00 Uhr Hildesheim, Leselounge der Universitätsbibliothek, Marienburger Platz 22

Lesung



20.01.2016 Mainz, Grünewald und Baum Bestattungen, Heiligkreuzweg 88
Lesung



12.04.2016 Offenburg
Lesung im Rahmen der »Offenburger Literaturtage«



25.04.2016 Ulm, Ulmer Bücherstube, Schuhausgasse 8
Lesung im Rahmen der »Literaturwoche Ulm«


29.10.15

Liebe ist was für Idioten. Wie mich. - Sabine Schoder



Lange habe ich "Liebe ist was für Idioten. Wie mich." vor mir her geschoben. Es hat einfach nicht so schnell mein Interesse geweckt, gibt es doch etliche Jugendromane über Liebe, Verliebtheit und soziale Probleme. Ich war so ahnungslos!! "Liebe ist was für Idioten. Wie mich." ist seit langem das Beste, das ich in diesem Genre gelesen habe.

Vikis Leben ist eher katastrophal. Ihre Mutter ist schon seit langem verstorben, ihr Vater hasst sie und sie hasst Jay Feretty, diesen obercoolen Bandleader aus ihrer Schule. An ihrem 17. Geburtstag passiert dann auch noch ein Unglück, das dem ganzen die Krone aufsetzt. Viki schläft mit Jay Feretty. Volltrunken und im Rausch des Joints, den er ihr angeboten - und sie somit gefügig gemacht hat - landet sie in seinem Bett. Am nächsten Tag kann sie sich an nichts mehr erinnern und als Rache schwärzt sie ihn bei seinen Eltern an. Ein nicht vorhersehbarer Strudel setzt sich in Bewegung.

"Ein Gefühl überwältigt mich. Kaltes, flüssiges Licht, das durch mein Innerstes rauscht und die dunklen Ecken füllt. Worte steigen darin zur Oberfläche, eine blendende Erkenntnis: Dir fehlt etwas, Viki. Etwas Wichtiges.
Etwas, an das ich mich schwach erinnere, wie an einen Geschmack aus der Kindheit. Etwas, das die Zeit in mir verblassen ließ, das sich aus meinen Gedanken schlich, bis ich es verloren habe, ohne es zu vermissen."

Sabine Schoder ist mit ihrem Debüt ein unfassbar wundervoller Roman gelungen, der nicht nur von einer berührenden, echten, tragisch wie schönen Handlung lebt, sondern auch von zwei Protagonisten, die eigentlich zu toll sind, um wahr zu sein, und dennoch so realistisch gestaltet sind, dass es sich dabei um den Jungen von nebenan und das Mädchen aus dem Haus gegenüber handeln könnte.

Viki ist ganz große Klasse. Trotz der Schwierigkeiten, mit denen sie schon lange zu kämpfen hat, ist sie nicht zu einem kleinen Mäuschen geworden, das sich versteckt und sich alles gefallen lässt. Mit ihrem Vater verbindet sie eine Art Hassliebe. Ich glaube schon, dass er sie in gewisser Form liebt, als seine Tochter, als sein eigen Fleisch und Blut, doch der Verlust von Vikis Mutter ist so groß, so schmerzhaft für ihn, dass er alle anderen Gefühle ignoriert. Einzig Wut bahnt sich manchmal den Weg aus seinem Körper. Leider richtet sie sich allzu oft gegen Viki, die den Begriff "elterliche Fürsorge" schon seit langem nur vom Hören-Sagen her kennt. Ziemlich auf sich allein gestellt, hat sie gelernt zu kämpfen. Die Schläge des Schicksals nicht einzustecken, sondern zurückzuschlagen. Ohne tatsächlich gewalttätig zu werden, was aufgrund ihrer Lebensumstände auch nicht verwunderlich
wäre.

"Ich verschwinde, bevor ich die Beherrschung verliere. Eine Konfrontation würde übel ausgehen. Allerdings weiß ich nicht, für wen von uns beiden. Manchmal fürchte ich, ich könnte ihn umbringen. Tatsächlich umbringen, nicht einfach nur damit drohen. Erschreckenderweise hält mich das Strafgesetz davon ab, nicht mein Gewissen. Was macht das aus mir?"

Sie ist kein naives, junges Ding, sondern weiß, das Leben einzuschätzen - die Liebe weniger. Sie ist unglaublich echt. Hat Gefühle, Schwächen und Stärken. Ist cool, aber auch tolpatschig. Kann schlagfertige Gespräche führen, aber auch in dümmliche Sprachlosigkeit verfallen. Hat Ecken und Kanten und wirkt einfach wie mitten aus dem Leben gegriffen, hineingesetzt in diesen großartigen Roman.

Und Jay. Jay Feretty. Wer den Begriff BBF - Book Boyfriend - noch nicht kennt, wird durch Jay den Wunsch verspüren, Fantasie zu Wirklichkeit werden zu lassen. Jay Feretty rockt das Ganze, mit all dem was ihn umgibt. Charme, Charakter und einem undurchsichtigen Geheimnis. Trotz seiner positiven Eigenschaften, wirkt er nicht gekünstelt. Ist nicht aalglatt, hat ausreichend Schwächen, um realistisch zu wirken. Ich verurteile einige seiner Handlungen und dennoch ist er für mich einer der gelungensten männlichen Figuren im Jugendbuchgenre.

"Zuerst spüre ich seine Wärme, einen Druck, ungewohnt, etwas unangenehm. Er hält inne. Seine Lippen berühren mich, seine Zunge gleitet in meinen Mund. Er küsst mich, schrecklich langsam, ich will mehr, ich will alles. Meine Hüften pressen sich gegen ihn. Es fühlt sich gut an, ich bringe uns näher, immer näher, immer näher, bis es nicht mehr weiter geht. Jay stöhnt sanft in meinen Mund."

Sabine Schoder hinterlässt mich immer wieder atemlos. Mehrfach, auf verschiedene Arten. Liebesszenen, die in anderen Ländern zensiert würden, Dialoge, bei denen dir die Spucke wegbleibt, und Momente, die gnadenlos zuschlagen.

Buchinfo:


FISCHER Taschenbuch (August 2015)
352 Seiten
Paperback, Klappenbroschur
Ab 14 Jahre
12,99 €
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26.10.15

Fieber am Morgen - Péter Gárdos



Noch ganz frisch sind die Emotionen zu "Fieber am Morgen", das ich vor zwei Tagen beendet habe. Gedanken dazu haben sich festgesetzt. In meinem Kopf. Und vor allem in meinem Herzen. Eine Liebesgeschichte von ernster Schönheit. Tragisch in Vorgeschichte und Verlauf, aber zum Glück - so viel darf ich verraten - mit Happy End. Wohlverdient.

"Fieber am Morgen" ist die wahre Geschichte des Ungars Miklós Gárdos. Vater des Autors Péter Gárdos. Miklós hat das KZ überlebt, den Aufenthalt bei den Russen, konnte bis nach Schweden fliehen und bekommt nun gesagt, dass ihn eine Krankheit das Leben kosten wird. Nach allem, was er durchgemacht. Nach all diesen Augenblicken, in denen er dem Tod von der Schippe gesprungen ist, will dieser ihn nun tatsächlich für sich selbst beanspruchen. Ohne Miklós. Das lässt er sich nicht bieten. Er ist ein Kämpfer, ein Streiter. Und wenn der Tod ihn haben möchte, dann soll er nur kommen.

