06.11.15

[7 auf einen Streich - ein Literatur Interview] Tine vom Blog Lesemomente

 Seit einiger Zeit brodelt es in mir. Gedanken wollen hinaus, suchen das passende Sprachrohr.
Lang ist der Weg von einer Idee zum Projekt.
Schon eine ganze Weile überlege ich, wie ich ein Interview gestalten kann, dass durch Wiederholung der selben Fragen eine Konstante bietet, und für Literaturbegeisterte aller Sparten gleichermaßen interessant und beantwortbar ist. Bisher sind auf Fantasie und Träumerei lediglich Autor*Innen zu Wort gekommen, nun möchte ich, dass auch Blogger*Innen, Buchhändler*Innen, Verlagsmitarbeiter*Innen etc. für einen interessanten Meinungsaustausch auf meinem Blog sorgen. 
7 auf einen Streich - ein Literatur Interview ist geboren.
Und ich freue mich ganz besonders, dass die Fragen der ersten Ausgabe von meiner lieben Freundin und Bloggerkollegin Tine beantwortet wurden.


Tine ist Jahrgang '85 und bloggt seit über 5 Jahren. Seit einem Anbieterwechsel 2013 ist ihr Blog Lesemomente auf WordPress zu finden und zeigt sich dort in schlichter Schönheit. Dass die gebürtige Nordfriesin nicht nur leidenschaftlich gerne liest und bloggt, sondern in ihrer Freizeit auch viel fotografiert, sieht man der ansprechenden Gestaltung des Blogs und ihrer Beiträge auf den ersten Blick an. Sie ist Pädagogin von ganzem Herzen, was sich häufig in ihrer Auswahl an sozialkritischen Jugendbüchern spiegelt. Sie liest eigentlich querbeet, nennt als Lieblingsgenres aber Jugendbuch und Fantasy. Ihre Meinung äußert sie in kurzen, knackigen Rezis, die neben Berichten zu literarischen Themen, einem wöchentlichen Sonntagsgeplauder und einem jährlichen Beitrag zum Deutschen Jugendliteraturpreis, regelmäßig auf Lesemomente zu finden sind.

Header des Blogs Lesemomente
(Bildrechte: C. Johannsen)

1.      Welche*r Autor*in deiner Kindheit hat dich am meisten beeinflusst?

Puh, das ist schwierig. Ich habe in meiner Kindheit so viel gelesen, dass ich keine Rücksicht auf Lieblingsautoren nehmen konnte. Dann hätten einfach nicht genügend Bücher zur Auswahl gestanden. ;)
Ich hatte aber viele Bücher (und vor allem auch Kassetten) von Astrid Lindgren: „Die Kinder von Bullerbü“, „Michel aus Lönneberga“, „Pippi Langstrumpf“. So war zum Beispiel auch „Die Brüder Löwenherz“ das erste Buch, bei dem ich beim Lesen weinen musste – und ich traue mich bis jetzt nicht, es noch ein Mal zu lesen.


2.      Welches Buch empfiehlst / verschenkst du am häufigsten??

Grundsätzlich verschenke ich gar nicht so viele Bücher, merke ich gerade. Welche Bücher ich aber sehr viel empfehle und teilweise auch schon verschenkt habe, sind Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer, „Gute Geister“ von Kathryn Stockett und „Der große Trip: TausendMeilen durch die Wildnis zu mir selbst“ von Cheryl Strayed. Alles drei sind Bücher, die viel mit mir gemacht haben. Deswegen glaube ich, dass sie auch andere Menschen bewegen und unterhalten können.
Abgesehen davon finde ich es total spannend, ganz verschiedenen Leuten Bücher zu empfehlen. Man macht mir mit der Frage „Ich möchte gerne ein Buch zu diesem und jenem Thema lesen. Hast du eine Idee?“ eine riesige Freude.

3.      Was macht für dich den Reiz am Lesen aus?

Zum einen schätze ich am Lesen, dass ich einfach mal abtauchen und die Welt ausschalten kann. Ich bin dann wirklich weg, vergesse Sorgen, Ängste und den Alltagsstress (zumindest bei einem guten Buch) und tauche nach einiger Lesezeit erholt und befriedigt wieder auf.
Zum anderen glaube ich, dass beim Lesen auch die eigenen Emotionen auf ganz besondere Weise kanalisiert werden. Oha! Manchmal fällt es einem leichter, mit einer geliebten Romanfigur zu weinen und Mitleid zu haben, als mit einem selbst. Teilweise genieße ich es richtig, am Ende eines Buches ein paar Tränen zu verdrücken. Ich denke, dass man dadurch eigene Anspannung und eventuell Trauer lösen kann.

