17.12.15

Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford - James McBride



„Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ beruht auf der wahren Figur des Freiheitskämpfers Old John Brown. Als einer der ersten wenigen rief er Ende des 19. Jahrhunderts zum Aufstand gegen die Sklaverei auf. National Book Award Preisträger James McBride hat diese beeindruckende historische Figur in einen Roman gepackt, der von eben diesen Aufständen berichtet, vom großen Massaker von Pottawatomie und wie schwierig es war, die Menschen zum Umdenken zu bewegen.

Als Old John Brown in den Barbierladen von Dutch Henry kommt, begegnet er dort Henry Shackleford und seinem Vater, die beide als Dutch Henrys Sklaven dort leben. Zunächst versucht Old John Brown seine eigene Identität zu verheimlichen, doch als Aufständischer ist er bereits weit bekannt und wird für ein prächtiges Kopfgeld gesucht. Dutch Henry erkennt ihn, es kommt zum Kampf und Old John Brown muss fliehen. Mit im Gepäck – Henry Shackleford, den er für ein kleines Mädchen hält und so auch im Hauptquartier seiner Bande vorstellt. Ein Image, das Henry während aller Kämpfe, die er von nun an mit Old John Brwon und dessen Anhängerschaft führt, anhaften bleibt.

James McBride hat ein sehr spannendes Thema aufgegriffen, dass durch Einbindung der historischen Figur Old John Brown, noch interessanter wird. Er verdeutlicht, wie schwierig es gewesen ist, die Menschen zum umdenken zu bewegen, um so die Sklaverei abzuschaffen. Letztendlich hat er auf viele Tricks und leider auch Gewalt zurückgegriffen, um überhaupt auch nur eine kleine Veränderung zu erwirken. Die Abschaffung der Sklaverei schien nicht nur für die „Master“ ein Problem, sondern auch für die Sklaven selbst, die sich durch jahrelange Unterdrückung so sehr an ihre Stellung gewöhnt hatten, dass sie zunächst nichts mit der neu gewonnenen Freiheit anfangen konnten, was ich als sehr schockierend empfinde.

Mit Henry Shackleford beim Adventslesemarathon

Sehr gern mag ich den Erzählton McBrides. Mit dem er sowohl die passende schelmische Stimmung, sowie die Kampfeslust der Männer, aber auch die Skepsis vieler Menschen, rüber bringen kann.

Trotz des lesenswerten Themas, habe ich ein paar kleine Kritikpunkte an der Umsetzung des Romans. Die Figur des Old John Brown ist ganz großartig dargestellt. Er ist pfiffig, mutig, steht ein für sein Wort und hat das Herz am rechten Fleck. Er hebt sich aus der breiten Masse ab und wird so zu einer Figur, die dem Leser im Gedächtnis bleibt, was er angesichts dessen, was er in der Geschichte des Kampfes gegen die Sklaverei geleistet hat, verdient hat. Weniger gut bin ich mit der Figur des Henry Shackleford zurecht gekommen. Er ist jedoch der Ich-Erzähler des Romans. Wenn zwischen Erzähler und Leser die Chemie nicht stimmt, ist das ja leider immer eine schlechte Ausgangsposition. Zudem lies sich der Roman zwar schnell lesen, könnte aber mit ein paar Seiten weniger die Geschichte noch genauso gut erzählen.


„Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ ist ein Roman, der verdeutlicht, wie schwer es war, aus der Sklaverei zu entkommen. Die Betroffenen zu einer neuen Denkweise und noch viel mehr zum Handeln zu bewegen. Old John Brown ist es gelungen ein Fünkchen der Hoffnung zu entzünden und mit seinem eigenen Mut ganze Felder in Flammen zu setzen. Letztendlich hat es leider noch sehr lange gedauert, bis wirklich ein Umdenken stattgefunden und die Sklaverei rechtmäßig vor dem Gesetz abgeschafft wurde. Menschen wie er sind von Nöten, um solche Wege beschreiten zu können.  

Buchinfo:


btb (September 2015) 
464 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
19,99 €
Originaltitel: The Good Lord Bird 
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence

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Weitere Rezensionen:

Buchlese


5 Kommentare:

  1. Hey, mich würde interessieren, inwiefern du mit dem Erzähler nicht zurecht gekommen bist? Aus ihm resultiert nämlich der Erzählton, der dir so gut gefällt. Henry schafft es, völlig unschuldig auf die damaligen Verhältnisse zu schauen, da er noch ein Kind ist. Wichtig ist meiner Meinung auch, dass er eine persönliche Entwicklung durchmacht, quasi erwachsen wird. Diese Ebene kommt in deiner Rezension ein wenig zu kurz.
    "Das verrückte Tagebuch des Henry Shakleford" ist aber auch eins meiner Liebingsbücher :) Ich würde es jedoch auf Englisch lesen, wenn möglich. Schon allein der deutsche Titel ist schrecklich und greift nicht das, worum es eigentlich geht.

    Christina

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    1. Hallo Christina,

      der Erzählton gefällt mir auch, aber ich bin mit der Figur des Henry einfach nicht warm geworden. Ich konnte keine Sympathien zu ihm aufbauen. Anders als zu Old John Brown, weshalb ich in meiner Rezension den Fokus vermutlich eher auf ihn, als auf Henry lege.
      Hast du auch eine Rezi zu dem Buch geschrieben? Wenn du mir den Link dazu zukommen lässt, setze ich ihn gern unter meine Rezi, so dass meine Leser auch noch eine uneingeschränkt begeisterte Meinung dazu anschauen können.

      Liebe Grüße
      Nanni

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  2. Hey Nanni,

    leider habe ich noch keine Rezension zu diesem Buch. Mein Blog ist noch im Aufbau :)

    Schöne Weihnachtszeit dir,
    Christina

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    1. Hallo Christina,

      melde dich gern nochmal, wenn es soweit ist :)
      Danke. Dir ebenfalls eine fröhliche und entspannte Weihnachtszeit :)

      Liebe Grüße
      Nanni

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  3. Liebe Nanni,

    mein Blog steht nun und ich habe zum Buch auch eine Rezension geschrieben. Der Blog ist noch etwas leer, meine ersten Schritte in der Blogsphäre sind noch zaghaft, aber nach und nach werde ich ihn mit hoffentlich guten Lesetipps fühlen. Ich habe dich verlinkt, wenn es okay für dich ist. Hier ist auch mein Link: https://buchlese.wordpress.com/2016/01/17/the-good-lord-bird-james-mcbride/
    Ich freue mich auf deinen Besuch :)
    Viele Grüße,
    Christina

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Nanni