" 'Weißt du was, Harry? Dann lass ich mir eben Kiemen wachsen. Er kriegt mich nicht klein.' "

Mit ihm gehen wird er auf keinen Fall. Denn in naher Zukunft möchte er endlich heiraten. Keine Schwedin, sondern eine Ungarin. Eine Frau, die seine Sprache spricht, die - wie er auch - ungarischer Herkunft ist, eine ungarische Seele hat. In Schweden wurden 117 Frauen aufgenommen, die ebenfalls dem Nationalsozialismus entkommen konnten und aus Miklós Heimatstadt stammen. Jeder einzelnen der 117 Frauen schickt er einen Brief mit demselben Text. Einige von ihnen antworten ihm. Doch nur eine kann sein Herz berühren. Lili.

" 'Es gibt keine andere. Entweder sie - oder ich sterbe.' "

Péter Gárdos, preisgekrönter Theater- und Filmregisseur, hat in "Fieber am Morgen" die Liebesgeschichte seiner Eltern aufs Papier gebracht. Rekonstruiert anhand der Liebesbriefe, die sie sich ein halbes Jahr lang hin und her geschrieben haben, und an Erzählungen beider Elternteile, die lange Zeit eher vage waren. Zu tief sitzt auch nach all den Jahren der Schmerz, den die Erlebnisse des Krieges verursacht haben. Narben, die vermutlich nie ganz verheilen und bei zu starker Berührung aufreißen könnten.

" 'Mit der Abscheu muss man vorsichtig sein. Sie kann leicht in Hass umschlagen. Gleich darauf folgt die Aggression. Dann kommt die Ideologie. Und am Ende werden sie in ihrem gesamten Leben nichts anderes mehr tun, als Fliegen zu verfolgen.' "

All dies kann der Leser spüren. In den feinen Worten, die Péter Gárdos wählt, um die zarte Geschichte der beiden Flüchtlinge nachzuerzählen. Schnell weicht der Klang seiner Stimme der von Lili und Miklós, die sich ganz behutsam annähern. Der Kostbarkeit ihrer Liebe bewusst. Einem Lichtblick in einer Zeit, die auch nach ihrem Entkommen aus der Todesmaschinerie, noch allzu düster und bedrückend ist. Das Leben als Flüchtling ist schwierig. Sie sind Fremde in einem fremden Land. Bekommen Hilfe angeboten, aber keiner versteht sie so wirklich. Nur wer dergleichen Herkunft ist, wer ähnliches mitgemacht hat und die von Tod, Schmerz, Leid und Dunkelheit geprägten Erlebnisse am eigenen Körper erfahren hat, weiß wie Krieg und weiterleben sich anfühlen.

"Kleines Kerlchen, noch weißt du nicht, was die Stirn
unseres Erdteils zerfurcht,
für dich hier im Norden war's nur ein Gestirn
das Flugzeug am Himmel, für uns war's Furcht.
[...] "

"Fieber am Morgen" ist ein berührender Roman über Krieg, Liebe und Hoffnung. Die sanfte fast literarische Schreibe des Autors dringt mit einer auf den ersten Blick ungeahnten Heftigkeit unter die Haut. Grausame Erlebnisse, verpackt in die Schönheit der feinen Worte Gardós' schlagen ein und erzielen ihre Wirkung, indem sie dafür sorgen, nichts zu vergessen. Sie haben Kraft. Eine ähnliche Kraft, wie die Liebe seiner Eltern. Eine Kraft, die dazu geführt hat, dass Miklós Gardós etwas schier unglaubliches gelungen ist.

Buchinfo:


Hoffmann und Campe (Oktober 2015)
256 Seiten
Gebunden
22,00 €
Übersetzung: Timea Tankó
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25.10.15

[Reiseproviant] #36

Ihr Lieben,


ich hoffe, ihr habt die Zeitumstellung gut verkraftet und konntet die Stunde mehr - es ist so herrlich sich einzubilden, dass man einen Tag lang die Zeit ausgetrickst hat - gut nutzen. Vielleicht mit Lesen?!

Lesereise:


Im Vergleich zur letzten Woche, in der ich dank der Leseparty ja richtig viel gelesen habe, war mein Lesekonsum in der hinter uns liegenden Woche eher verhaltener. Obwohl ich wirklich tolle Bücher gelesen habe, die mich auf jeder Seite fesseln konnten.
Begonnen hat meine Woche mit dem zweiten Teil von "Lockwood & Co.", den ich noch lieber mochte als den ersten. Die Serie um die jugendlichen Geisterjäger kann ich euch nur empfehlen. Band 3 ist bereits im Buchhandel erhältlich und liegt auch schon bei mir bereit.
Im Buchgeflüster über die Trends der Herbstneuerschinungen, habe ich das Buch "Fieber am Morgen" angesprochen. Ein Roman, angesiedelt im 2. WK, beruhend auf der wahren Liebesgeschichte des Vaters von Autor Peter Gardos. Eine der Neuerscheinungen, auf die ich mich schon im Vorfeld wahnsinnig gefreut habe und die all meine Erwartungen erfüllen und sprachlich wie emotional sogar noch einen oben drauf setzen konnte. Ein heißer Kandidat für das Herzensbuch des Monats.
Und das, obwohl der Oktober mir sowieso schon so viele Leseschätzchen bereitet hat, wie ihr in den positiven Rezensionen der vergangenen Woche lesen könnt.
Heute habe ich dann mit "Black Blade", dem neuen Roman von Jennifer Estep begonnen. Ich bin noch nicht sehr weit, aber ich denke, ich werde an diesem Buch ebenso viel Gefallen finden wie an ihrer "Mythos Academy"-Reihe (die ich immer noch nicht zu Ende gelesen habe, obwohl ich sie so gerne mag ... )

Blogrundreise:


Auf der Frankfurter Buchmesse haben die liebe Anka und ich ein kurzes Gespräch über bloggen und Blogbesuche gehabt. Wir sind uns beide einig, dass es sehr, sehr viele schöne Blogs gibt, dass die Zeit dort vorbei zu schauen, aber immer knapper wird und man deshalb so häufig nur auf den Blogs vorbei schaut, die man sowieso schon seit Jahren kennt. Was sehr schade ist, denn so viele Blogger stecken ganz viel Liebe und Herzblut in ihre Beiträge.

Wie haltet ihr es mit den Blogbesuchen? 
Welche Möglichkeit nutzt ihr, um interessante Blogs bzw. Beiträge verfolgen zu können?

Die liebe Bibliophilin hat das Buch eines Musikers rezensiert, über den Christine Westermann gesagt hat "Alle Frauen sind verliebt in ihn." (Ich weiß, meine liebe Tine, du nicht. Noch nicht ;)) Sein Roman weckt bei ganz vielen Lesern Begeisterung und auch auf meinem SuB liegt er ziemlich weit oben.

Astro Librium hat ein sympathisches Interview mit Kai und Stefanie Hasse geführt, die nicht mehr nur Bloggerin, sondern auch erfolgreiche Autorin ist. Ich selbst lese ihren Roman "Book Elements" gerade auf dem Reader und bin begeistert, wie lässig und spannend die Geschichte ist.

