24.09.13

Gleis 4 - Franz Hohler

Klappentext:


Eigentlich will Isabelle nur für ein paar unbeschwerte Tage in den Urlaub nach Italien fliegen. Doch dann bricht der ältere Herr, der ihr am Bahnhof zum Flughafen freundlicherweise den Koffer zu den Gleisen hinaufträgt, plötzlich tot zusammen. Und damit gerät Isabelle in eine ebenso ungeheuerliche wie geheimnisvolle Geschichte, die ihr gewohntes Leben völlig durcheinanderrüttelt. 


Autor:(Quelle: Luchterhand)


Franz Hohler wurde 1943 in Biel, Schweiz, geboren, er lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes. Franz Hohler ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. erhielt er 2002 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor und 2005 den Kunstpreis der Stadt Zürich. Sein Werk erscheint seit über vierzig Jahren im Luchterhand Verlag.


Eigene Meinung:


Wie ich der Vita Franz Hohlers entnehmen konnte, ist er ein renommierter Autor, der bereits viele Preise gewonnen hat und auf einige Werke zurückblicken kann. Mir war er bis dato unbekannt, doch der Beginn des Romans hat mich angelockt. Hat mich neugierig gemacht auf einen Roman, der angeblich seiner Schreibe nach dem Aufbau eines Krimis ähnelt, ohne einer zu sein.

„ `Darf ich ihnen den Koffer tragen?´ Hätte sie geahnt, was dieser Satz für Folgen hatte, sie hätte abgelehnt, höflich, aber entschieden, sie wäre ihrer kleinen Stimme, die sie zu hören glaubte und die ihr zuraunte: `Nicht!´gefolgt, hätte rechtsum kehrtgemacht und schnellen Schrittes ihren Rollkoffer hinter sich hergezogen, bis ins Bahnhofscafé, um der unerwarteten Freundlichkeit eines fremden Mannes zu entgehen. Hinterher lässt sich so etwas gut denken, aber im Moment sprach nichts gegen die Annahme dieser Hilfe.“ 

In jedem Roman steckt ein Stück seines Autors. Franz Hohler begegnet mir als eigensinniger Mann, der entgegen aller Konventionen seine eigene Art zu schreiben entwickelt. Ja, sein Roman „Gleis 4“ ist tatsächlich wie ein Krimi aufgebaut. Daran ist nicht nur der Tote schuld, der unverhofft stirbt, als er höflichst seine Hilfe anbietet, sondern vor allem das, was hinter ihm steckt. Damit zeichnet Hohler auf, wie spannend ein einzelner Mensch sein kann. Sein Lebensweg, seine Herkunft, seine Pläne und sein Schicksal. Wie oft verschwindet dies in der Masse?

Doch nicht, wenn man vorher einem Menschen wie Isabelle begegnet. Sie hält die Augen offen, achtet auf Kleinigkeiten. Interessiert sich. Ihr streut der Autor immer wieder kleine Häppchen hin, lockt sie und den Leser immer tiefer ins Leben des Verstorben, der zwei verschiedene Namen zu besitzen scheint. Im Grunde sind es Geschichten in der Geschichte, die jedoch nicht erzählt werden. Denn mit jedem kleinen Happen über den Toten hat der Leser schon wieder eine Idee was dahinter stecken könnte. Manchmal sind die Vorahnungen richtig, manchmal führt der Autor uns jedoch auf eine falsche Fährte. Es darf eine neue Geschichte erdacht werden. Wer nun jedoch denkt, das ist wie bei den Krimis zum mit raten, der hat sich geschnitten. Hohler geht keine verschiedenen Wege. Er erzählt solide weiter und ich sehe ihn regelrecht schmunzeln darüber, wie der Leer sich mitunter in Vorstellungen verliert.

„Gleis 4“ ist für mich ein Roman voller Authentizität. Er erinnert mich sofort wieder an meinen Aufenthalt in der Schweiz. Ich kann die Luft um den Züri See förmlich riechen. Aber auch seine Charaktere sind es. Nicht gewöhnlich, aber echt. Bis hin ins kleinste Details. Und sie tun das, was viele Menschen ihr Leben lang tun. Sie suchen. Nach der Vergangenheit eines Unbekannten, aber auch nach der eigenen.


Fazit:


Franz Hohler ist ein bekannter, in 1943 geborener schweizer Autor, der schon mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Unter anderem dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Das kann ich nachvollziehen. Irgendwie ist sein Roman „Gleis 4“ ernst und gleichzeitig wohnt ihm eine ganz eigene Form von Humor inne. Irgendwie eine Mischung aus Satire und schwarzem Humor, eigensinnig und verblüffend zugleich. Vor allem intelligent und spannend konzipiert. Mir gefällt`s. Ich werde mich definitiv auch an andere Werke von ihm wagen. 


Buchinfo:

Luchterhand (Juli 2013)
224 Seiten
17,99 €
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