16.02.17

Trümmerkind - Mechtild Borrmann



In ihrem neuen Roman "Trümmerkind" beschreibt die mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnete Bestseller-Autorin Mechtild Borrmann das Leben eines Findelkinds im vom Krieg zerstörten Hamburg von 1946 / 1947. Spannung und historisches Zeitgeschehen miteinander zu verknüpfen, versteht Borrmann, die auch für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis nominiert war, wie keine andere deutsche Autorin. Dies stellt sie mit ihren Bestsellern "Wer das Schweigen bricht", "Der Geiger" und "Die andere Hälfte der Hoffnung" und ihrem neuen Roman "Trümmerkind" eindrucksvoll unter Beweis.
Der kleinen Hanno Dietz schlägt sich mit seiner Mutter im Hamburg der Nachkriegsjahre durch. Steine klopfen, Altmetall suchen, Schwarzhandel - das ist sein Alltag. Eines Tages entdeckt er in den Trümmern eine Tote – und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, der erstaunlich gut gekleidet ist. Das Kind spricht kein Wort, Verwandte sind nicht auffindbar. Und so wächst das Findelkind bei den Dietzens auf. Jahre später kommt das einstige Trümmerkind durch Zufall einem Verbrechen auf die Spur, das auf fatale Weise mit seiner Familie verknüpft ist …
(Text & Cover: (c) Droemer Knaur, Foto: (c) N. Eppner)

Seit mir Die Liebe zu den Büchern im letzten Jahr Mechtild Borrmann empfohlen hat, weiß ich, dass diese Autorin zur Riege der SchriftstellerInnen gehört, die jedes Thema spannend zu Papier bringen können. In ihrem neusten Roman "Trümmerkind" hat sie sich einer Zeit angenommen, in der so manches Verbrechen vertuscht und Vergehen an Menschen heruntergespielt wurde.

Mechtild Borrmann nutzt verschiedene Zeitebenen, die von ihr mit dem entsprechenden Datum gekennzeichnet werden. Eine davon ist das Jahr 1946, das vom Krieg belastet, zu einer Tortur für viele Familien wird. Die einen leben in Armut und Not, hungern und bangen um ihre Familien, die anderen werden für das zur Rechenschaft gezogen, was sie im Krieg getan haben. Mittelsmänner und Handlanger werden aufgespürt, um für ihre schlimmen Vergehen an Menschen vor Gericht gebracht zu werden.

Verbrechen, die noch Jahre später an Familien haften. Schuld, die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Ein unerklärbarer Druck lastet auf Kindern und Kindeskindern. Eins von ihnen ist Anna. Tochter einer Alkoholikerin mit geheimnisvoller Vergangenheit. Anna weiß lediglich, dass ihre Mutter in der Nachkriegszeit geflohen ist, in Australien gelebt hat und es ihr Leben lang nie recht geschafft hat, Fuß zu fassen. Verwandte kennt sie keine, Fragen nach ihrer Jugend wiegelt die Mutter ärgerlich ab.

Von Anfang an ist klar, irgendwann werden die verschiedenen Erzählstränge aufeinander zulaufen. Doch wie und welcher Form, das findet der Leser so schnell nicht heraus. 

Borrmann ist eine Meisterin der feinen Kriminalliteratur. Ihre Schreibe ist harmonisch, fast ein wenig sanft im Ton und doch so hart in dem was sie erzählt. Immer wieder gelingt es ihr mich bis ins Mark zu erschüttern. Ein Gefühl, das ich schon vom Lesen ihres Romans "Die andere Hälfte der Hoffnung " kenne.

Irgendwann glaube ich zu ahnen, worauf die Erzählstränge zulaufen. Wann sie wo zu einem perfekten Teppich historischer Ereignisse und persönlicher Erlebnisse verwoben werden. Doch ich habe meine Rechnung ohne die Autorin gemacht. Ein plötzlicher Plottwist, ein schockierender Moment des Erkennens einer grauenhaften Tat und der Gedanke daran, dass Borrmann mich wieder einmal überraschen konnte. Spannung aufbauen, diese halten und kurz vor Ende noch einmal steigern - das kann sie. Das ist es, was dazu führt, das ich auch diesen Roman wieder innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe.

Dass sie die Frage der Schuld, die in fast allen Romanen, die sich mit den Nachkriegsgenerationen beschäftigen, sehr offensichtlich einbaut, nimmt der Spannung nichts. Es rundet die Geschichte zu einem Roman ab, der mit Sicherheit viele Leser begeistern kann.


Knaur (November 2016)
304 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
19,99 €
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2 Kommentare:

  1. Oh, und noch ein Buch der Autorin, welches total interessant klingt. Ich muss wirklich dringend mal was von ihr lesen.

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    1. Ganz unbedingt. Das hier dürfte dir thematisch sehr zusagen :)

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