Buecherwurmloch macht mich mit ihrer Rezension zu "Der Wörterschmuggler" sehr neugierig auf dieses Buch.

Lesemomente hatte einen tollen Tag auf der Frankfurter Buchmesse und berichtet von einem spannenden Event beim Piper Verlag.

Auf Vom Lesen und Schreiben gibt es eine begeisterte Meinung zu "Die Straße der Ölsardinen" von John Steinbeck. Einem Autor, der mich schon lange interessiert, von dem ich aber leider immer noch nichts gelesen habe.

Lebensreise:


Gekauft: Schon ganz lange mag ich mir diese netten Magnet Lesezeichen kaufen. Nun habe ich es endlich getan.
In der super süßen Edition der "Die kleine Raupe Nimmersatt" ♥

Genossen: Herbstsonne ♥ Lesend ♥
Auf meinem Balkon ♥

Gewünscht: Ich WILL einen dieser tollen Lesesessel von Ikea!!
Sind sie nicht hübsch? Zudem lässt es sich sehr gemütlich darin sitzen.
Der Mann ist bereits darauf hingewiesen, dass sich Weihnachten nun ja rasant nähert ...

Gebacken: Gedeckter Apfelkuchen mit den Äpfeln aus Schwiegerpapas Garten.
Und weil ich vergessen hatte Sahne zu kaufen, gab's fix gemachte noch ganz frisch warme Vanillesauce aus dem Thermomix dazu. Es war sooooo lecker.


Ich wünsche euch allen einen wundervollen Restsonntag.
Kommt gut in die neue Woche und habt eine spannende Zeit.

24.10.15

Death Marked: Die Magierin der Assassinen - Leah Cypess


Magierin Ileni soll an der Schule verfeindeter Assassinen unterrichten, denn für ihre eigene Zunft ist sie derzeit wertlos. Grund dafür ist der unerklärliche Verlust ihrer eigenen Magie. Ihr Start im Höhlenreich ist jedoch von dunklen Schatten überlagert - ihre Vorgänger sind beide ermordet worden. Welches Schicksal steht Ileni bevor? Und wie hängt der hübsche Sorin mit drin?

Eine Rezension zu "Death Marked" zu schreiben, ringt mir ein tiefes Seufzen ab. Der Inhalt des Jugendfantasyromans klingt so spannend und die vielen positiven Meinungen zum Roman bestätigen diesen Verdacht. Es könnte alles so schön sein, wenn ich mich dem Klappentext und der Kritik an der anderen Leser anschließen könnte. Ich hätte das Buch so gern gemocht.

Begonnen hat es damit, dass ich anfangs überhaupt nicht verstanden habe, was Sorin Ileni da überhaupt alles erklärt. Habe ich etwas übersehen oder wird es tatsächlich wenig erklärt? Lesen des Klappentextes hat mir dann auf die Sprünge geholfen. Der Text liest sich recht schnell, gefühlt passiert aber einfach wenig.

Leider habe ich aber nicht nur zum Inhalt keinen Zugang bekommen, sondern auch zu den Figuren nicht. Mein Gefühl lässt mich lediglich eine oberflächliche Beziehung zu den Protagonisten aufbauen, den Tiefgang, den ich mir gewünscht hätte, habe ich leider nicht bekommen. 

Nachdem ich über die Hälfte gelesen habe, habe ich mich schweren Herzens dazu entschlossen, den Roman abzubrechen. Das Buch zu öffnen und das Gefühl zu haben, es lesen zu müssen, verbessert unsere Beziehung leider nicht. Sehr schade, dass es meinen Geschmack nicht getroffen hat.

Da ich denke, dass es ganz bestimmt Leser gibt, denen das Buch mehr zusagt, würde ich Interessenten, die bereit sind eine Gastrezension zu schreiben, mein Leseexemplar zur Verfügung stellen. 

Buchinfo:

cbj (August 2015)
352 Seiten
Taschenbuch
Ab 12 Jahren
8,99 €
Originaltitel: Death Sworm
Übersetzung: Katja Theiß
cbj auf Facebook
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23.10.15

Morgen ist es vorbei - Kathrin Weßling



"Morgen ist es vorbei" ist ein Roman, der mich auf eine ganz besondere Weise erfasst hat. Der Verlag betitelt ihn mit den schönen Worten "eine Sammlung von Stories über die unerträgliche Fragilität der Liebe und des Liebens". Für mich persönlich ist es vor allem einer der glaubhaftesten Romane des Jahres. Kathrin Weßling spricht die Wahrheit aus. Die nun eben mal mehr, mal weniger schön ist. Für manchen Leser mit bitterem Beigeschmack, aber so ist es nun mal mit der Liebe. Sie kommt unverhofft und manchmal verschwindet sie auch wieder.

"Ich will, dass es nicht aufhört, ich war doch der, der nachts bei dir geklingelt hat, um zu sagen: Bitte geh nicht. So schlicht wird man nämlich in seinen Gefühlen, so heruntergebrochen und einfach."

Ich mag die Worte, die Autorin Kathrin Weßling, deren Debüt "Drüberleben" viele positive Kritikerstimmen einheimsen konnte, für ihre Kurzgeschichten benutzt. Klare, echte Worte, die verdeutlichen, mit welcher Härte Trennungen häufig zuschlagen. Für den Verlassenen fühlt es sich fast immer unverhofft an. Nichts ahnend lebt er seine Beziehung nach seinen Vorstellungen, bis er kalt und brutal in die Realität geholt wird. Wer nichts gemerkt hat, könnte seine eigene Wahrnehmung überdenken. Aber nein, einfacher ist es, nur dem Gegenüber die Schuld zuzuschieben.

"Hätte ich damals natürlich schon ahnen können, dass das nichts Gutes bedeutet, wenn einer immer abhauen will, auch, wenn er es meistens nicht tut. Hätte mir damals schon auffallen müssen, dass das eine ganz bestimmte Art Mensch ist, die es nicht aushält, etwas tun zu müssen, und wenn es nur das Bleiben ist."

So leidet es sich auch viel einfacher. Viel schöner. Genießen wir nicht auch ein bisschen das Leid des Liebeskummers? Die Melancholie, in der wir uns so gern begraben, indem wir passende Musik hören, Bilder anschauen, auf denen wir gemeinsam zu sehen sind und Orte besuchen, die wir gern zu zweit besucht haben? Ist es nicht so, dass uns das Leid, das Liebe auslösen kann ebenso fasziniert, wie das damit einhergehende Glück? Sind es nicht die Emotionen der Liebe, die wir so sehr lieben, wie die Liebe selbst? Emotionen, die wir spüren wollen. Die uns zeigen, dass wir lebendig sind. Von Kathrin Weßling eindringlich und lebensnah herausgearbeitet, so wie ich es noch nie zuvor in einem Buch erlebt habe. Ohne Schnörkel ohne drumherum zu reden. Worte, die mich immer wieder dazu bringen, zu sagen:"Ja, genau so ist es!"

"Denn das ist, wie diese Geschichten enden: keine dramatischen Szenen, kein Applaus, kein letzter Akt. Keiner verbeugt sich, keiner gewinnt etwas. Am Ende liegt man nur im Bett und schläft ein."

