08.01.16

[7 auf einen Streich - ein literarisches Interview] Pinkfisch



Mit Sarah, die im Netz unter dem Namen Pinkfisch Bücher empfiehlt, plaudert und zwitschert, bin ich schon seit einigen Jahren befreundet. Sie ist ein echtes Allroundtalent, backt und kocht vegan, ist Vielleserin und Buchhändlerin aus Leidenschaft.

Quelle: Pinkfisch.net


1. Welche*r Autor*in deiner Kindheit hat dich am meisten beeinflusst?

Das ist eine interessante Frage. Ich habe zwar bereits als Kind sehr viel gelesen (in der Bücherei gab es damals ein Limit von fünf Büchern pro Ausleihkarte. Ich habe die von meiner Mutter und Schwester meist mitgehabt und so mein Kontingent auf 15 erhöhen können ;-)) aber ein Besuch im Buchladen war selten. Ich habe mich also durch meine örtliche Bibliothek gelesen und dort habe ich wirklich ganz klassisch begonnen: Enid Blyton in allen Facetten (und ich habe sie geliebt!), Thomas Brezina, Die drei Fragezeichen und natürlich TKKG. Später dann Teenie-Romanzen und Ballettbücher, warum auch immer. Ich glaube aber, das, was ich dann als Jugendliche las, da gab es zwei Autoren, die mich sehr beeindruckt haben. Zum einen war das Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, was sich so sehr von allem bisherigen unterschied und mich enorm beeindruckte und dann Ephraim Kishon, da hatten meine Eltern fast alle Bände. Ich fand ihn schon früh unheimlich lustig, ein Meister der Satire und das waren so meine ersten "Erwachsenen"-Bücher. Mein Vater hatte immer eine ganze Bücherwand in seinem Arbeitszimmer, sehr viel Fachliteratur, aber auch Witziges und Schräges. Da war ich ziemlich oft am Stöbern und das habe ich von ihm auch mitgenommen: Bücher und Bildung, das hat Macht und dein Bücherregal sagt viel über Dich aus. Ach und natürlich muss ich ein Buch noch im speziellen nennen: "Bitte nicht lesen oder der aufregendste Sommer im Leben des Nelson Jaqua" von Monte Merrick. Das bekam ich zu meinem 13. Geburtstag, meine Mama fand den Titel so witzig. Es ist eine Abenteuergeschichte von drei Freunden, die beschließen in der Nachbarschaft einen angeblichen Mord aufzuklären. Es geht um Spannung, die erste Liebe, Familienkrach und Freundschaften die sich bewähren müssen. Der Roman wird von Nelson selbst verfasst, der später mal Schriftsteller werden will. Ich habe das Buch sicherlich 20 Mal gelesen und werde es immer wieder tun. Es hat für mich alles, was es braucht um Jugendliche zu begeistern und auch als Erwachsene lese ich es immer wieder. Kann das nicht bitte nochmal jemand neu auflegen? Danke! 

2. Welches Buch empfiehlst / verschenkst du am häufigsten??

Also so einen Top-Favoriten gibt es da eigentlich nicht. Die Empfehlungen wechseln ja immer wieder über die Jahre, auch wenn es da Dauerbrenner gibt. Verschenkt wird ebenfalls sehr abwechslungsreich, da ich sehr unterschiedliche Leserinnen und Leser um mich habe. Ein paar Dauerbrenner aus demnächst 13 Jahren Buchhandel:
Glückskind von Steven Uhly 
Miss Lizzie von Walter Satterswhaite 
Schloss aus Glas von Jeanette Walls 
Kafka am Strand von Haruki Murakami 
84, Charing Cross Road von Helene Hanff

3. Was macht für dich den Reiz am Lesen aus?

Ganz oft lese ich die Phrase, dass man beim Lesen in "andere Welten" flüchtet. Dieses Flüchten hat mich schon immer gestört. Ich wähle, ganz bewusst, wie andere Leute das mit ihren Hobbies auch tun, meine Zeit zum Lesen und die Orte, an die mich die Bücher im Kopf bringen. Ich mag mein Leben wie es ist und die Bücher geben ihm lediglich noch ein paar Orte und Menschen mehr, die dazugehören. 

4. Was erwartest du von einem „guten“ Buch?

Es muss etwas mit mir machen. Etwas mit mir anstellen. Ob das ein Krimi, Belletristik, Jugendbuch oder Sachbuch ist – ganz egal. Durch manche Literatur kämpfe ich mich durch und bin am Ende denoch froh, durchgehalten zu haben, auch wenn sie mich Kraft kostet. Manchmal weine ich bei einem sprachlich eher durchschnittlichen Roman. Und hier und da führt ein Buch dazu, dass ich Entscheidungen treffe, die mein Leben verändern. Solche Bücher möchte ich lesen! 

5. Gedöns, Dingsbums, Trallafitti – welche Worte nerven dich in Rezensionen am meisten?

Meist ist es eher der Stil, in dem Rezensionen verfasst werden und selten einzelne Worte. Ich finde die klassische Aufteilung wie in der Schule ganz grässlich, vor allem wenn sie sehr starr ist und die Inhaltsangabe viel mehr verrät als sie sollte und das Fazit aus einem dürren "Hat mir gefallen!" besteht. Genauso Spoiler – da habe ich einen Horror vor und lese daher die meisten Rezensionen erst später, wenn ich mich austauschen möchte. Ansonsten denke ich, manche Sachen sind einfach nicht mein Fall, als Beispiel: Lange Booktuber-Videos, wo fünf Minuten vergehen, bevor überhaupt über das Buch gesprochen wird. Ich mags lieber kurz und knapp, aber das habe ich bisher selten gefunden. 

6. Welche deiner Lesegewohnheiten würdest du gerne ändern, schaffst es aber nicht?

An Gewohnheiten fällt mir da nicht allzuviel ein. Ich schlafe zu oft beim Lesen ein! Das ist vorallem schade, wenn ich gerade Zeit hätte und dann einfach wegdöse. Und ich sollte ein bißchen weniger Bücher hamstern, mein RuB ist wirklich ausgiebig gefüllt und dank der zweimal im Jahr kommenden Leseexemplarflut ist der Abbau auch wirklich eher schwierig. 

7. Literaturszene, Lesegewohnheiten und Buchtrends sind dynamische Komponenten. Welche Entwicklung empfindest du in diesen Bereichen (einem dieser Bereiche) als besonders positiv? 

Ich mag Blogs und ich lese sehr viele davon. Ich mag die Einblicke in Lebenswelten, ich mag es, dass dahinter sehr unterschiedliche Leserinnen und Leser stecken und ich schätze den Austausch via Facebook und Twitter sehr, weil dieser mir ermöglicht auch abseits meiner klassischen Pfade Inspirationen zu finden. Da ist viel ins Rollen gekommen, finde ich, auch seitens der Verlage. Ich bin Social Media Fan seit vielen Jahren und bin damit großgeworden, das Netz gibt einem unheimlich viele Möglichkeiten. Und es ist doch schön: trotz Smartphone, Tablet und Laptop sitzen wir alle am Ende des Tages da und schlagen ein Buch auf. Ganz für uns allein. Um dann später wieder gemeinsam zu diskutieren, uns auszutauschen und im Kontakt zu stehen. I love it!


Vielen Dank, liebe Sarah, für deine spannenden Antworten!

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