05.02.18

Die Legende von Shikanoko 01: Die Herrscher der acht Inseln | Lian Hearn




Shikanoko ist eigentlich nur der Sohn eines einfachen Vasallen. Doch als er von einem Magier eine übernatürliche Maske vermacht bekommt, wird aus ihm das Kind des Hirsches, und er verfügt fortan über magische Fähigkeiten und besonderes Kampfgeschick. Als der alte Kaiser stirbt, gerät Shikanoko in die Fänge des Fürstabts, der alles daransetzt, die höchste Macht im Land – den Lotusthron – an sich zu reißen. Shikanoko muss fliehen und entkommt dabei mehr als einmal nur knapp dem Tod. Doch er muss unbedingt Aki finden, die Herbstprinzessin, die er liebt, und die ein großes Geheimnis verbirgt. Denn in ihrer Obhut befindet sich niemand anderes als der rechtmäßige Nachfolger für den legendären Lotusthron.
Mystisch und martialisch – der erste Teil des großen neuen Fantasy-Epos von Bestsellerautorin Lian Hearn, das dem ›Otori‹-Zyklus um nichts nachsteht: ebenso brachial, ebenso brillant!
(Text & Cover: © Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)


Vor vielen Jahren bin ich auf die Autorin Lian Hearn gestoßen. Ihre Reihe "Der Clan der Otori" hat mich sofort begeistert und auf eine gewisse Art gefesselt. So anders war das Settting, angesiedelt in japanischer Kultur. Keine kitschverliebten jungen Paare, kein Weltschmerz, keine Fabelwesen à la Werwolf und trotzdem eine ganz magische Atmosphäre. 

Als ich dann im FISCHER Sauerländer Programm entdeckt habe, dass eine weitere Reihe von ihr veröffentlicht wird, die ebenfalls in Japan (oder einer fiktiven Kopie davon) spielt, habe ich mich sehr gefreut. Gemeinsam mit Damaris vom Blog Damaris liest, habe ich mich der Aufgabe gestellt den über 500 Seiten dicken Epos zu lesen, der tatsächlich eine Herausforderung darstellt.

Dies ist keinesfalls negativ gemeint und doch kann ich verstehen, dass es Leser gibt, die mit der Geschichte um Shikanoko, den Sohn des Hirschs, der alles verloren und vieles gefunden hat, nicht so richtig klar kommen. Lian Hearn schreibt fesselnd, schreibt schlicht, aber eindringlich und drückt sich gekonnt aus und trotzdem ist es nicht ganz leicht sich auf ihre Schreibe und ihre Gedankengänge einzulassen.

Vieles ist fremd. Und wie wir wissen, ist es für uns oft schwierig uns auf fremdes einzulassen. Ob wir wollen oder nicht - oft gibt es eine Sperre im Kopf, die einen Riegel vorschiebt, bevor wir schnell genug sind das Fremde einzulassen. Gegen diesen Riegel musste ich tatsächlich hin und wieder ankämpfen. Auch deshalb, weil ich keine Vorkenntnisse habe, was japanische Kultur betrifft. 

Da wäre z.B. die Verehrung von Geistern. Tierischer sowie menschlicher Art. Sie werden hochgelobt, sind allwissend, können beratend und stärkend zur Seite stehen, aber sie können dich auch in eine Falle locken. Können hinterlistig und gemein sein. Manchmal kommt es zur sexuellen Vereinigung mit Geistern (menschlicher und tierischer Natur - was mich wohl am meisten verstört hat). Geister bleiben. Sie sterben zunächst nicht, sondern nur ihre leibliche Hülle, und können in neue Körper schlüpfen. Hätte ich all das vorher gewusst, hätte ich mir manche Irritation erspart. Letztendlich bin ich dadurch aber nicht dümmer geworden. Ganz im Gegenteil. Dank Lian Hearn habe ich einiges gelernt.





Unter anderem auch wie die Machtverhältnisse verteilt sind. Ein Diener dient. Bis in den Tod, würde lieber für den Herrn sterben, als ohne ihn weiterzuleben. Eine Schande wäre es, wenn man sich nicht für den Herrn oder die Herrin opfert. Oftmals ist der Freitod der einzige Weg, um Schande zu entgehen. Glaubensdinge, die so anders sind, als in unserer westlichen Kultur.

Angesiedelt ist die Geschichte in einer historischen Zeit. Sie ist sehr mystisch und geheimnisvoll. Ich folgte vielen verschlungenen Pfaden, die mir mitunter sinnlos erschienen, sich später aber als wichtig entpuppten. Einige Gedankengänge sind noch unaufgeklärt. Es folgt noch eine Fortsetzung, die bei Fischer Sauerländer unter dem Titel "Die Legende von Shikanoko. Fürst des schwarzen Waldes" am 22. Februar 2018 erscheinen wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich darin vielen Lösungen begegnen werde.

Diese sind nicht immer klar ersichtlich. Lian Hearn denkt in verschlungenen, klugen Pfaden und erwartet das auch von ihren Lesern. Auch das mögen manche nicht so gerne, ich finde es toll, wenn mich einE AutorIn so herausfordert. Wenn ich nicht einem simplen Weg folge, sondern mich auch mal auf (in diesem Fall) ihre Denkweise einlassen muss. Nur so können wir den eigenen Horizont erweitern. 

"Die Legende von Shikanoko" ist kein 0815 Buch für jedermann. Es ist eigensinnig und hat einiges zu bieten. Der mystische Teil erinnert mich sehr an die Werke von Marion Zimmer Bradley, aber handwerklich gefällt mir Hearn noch ein bisschen besser. Ich wünsche dem Buch Leser, die bereit sind sich auf eine Geschichte einzulassen, die sich von einer breiten Masse Jugendbücher abhebt, die Blickwinkel und Wissensschatz erweitert. 


Buchinfo:

592 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
19,99 € 
ÜBERSETZUNG: Sibylle Schmidt

Weitere Rezensionen:


Soziale Netzwerke:

FISCHER auf Facebook
FISCHER auf Twitter
FISCHER auf Instagram


Rezension & Fotos: © 2018, Nanni Eppner

1 Kommentar:

  1. Liebe Nanni,
    es war mir eine Freude (und auch Motivation), dieses Buch mit dir gemeinsam zu lesen. Das können wir beim Nachfolger sehr gerne wiederholen ;-). Deine Rezension gibt einen sehr guten Einblick, genau so habe ich das Buch empfunden.
    Grüße dich ganz lieb,
    Damaris

    AntwortenLöschen

Hallo,
schön, dass du hier her gefunden hast. Ich freue mich über deinen Kommentar.
Mit dem Absenden deines Kommentars gibst du dich einverstanden, die bestehenden Datenschutzbestimmungen (s. entsprechende Seite auf meinem Blog) zu akzeptieren.
Liebe Grüße,
Nanni