Kathrin schöpft für ihre Geschichten aus dem Leben. Wer kennt es nicht? Das weinerliche Telefonat mit der besten Freundin? Den Kummer wegtrinken. Im Suff peinliche Nachrichten an den Ex schreiben. Die Telefonnummer löschen und am nächsten Tag Freunde anflehen, diese wieder herauszurücken. So ist es mit dem Liebeskummer. Er ist da, er gehört zur Liebe und zum Leben dazu und Kathrin Weßling hat ihn für alle greifbar auf's Papier gebracht.

"Dass am Ende nicht alles toll wird, dass Enden einfach Enden sind, die parallel zu Anfängen geschehen, dass diese ganze Spur, die wir ablaufen und Leben nennen, dass die eigentlich aus ganz vielen Spuren besteht und irgendwo setzt irgendwann irgendein Takt ein und ein anderer hört auf, vielleicht gibt es noch einen versteckten Bonus-Track, nachdem zehn Minuten Stille war."

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang. Wir können nicht an allem festhalten, was uns im Leben begegnet. Bei jedem Menschen bleiben, den wir einmal kennengelernt haben. Nicht immer besteht die Möglichkeit sich gemeinsam weiterzuentwickeln.

Ohne eine Träne zu vergießen, sondern eher mit einem Schmunzeln auf den Lippen habe ich Kathrin Weßlings Geschichten gelesen. Nicht alle auf einmal, denn ich wollte mir die Möglichkeit offen halten, jeden Liebeskummer einzeln zu genießen. Ganz ohne bösen Hintergedanken, sondern mit dem Vergnügen mich verstanden zu fühlen.

Buchinfo:


Luchterhand (August 2015)
208 Seiten
Paperback, Klappenbroschur
14,99 €
eBook
11,99 €
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22.10.15

Der Flötenspieler / Bernhard Hennen



Schon vor langer Zeit hat sich Autor Bernhard Hennen mit seinen "Elfen"-Romanen in die Riege meiner Lieblingsautoren geschrieben. Dass er sehr vielfältig ist, nicht nur Fantasy schreibt und junge, talentierte Autoren*innen unterstützt, sondern auch schon Romane im historischen Genre veröffentlicht hat, wusste ich bereits und dennoch bin ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen, einen der Historienromane zu lesen. Umso mehr freute ich mich, als mir Edel:eBooks mitteilte, dass ich bei einem Gewinnspiel seinen historischen Krimi "Der Flötenspieler" gewonnen hatte. Eine aufregende Reise durch die Zeit nahm ihren Anfang.

Schon nach wenigen ersten Sätzen hatte ich das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Wir sprechen vom Jahr 58 v. Chr. Caesar ist bereits auf dem Weg seine Macht auszubauen und - seine laut historischen Berichten spätere Geliebte - Kleopatra VII. noch ein Kind. Ausgestattet mit Charaktereigenschaften, die erahnen lassen, welch manipulative Regentin einmal aus ihr werden wird. Gemeinsam mit ihrem Bruder Ptolemaios XII. hält sie sich in Rom auf, als der Hofschreiber Rechmire brutal ermordet wird.

Isispriesterin Samu nimmt sich sowohl der Aufklärung des Mordes, als auch dem Schutz der jungen Thronfolgerin Kleopatra an und flieht mit ihr nach Pompeij. Dort trifft sie auf den Mediziner Philippos, dem nichts anderes im Kopf herum geistert als der Wunsch, endlich reich zu werden. Ihre Begegnungen häufen sich und sind alles andere als positiv und doch sind die Ägypterin und der Grieche schon bald unerwünscht miteinander verbunden.

Hennen wählt für seinem Roman "Der Flötenspieler" eine Kombination aus Fiktion, historischen Figuren und überlieferten Sagen. Damit übt der Roman eine gewisse Faszination auf den Leser aus und gibt ihm zeitgleich das Gefühl, sich im Setting bereits auszukennen (vorausgesetzt er hat schon mal etwas über Kleopatra / Caesar gelesen oder gesehen).

Das gewisse Etwas des Buches sind seine Hauptfiguren. Sie sind richtig toll konzipiert, haben Charakter und könnten jederzeit aus dem Roman herausgenommen und in einen anderen hineingesetzt werden. Dank ihnen würde auch dieser gut "funktionieren". Samu klug, mutig und schön steht in harmonischem Gegensatz zu Philippos, der es einfach immer wieder schafft sich selbst ins Unglück zu manövrieren. Auf ihre eigene Art erfrischen sie das sonst etwas staubige Genre des historischen Romans, in dem "Der Flötenspieler" mit Lügen, Intrigen, politischen Machtspielen und der Fähigkeit des Autors, die Spannungskurve immer wieder nach oben zu ziehen, einen sicheren Platz findet.

Buchinfo:


Edel:eBooks (November 2012)
2883 KB 
223 Seiten
4,99 €
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21.10.15

[Buchmesse] #fbm15

Wie schon in meinem Messevorbericht erwähnt, sollte sich die Buchmesse in diesem Jahr ganz anders gestalten, als im Vorfeld geplant.
Statt schon donnerstags zu Sarah in den Buchladen am Freiheitsplatz zu fahren und Freitag mit ihr und Tine gemeinsam die Messe zu besuchen und Samstag dann nochmal mit Tine und Eva, ließen mich aktuelle Umstände die Entscheidung treffen, nur am Messefreitag den Weg nach Frankfurt auf mich zu nehmen. Im Nachhinein bin ich zwar sehr traurig meine lieben Freundinnen nicht gesehen und an einigen interessanten Programmpunkten am Samstag nicht teilgenommen zu haben, aber ein Tag Buchmesse ist für Schwangere tatsächlich auch ausreichend.

Der Freitag war auch so unglaublich toll, herzlich, interessant und inspirierend, dass es mich für ganz vieles entschädigt hat.
Da ich zur Zeit leider sehr viele Autofahrten unternehmen muss, entschied ich mich kurzerhand mit dem Zug zur Messe zu fahren. Für mich - mit der Orientierung einer Bratwurst ausgestattet - schon eine kleine Herausforderung, denn den Weg vom Bahnhof zur Messe musste ich laufen. Trotz sehr nettem Gespräch mit einem Velotaxifahrer, lehnte ich diese Art der Fortbewegung aber doch ab. Dafür bin ich viel zu geizig. 

Auf der Buchmesse angekommen, drehte ich zunächst eine gemütliche Runde durch Halle 3.0, in der um 11 das Bloggertreffen der Verlagsgruppe Randomhouse stattfinden sollte. Kurz vor 11 schlich ich schon ein bisschen durch deren üppigen Messestand und traf dort eine meiner Lieblingsautorinnen: Patty Spychalski. Wir plauderten kurz miteinander und verabredeten uns für später auf einen Kaffee. Dann begegnete ich der netten Daggi, die mir ein bisschen traurig berichtete, dass ihr Interview mit einer Autorin stattfinden sollte, die sie gar nicht kennt. Ich erzählte ihr, dass ich Bernhard Aichner für meine Fragen zugeteilt bekommen hätte (jeder Blogger bekam mit der Anmeldebestätigung zwei Fragen für einen der teilnehmenden Autoren), dass dieser zwar sehr attraktiv sei, ich aber nur ganz, ganz selten Krimis lese. Daggi entpuppte sich als Aichner Leserin und Fan und so bot ich ihr an zu tauschen, denn mir ist die junge österreichische Autorin Cornelia Travnicek dank einer Lovelybooks Leserunde nicht ganz unbekannt.