4.      Was erwartest du von einem „guten“ Buch?

Eben genau das, was ich zu der vorherigen Frage schon geschrieben habe: Ich erwarte, dass mich ein gutes Buch so gut unterhält, dass ich vom Alltag abgelenkt bin. Ich erwarte, dass ich mit den Charakteren mitfühlen kann: lachen, weinen, trauern und Spaß haben.
Ich erwarte, dass ich Abenteuer miterleben kann – und das ganz sicher und ungefährlich von meinem Lesesessel aus. Denn wer möchte schon wirklich gegen Orks und dunkle Zauberer kämpfen?

Manchmal erwarte ich von einem guten Buch auch, dass es mich selbst ein Stückchen verändert, mich in Gedanken weiterbringt und neue Ideen in mir auslöst. Das gilt aber nicht für alle Bücher, sondern kommt ganz auf meine Stimmung an.

5.      Gedöns, Dingsbums, Trallafitti – welche Worte nerven dich in Rezensionen am meisten?

Ich mag das Wort „Schreibe“ nicht. Irgendwie klingt es immer, als wäre es kein richtiges Wort. „Schreibweise“ finde ich aber auch nicht immer passend. Ansonsten fällt mir gerade nichts Besonderes ein. In meinen eigenen Rezensionen nervt es mich, dass ich das Adjektiv „leichtlesig“ so oft verwende. Also: Wenn jemand einen guten Ersatz dafür hat: Immer her damit!

6.      Welche deiner Lesegewohnheiten würdest du gerne ändern, schaffst es aber nicht?

Die Frage ist leicht: Ich würde es so gerne schaffen, das Handy beim Lesen zur Seite zu legen. Warum das für mich so schwer ist, weiß ich nicht. Ständig gucke ich darauf. Scrolle mich durch WhatsApp und Facebook, obwohl doch nichts Neues passiert. Warum eigentlich? Vielleicht gibt diese Frage hier doch noch ein Mal den nötigen Anstoß, um das Handy zumindest sonntags für ein paar Stunden mal ganz weit weg zu legen.

7.      Literaturszene, Lesegewohnheiten und Buchtrends sind dynamische Komponenten. Welche Entwicklung empfindest du in diesen Bereichen (einem dieser Bereiche) als besonders positiv?

Was für eine Frage zum Schluss … ! Zur Literaturszene und ihrer Entwicklung kann ich gar nicht so viel zu sagen, da ich diese nicht vielfältig genug verfolge. Die ganzen Diskussionen zum Thema Buchblogs vs. Feuilleton interessieren mich ehrlich gesagt nicht wirklich, da sie mein eigenes Leseverhalten nicht beeinflussen.
Ich bin wirklich dankbar dafür, dass die Fantasyliteratur durch die „ Herr der Ringe“-Filme so einen Aufschwung erhalten hat und von einer breiten Masse gelesen wird. So gibt es für mich mehr Auswahl.
Und ganz besonderes freue ich mich, dass ich in Jugendbüchern endlich weniger Liebesdreiecksgeschichten lesen muss. DAS war nämlich ein ganz furchtbarer Trend. 



7 Kommentare:

  1. <3 <3 <3
    Ich freue mich, dass ich den Anfang machen durfte. :)

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  2. Das ist ja eine interessante Idee und die Fragen sind auch toll ausgewählt! Ich bin schon gespannt, wen du da so alles interviewst in der nächsten Zeit.

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    1. Freut mich, dass es dir gefällt :)
      Ich habe Samstag mit Tine telefoniert und ihr erzählt, dass der Beitrag viele Besucher hatte, aber leider immer so wenig kommentiert wird. Wir waren uns beide einig, dass du bestimmt noch kommentierst, worüber wir uns sehr freuen :)

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    2. Oh, na, da freu ich mich ja, wenn ich so einen "Ruf" habe. *gg*

      Und mir ist eingefallen, dass ich ja auch hierzu noch etwas schreiben wollte: "Manchmal fällt es einem leichter, mit einer geliebten Romanfigur zu weinen und Mitleid zu haben, als mit einem selbst. Teilweise genieße ich es richtig, am Ende eines Buches ein paar Tränen zu verdrücken. Ich denke, dass man dadurch eigene Anspannung und eventuell Trauer lösen kann"
      Das kann ich so voll und ganz unterschreiben! Ich bin bei Romanen und TV-Serien viel näher am Wasser gebaut als sonst, was ich immer etwas seltsam gefunden habe. Aber bei mir ist es auch so, dass ich es manchmal genieße, wenn am Ende eines Buches ein paar Tränchen fließen - und ich habe tatsächlich den Eindruck, dass das gewissermaßen eine reinigende Wirkung hat.

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  3. Die Fragen 5 und 6 haben mir besonders gut gefallen! Es macht Spaß, über eine mögliche eigene Antwort nachzudenken.
    Freue mich auf mehr.
    Grüßchen
    Aly mit den drei KuhKatzen

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    1. Liebe Aly,

      vielen Dank für deinen netten Kommentar :)
      Freut mich, dass dir das Interviewformat bzw. die Fragen gefallen.

      LG Nanni

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