Zur verabredeten Zeit füllte sich der Randomhousestand, ein Durchkommen war kaum möglich und ich stellte mir die Frage, wie die Verlagsmitarbeiter diesen Hühnerhaufen dieses Chaos sortieren wollten. Jeder der teilnehmenden Autor*innen wurde seinem Genre zugeordnet und durfte den dafür markierten Platz einnehmen. Alle Autoren standen geduldig allen Teilnehmern zur Verfügung, doch die meisten wurden von den entsprechenden Interviewern belagert. So nutzte ich die Gunst der Stunde und führte ein kurzes und sehr interessantes Gespräch mit Lilli Beck über ihren Roman "Glück und Glas", die darin beschriebenen Lebensumstände, wie sie selbst die Fortschritte der Zeit erlebt hat und wie schwer es war, nach dem Krieg wieder in ein halbwegs normales Leben zurückzukommen. 

Kathrin Weßling und ich und der Größenunterschied
Dann stürzte ich mich auf Kathrin Weßling, deren Roman "Morgen ist es vorbei" am Wochenende mit Begeisterung gelesen habe. Eine extrem coole und lässige junge Autorin, die ganz nett für Fotos und ein Gespräch darüber, ob ihr Buch über "die Fragilität der Liebe" nun traurig ist oder nicht, zur Verfügung stand. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass sie mir mein Exemplar auch noch so nett signiert hat.

Nach einem kurzen Geplauder Alex, mit der ich ja nun schon zwei Leserunden veranstaltet habe, die ich aber bisher nur einmal kurz treffen konnte, drängelte ich mich dann zu Cornelia Travnicek vor. Nachdem wir eher belanglos geplaudert haben und sie mir meine Fragen beantwortet hat, kamen wir auf ihre Bücher zu sprechen. Ich erzählte ihr, dass ich ihr Debüt "Chucks", das vor vier Jahren erschienen ist, gelesen und nicht gemocht habe. Wir kamen ins Gespräch woran es gelegen haben könnte und Cornelia Travnicek verhielt sich trotz der Kritik sehr offen. Da vier Jahre eine lange Spanne ist, in der sich nicht nur Autoren, sondern auch Leser weiterentwickeln, bot sie mir an, mir das Buch nochmals über ihren Pressekontakt ihres Verlags zur Verfügung zu stellen, wenn ich mich im Gegenzug für einen Re-Read erwärmen könnte. Eine sehr faire Vereinbarung, die ich gerne eingehe. Ich finde es wirklich toll, dass die Autorin sich in dieser Form mit ihren Lesern auseinandersetzt, auch auf die Gefahr hin, dass es mir möglicherweise immer noch nicht gefällt.

Großer Spaß mit Cornelia Travnicek

Dann ein großer Fangirl Moment. Ein Gespräch mit BERNHARD HENNEN!
Ich habe seine Elfenromane verschlungen, geliebt, gelebt.
Und was soll ich sagen: er ist so, so, so sympathisch!
Natürlich, nett und aufgeschlossen.
Wir haben ein wirklich tolles Gespräch über Bücher (die Verrücktheit einer Modernisierung aufgrund einer Neuauflage), Schwangerschaft und den Reitunterricht seiner Tochter geführt. Es war fantastisch!!

Der großartige Bernhard Hennen. Man sieht mir den Glücksmoment vielleicht auch ein bisschen an ...


Nach dem Blog'n'Talk drehte ich noch eine kleine Runde durch Halle 3.0 und kehrte beim Edel Verlag ein. Dort bereitete Karla Paul sich gerade auf ein Interview vor, was viele Neugierige anlockte. Ich führte kurz ein Gespräch mit der sehr netten Edel EBooks Mitarbeiterin Laura Sonnefeld, die mir eine der schönen "Edel & Wild" Jutebeutel schenkte (yeah!).

Das Logo des Verlags ist genial!!


Kurz drauf mein persönliches Messehighlight: Kaffe trinken mit Patty Spychalski. Seit Jahren bin ich eine begeisterte Leserin ihrer Romane und liebe unsere anschließenden Gespräche darüber. Patty ist sehr echt und einfach ein toller Mensch.
Ich kann ihr gegenüber nicht nur Lob äußern, sondern auch meine Kritik. Und das mag ich sehr an ihr.Wir hatten eine tolle Zeit. Haben über belangloses wie tiefgründiges gesprochen und beide das Gefühl gehabt, dass wir uns schon seit langer Zeit kennen. Es war perfekt.
Schade, dass uns so viele Kilometer trennen.

Signierte Bücher ♥


Dann schon das nächste Bloggertreffen. Simone Dalbert vom Blog Buchgeflüster hatte in Kooperation mit den Verlagen Heyne und Atlantik das orbanism space für uns geblockt (nicht gebloggt). Dort versammelten sich viele bekannte und unbekannte Bloggesichter mit der Möglichkeit des Kennenlernens und Austauschs. Es war wirklich toll Büchermenschen zu treffen, die ich lange nicht gesehen habe, und diejenigen, die ich bisher nur via Social Media kannte, einmal persönlich zu treffen. Es waren wirklich nette Gespräche und ich habe die Zeit sehr genossen.
Leider gibt es immer noch die ein oder andere Bloggerin, die ich super gern getroffen hätte. Aber es waren einfach viel zu viele Menschen da, um jeden einzelnen sehen zu können.
Fotos konnte ich dann leider auch keine mehr machen, da sich mein Akku in rasantem Tempo der Leere näherte und ich noch eine Fahrt mit der unzuverlässigen Deutschen Bahn vor mir hatte.

Gemeinsam mit der lieben Anka :)
Bevor ich mich mit dem Zug wieder vom Messetrubel und Frankfurt verabschiedete, unternahm ich noch die ein oder andere Stippvisite bei verschiedenen Verlagen, um dort noch mit den Pressemitarbeitern zu plaudern, die meinen Blog und mich immer so nett betreuen. Dabei konnte ich schon einige vielversprechende Neuerscheinungen entdecken.

An materiellem habe ich (außer Schokolade) in diesem Jahr fast nichts mitgenommen. Keine Leseproben, keine Goodie Bags. Trotz meines riesen großen Rucksacks, war es mir mit meinem Babybauch zu anstrengend auch noch weitere Sachen zu tragen.

Mein Fazit der Buchmesse:
Ich habe unglaublich nette, liebe und herzliche Menschen getroffen, viele unfassbar großartige Momente erlebt.
Es war einfach wundervoll und ich bin jetzt schon traurig, dass ich im März nicht nach Leipzig fahren kann. Zum Glück hat die liebe Primeballerina schon wieder eine Leseparty angekündigt ... ;)


19.10.15

Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke / Karen Joy Fowler



Rosemary Cooke ist bis zu ihrem fünften Lebensjahr ein ganz normales Mädchen. So zumindest ihr eigenes empfinden. Sie redet vielleicht ein bisschen zu viel, aber so schlimm kann es nicht sein, denn sonst hätten die Eltern sie weggegeben und nicht ihre Schwester Fern. Die ist nämlich von einem Tag auf den anderen verschwunden, was nicht nur Rosemary, sondern vor allem ihren Bruder Lowell ziemlich verstört. So sehr, dass er die Familie ebenfalls bald verlässt. Erst sein überraschendes Auftauchen viele Jahre später und die Geständnisse der Mutter das Familienleben betreffen, niedergeschrieben in deren Tagebücher, bringen Licht ins Dunkel der Familiendramatik.

Mehr über den Inhalt des Romans "Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke" zu verraten, wäre glatt leichtsinnig. Zum einen würde ganz viel Spannung verloren gehen, zum anderen ist das Geheimnis um Fern so prekär, dass die Autorin bewusst die ersten 100 Seiten nutzt, um den Leser behutsam auf die Enthüllung von diesem, vorzubereiten. Und dennoch schlägt sie ein wie eine Bombe.

Die Familie Cooke besteht aus einem komplizierten Konstrukt. Beginnen bei den Eltern, zieht sich der negative Verlauf der personellen Entwicklung durch mehrere Generationen. Der Vater hat sich ganz und gar der Wissenschaft verschrieben und opfert dafür schlichtweg alles. Sogar seine eigene Familie. Traurig vor allem deshalb, da seine eigene Wahrnehmung seiner Handlungen durchweg positiv ist. Er empfindet sich als Aufklärer, als Held der Geschichte. Fehler machen andere. Alles wird überspielt oder unter den Tisch gekehrt. Die Mutter passiv, still und verhalten, wird zur Mittäterin. Das Wissen darum treibt sie immer weiter fort vom Geschehen und der Möglichkeit einzugreifen.

Die wirklichen Opfer sind die Kinder. Sie laufen auf der Schiene der Wissenschaft, nehmen Verhaltensmuster an, die mit den äußeren Gegebenheiten konform sind, werden dokumentiert, studiert und gegebenenfalls auch aussortiert. Es kommt jedoch immer eine Generation, in der es ein Mitglied gibt, das aus den familiären Strukturen, aus formgebenden Mustern ausbricht. Der Rebell, der aufbegehrt und die Möglichkeit sieht, etwas verändern zu können.

Ich würde so gern was über das Ende des Romans schreiben, denn das ist so großartig, so wundervoll herzig, dass mir die Tränen kamen, denn auch, wenn sich die vorangegangenen Worte nach einer schwerwiegenden, vielleicht etwas bedrückenden Geschichte anhören, ist es ein ganz wundervoller Roman. Allein der Erzählton der Autorin macht ihn lesenswert. Hinzu kommt eine skurrile Familie und ein nicht ganz ungefährliches, aber irgendwie auch rührendes Experiment, das dafür sorgt, dass ich Rosemary und Fern nie vergessen werde.

Buchinfo:


Manhattan (Mai 2015)
352 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
17,99 €
Originaltitel: We Are All Completely Beside Ourselves
Übersetzung: Marcus Ingendaay

Hier versandkostenfrei bestellen:






18.10.15

[Reiseproviant] #35

Ihr Lieben,


eine aufregende, spannende und interessante Woche neigt sich dem Ende zu. Eine Woche, in der ich in der Welt der Bücher und Buchliebhaber viele neue Bekanntschaften schließen und alte vertiefen konnte. Eine Buchmesse, die unbeschreiblich schön und herzlich war, und eine Leseparty, die sehr viel Freude gemacht hat, waren echte Highlights der letzten Tage. Zur Leseparty habe ich schon einen Post verfasst. Dort findet ihr nähere Infos, wie diese abläuft und worum es geht, denn auch heute kann jeder, der Lust und Laune hat zu lesen, daran teilnehmen. Zur Buchmesse möchte ich in diesem Beitrag nicht allzu viel sagen, da es in der kommenden Woche einen gaaaanz langen Bericht dazu geben wird.

Lesereise:


Auch den Beitrag halte ich heute mal kurz und knapp.
Gelesen habe ich "Glück und Glas" von Lilli Beck (Rezi) und "Der Flötenspieler", einen historischen Krimi von Bernhard Hennen.
Angefangen und aus Gründen des Genießens vorerst zur Seite gelegt, um die einzelnen Geschichte ganz intensiv aufnehmen zu können: "Morgen ist es vorbei" von der super sympathischen Kathrin Wessling.
Außerdem begonnen "Book Elements" von Autorin und Bloggerin Stefanie Hasse (coole Geschichte!) und "Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke" von Karen Joy Fowler, das anders ist, als ich es erwartet hatte, aber ganz großartig und das ich heute unbedingt noch weiter lesen möchte.

Blogrundreise:


Am Freitag Abend wurde der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. 
Sieger sind:

Kategorie Jugendbuch:
"Schneeriese" / S. Kreller / rezensiert von Lesemomente

Kategorie Jugendjury:
"Letztendlich sind wir dem Universum egal" / rezensiert von Damaris liest

Kategorie Bilderbuch:
"Herr Schnuffels" / D. Wiesner (Text, Illustration) / vorgestellt von Bilderbuecherwurm

Kategorie Kinderbuch:
"Der Träumer" / P. Munoz Ryan (Text), P. Sis (Illustration) / rezensiert von Librovision

Kategorie Sachbuch:
"Und dann platzt der Kopf" / C. Röckl / rezensiert von Winfried Stanzer bei Lovelybooks

Sonderpreis für Illustration:

Lebensreise:


Gekocht: Herbstliches Ofengemüse

Gesehen: NDR Kulturjournal mit Buzzaldrins Bücher (Mara Giese), Buchkolumne (Karla Paul) und Christiane vom Büchereck Niendorf

Gefreut: über ein wundervolles gemeinsam Lesen bei der Leseparty

Genossen: Sonntagsmorgen-Lesezeit im Bett


Euch allen eine ganz, ganz wunderbare neue Woche.




17.10.15

Glück und Glas / Lilli Beck



Am 7. Mai 1945 werden in der Frauenklinik in der Münchner Maistraße zwei Mädchen geboren - Hannelore und Marion.
Hannelore stammt aus einer reichen Familie, die ihr Geld seit Generationen mit einer eigenen Schuhfabrik verdient. Marions Mutter ist mittellos, Vater Erich im Krieg in Gefangenschaft geraten und auch nach seiner Freilassung ein gebrochener und für Marion fremder Mann. Den beiden Mädchen sind die finanziellen Unterschiede ihrer Familien, das damit verbundene Leben in verschiedenen sozialen Schichten, völlig gleich. Obwohl vom Charakter her sehr unterschiedlich, spüren sie eine Verbundenheit. Vom Schicksal besiegelt durch den gemeinsamen Tag der Geburt, den sie so oft es geht gemeinsam feiern und der sie immer wieder zusammenführt, egal wohin ihr Leben sie treibt.

Über die Jahre entsteht eine innige Freundschaft, die vielen Höhen und Tiefen und den damit verbundenen Belastungen ausgesetzt ist. Und wie sagte Lores Großvater immer: "Glück und Glas, wie leicht bricht das."

Mit großem Interesse habe ich die Geschichte einer Freundschaft, wie sie in der heutigen Zeit leider viel zu selten anzutreffen ist, verfolgt. Die Erlebnisse Lores und Marions sind zum Teil autobiografisch und so gekonnt mit fiktiven Elementen verwoben, dass daraus ein spannender Roman geworden ist. Lilli Beck verarbeitet etliche Erinnerungen und hält das Setting sehr nah an der Realität. So ist der Roman nicht nur die Geschichte einer großartigen Freundschaft, sondern auch eine Reise durch die Historie unseres Landes. Informativ und zugleich unterhaltsam. Ohne den belehrenden Charakter eines Unterrichts fühle ich mich wie auf einer Zeitreise.

Begleitet man - so wie hier - zwei Protagonistinnen von Geburt an bis ins hohe Lebensalter durch viele ihrer Lebensabschnitte, durchläuft mit ihnen gute wie schlechte Tage, und betrachtet sie bei der Ausbildung verschiedenster Charaktereigenschaften, ist es, als würde man sie persönlich kennen. Ein Gefühl der Vertrautheit entsteht und schon bald weiß man, wie die jeweilige Person auf bestimmte Handlungen reagieren wird. Spannung geht dadurch aber nicht verloren.

Schnell ist klar, Marion ist eine Kämpferin. Von Geburt an, sonst wäre sie schon an diesem Tag gestorben. Unterernährt wie sie und ihre Mutter durch die Härte des Krieges waren. Armut und Entbehrungen, Neid auf ihre Schönheit, lehren sie all ihre Stärke aufzubringen, um durchs Leben zu kommen. Lore hingegen ist die mütterliche der Beiden. Immer den Wunsch nach Harmonie und eine große Portion Hilfsbereitschaft in sich tragend.

"Glück und Glas" ist ein lesenswerter Roman. Lilli Beck führt uns kurzweilig durch die deutsche Geschichte, nietet Einblicke in die Veränderungen des jeweiligen Jahrzehnts, in Fortschritt und Neuerungen und zeigt, dass Freundschaften zu den wichtigsten Dingen im Leben zählen.

Buchinfo:


Blanvalet (August 2015)
512 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
19,99 €
Lilli Beck auf Facebook
Blanvalet auf Facebook
Blanvalet auf Twitter
Blanvalet auf Instagram

Hier versandkostenfrei bestellen:







15.10.15

[Geplauder] Buchmesse und Leseparty



Endlich ist es soweit. Seit fast einem Jahr fiebern wir leseverrückten Buchliebhaber einem ganz bestimmten Ereignis entgegen: Der Frankfurter Buchmesse.

Nach der Messe ist vor der Messe.

So ging es auch mir, als ich im letzten Jahr erschöpft aber glücklich gemeinsam mit meiner lieben Freundin Tine die Heimreise aus Frankfurt antrat. Mein persönlicher Schwur: im nächsten Jahr unbedingt freitags auf die Messe gehen und mindestens zwei Tage.

Vor einiger Zeit dann die Entwicklung des ultimativen Masterplans. Donnerstag Nachmittag fahren Tine und ich zu Sarah, besuchen sie im Buchladen am Freiheitsplatz, um ein bisschen zu schmökern, Bücher anzuschauen und auch welche zu kaufen, Freitag dann gemeinsam zur Messe und Samstag noch einmal zusammen mit Tine und Eva, die ich beide schon viel zu lange nicht gesehen habe.

Aber wie so oft schießt das Leben quer und macht einen Strich durch die Rechnung. Aus persönlichen, leider nicht so ganz angenehmen Gründen, muss ich mich dafür entscheiden die Buchmesse an nur einem Tag zu besuchen. Eine schwierige Entscheidung, bei der es leider irgendwie viel zu viele Abstriche gibt. Nach langem hin und her und etlichen Überlegungen, bin ich zu dem Entschluss gekommen am Freitag zu fahren. Einige Termine, Bloggertreffen und nette Gespräche stehen an, von denen ich dann in den nächsten Tagen berichten werde.



Für alle daheimbleibenden oder diejenigen, die wie ich die Buchmesse nur an ein oder zwei Tagen besuchen, gibt es wie auch schon im Frühjahr zur Leipziger Buchmesse eine LESEPARTY.
Veranstaltet wird sie von der lieben Jess, die auf ihrem Blog alle Teilnehmer listet, so dass ihr die Möglichkeit habt das Party geschehen auf verschiedenen Kanälen zu verfolgen. 
Meine Posts dazu findet ihr hauptsächlich auf Twitter und Instagram. Dort ist das aktualisieren nun mal leider am einfachsten. Ich versuche euch aber auch hier auf dem laufenden zu halten. Alle Neuerungen bzgl. der / meiner Leseparty findet ihr auf den Social Media Kanälen über den Hashtag #leseparty und hier in diesem Post.



Start 10:00 Uhr:

Mein Start hat sich ein wenig verzögert, da ich mit dem Mann verabredet hatte, dass wir gemeinsam frühstücken, wenn er seine erste Unterrichtsstunde hinter sich hat (er ist Fahrschullehrer), er aber gerne mal ein bisschen herum trödelt. Leider versteht er nicht die Dringlichkeit eines pünktlichen Starts einer Leseparty ;) 
Zunächst griff ich zu "Glück und Glas" von Lilli Beck, das ich schon am Montag begonnen habe und heute beenden möchte (was mir auch gelungen ist. Ein sehr interessantes und unterhaltsames Buch über die Wichtigkeit von Freundschaft. Teils autobiografisch. Rezi folgt).
Zwischendrin habe ich viel zu viel Zeit in Sozialen Netzwerken verbracht und das Treiben der anderen Partygäste beobachtet. 
Jetzt mache ich eine kurze Lespause, werde mein Bahnticket für die morgige Buchmessereise ordern und Po und Augen entspannen und mir einen Tee kochen.

Nachmittag:

Weiter geht's mit "Morgen ist es vorbei" von Kathrin Weßling.

Gerade vier Wochen verheiratet und dann ein Buch über Liebeskummer lesen? Geht!
Ich mag es. Denn es erzählt nicht nur vom Kummer, der durch die Liebe ausgelöst werden kann, sondern auch von der Emotionalität, die mit der Liebe einhergeht. Jeder, der schon mal verliebt war weiß, dass es gerade diese Gefühle sind, die gefallen. Auch, wenn sie zu Verletzungen führen können.
Ich habe das Buch bis zur Hälfte durchgelesen und werde es nun zur Seite legen. Es ist eine Kurzgeschichtensammlung und kann gut in Etappen gelesen werden. Es löst in mir den Wunsch aus, es mir aufzuteilen. 
Neben dem Lesen habe ich natürlich auch noch andere Dinge getan. 
Mit Mama telefoniert, ein Rezept fürs Putenfrikassee, das es heute Abend geben wird, rausgesucht, getwittert und -instagramt, und ein bisschen meine Ruhe genossen. Aktuell kämpfe ich mit einem Rezensions-eBook, das einfach nicht von meinem PC auf den Reader möchte. Ich bin mir gerade noch gar nicht so ganz sicher woran das liegt. Möglicherweise an der Widerspenstigkeit des Readers (er ist verärgert, weil ich ihn zu selten nutze ...).

Am Abend:

Sollte der Reader gleich funktionieren, werde ich evtl. damit weiterlesen. Darauf befindet sich "Der Flötenspieler" von Bernhard Hennen. Bisher lese ich fast nur nachts mit dem Reader, wenn ich nicht schlafen kann (was seit Anschaffung des Readers deutlich seltener geworden ist ...). Dadurch zerliest sich das Buch ein bisschen, was schade ist, denn eigentlich mag ich den historischen Roman.
Evtl. werde ich aber auch Lockwood Teil 2 "Der wispernde Schädel" lesen. Band 3 "Die raunende Maske" erscheint am 19. Oktober im cbj Verlag, also ist es höchste Eisenbahn die spannende Serie endlich weiterzulesen. Seit Tagen reizt mich das Buch schon.

14.10.15

Späte Einsichten / David Leavitt



Je größer die Begeisterung für einen Roman, desto schwieriger ist es, diese in eigene Worte zu fassen. Vor allem dann, wenn der Autor selbst so brillant und klug schreibt, dass die Faszination für seine Fähigkeit psychische Vorgänge zu skizzieren, für Sprachlosigkeit sorgt. Oder Wortlosigkeit - in meinem Fall.

"Meine große Schwäche ist, dass ich den Fluss der Zeit nicht akzeptieren kann. Ich will gegen das Verblassen der Erinnerung durch die Zeit ankämpfen. Ein ganz und gar vergeblicher Versuch, weil - vielleicht hast du das auch bemerkt - gerade die Erinnerungen, die wir am häufigsten beschwören, am schnellsten verblassen und durch - wie soll ich sagen - eine Art Erinnerungsfiktion ersetzt werden."

Zur Handlung: Schauplatz ist Lissabon im Jahr 1940. Pete und Julia leben dort, weil Julia jüdischer Abstammung ist. Wohl fühlt sie sich dort nicht. Aber wo gefällt es ihr schon? Sie fühlt sich nirgends Zuhause. Ist immer unruhig. Viele alternative Möglichkeiten gibt es derzeit aber auch nicht. Fast alle Länder, in denen Julia zu leben erwägt, sind zu gefährlich für sie. Ihre Unzufriedenheit scheint sich zu ändern, als sie Iris und Edward kennenlernen. Sie freunden sich mit dem Pärchen an. Es kommt dazu, dass Leidenschaft entfacht und Liebe von einer neuen Perspektive betrachtet wird.

"Ich fand es unheimlich. Für mich ist ein Charakterwandel immer beängstigender als ein Sinneswandel."

David Leavitt ist es gelungen mich zu überraschen. Warum? Ich habe mich zwar auf einen guten Roman eingestellt, aber eben nicht auf einen solch guten. Handlungen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Die der Verlag glücklicherweise auch nicht im Klappentext veröffentlicht, sondern für den Leser im Geheimen hält. Wie eine kleine Entdeckungsreise liest man sich durch die Wahrheiten, die von Leavitt nur nach und nach serviert werden.

"Ich verstand, dass ich in Ermangelung eines drängenden Wunsches oder Ziels mein Leben lang nach einem Zweck außerhalb meiner selbst gesucht hatte, der mich gewissermaßen huckepack tragen würde."

Dieses psychologische Geschick, dass Leavitt an den Tag legt. Beeindruckend! Klare Worte, Strukturen wie aus dem Lehrbuch. Und doch erkenne ich sie erst nach etlichen Seiten. Trotz Erfahrung mit derlei Handlungsformen, gelingt es Leavitts Figuren auch mich zu täuschen. Sich zu verstecken hinter Handlungsmustern, mit denen sie ihre gespielte Realität, ihr Wunschdenken ausleben, um sich so vor der Wirklichkeit zu verstecken. Wie schnell gerät sie einem dabei aus den Augen.

"Und ich dachte: Natürlich. Er kann die Szenen anderer Leute nicht ertragen - nur seine eigenen."

Ich habe mir etliche Notizen zu den Figuren des Romans gemacht und verzichte nun darauf, diese zu veröffentlichen, denn dieselbe Überraschung, die mich erfasst hat, das Staunen, dass Leavitt so häufig mit seinen charmanten und betörenden Worten, hinter denen so viel Berechnung steckt, ausgelöst hat, soll jeder Leser selbst erfahren.

Buchinfo:


Hoffmann und Campe (September 2015)
304 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
20,00 €
Originaltitel: The Two Hotel Francforts
Übersetzung: Georg Deggerich
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Hier versandkostenfrei bestellen:



12.10.15

Silber. Das dritte Buch der Träume - Kerstin Gier



Am 8. Oktober ist der dritte und damit Finale Band der Silber Trilogie erschienen. Ein Buch, das von vielen, vielen Lesern sehnsüchtig erwartet wurde. Geheimnisse, die von der Autorin in gekonnter Arbeit über zwei Bände hinweg aufgebaut wurden, sollen sich hier zur Freude der Leser entflechten und deren Anspannung, ob sie mit ihren im Vorfeld getätigten Vermutungen richtig liegen, auflösen.

Auch ich war in gespannter Erwartung, wie Kerstin Gier ihren Finalband konzipiert. Mit Teil 1 konnte sie mich nicht vollends begeistern, "das zweite Buch der Träume" hat schon für mehr Begeisterung meinerseits gesorgt und so war meine Hoffnung auf einen sehr spannenden dritten Teil doch recht groß.

Wie das so ist, mit Erwartungen: meistens werden sie enttäuscht. Schlecht reden möchte ich das Buch nicht, denn es hat trotz der nun folgenden Kritik zu kurzweiliger Unterhaltung gesorgt, aber es ist eben - das ist natürlich meine ganz eigene subjektive Meinung - nicht Kerstin Giers beste Reihe.

Wo soll ich anfangen? Wo aufhören?

Spannung gab es, aber erst nach über 100 Seiten und sowieso habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob das nun alles ist und sie tatsächlich so offensichtlich mit der negativen Figur des Romans umgeht, wie es sich für mich anfühlte.

Der rote Faden ... ist wenig stramm gewesen und hat so einige Kurven genommen. Das hat den Lesefluss immer mal wieder gehemmt. Schade.

Die Figuren sind allesamt toll. Denn das ist und bleibt nun mal Kerstin Giers Stärke. Sie kann unheimlich tolle, unglaublich witzige und ziemlich nervige Charaktere aus ihrer Fantasie zaubern. Immer sind sie so, dass man sie gerne mal persönlich treffen möchte. Selbst die, die sich eher ätzend verhalten.

Aufgrund dieser Fähigkeit lebendige Figuren zu erschaffen, die mit viel Liebe zum Detail mit Charaktereigenschaften ausgestattet werden, sind die zwischenmenschlichen Abschnitte - Familientreffen, Geplauder unter Freundinnen, nächtliche Eskapaden in der Traumwelt etc. - immer wieder das größere Vergnügen im Roman und als Leser freut man sich regelrecht endlich wieder zu solch einem Abschnitt zu gelangen. Es spricht also eigentlich nichts dagegen, die Geschichte reichlich damit zu bestücken. Bekommt der Leser jedoch das Gefühl, dass diese als Lückenfüller genutzt werden bzw. dafür das Buch in die Länge zu ziehen, sind sie vielleicht in falschem Maß eingesetzt.

Kerstin Gier ist und bleibt eine der sympathischsten und humorvollsten Autorinnen. Und auch, wenn "Silber" für mich keine super starke Trilogie ist, habe ich sie ganz gern gelesen. Das darin abgedruckte lässige Nachwort der Autorin sorgt definitiv dafür, dass ich auch kommende Romane mit Freude erwarten und lesen werde.

Buchinfo:


FISCHER FJB (Oktober 2015)
464 Seiten
19,99€
Ab 14 Jahren
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Reiheninfo:


Silber. Das dritte Buch der Träume

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