24.02.14

Die Frau, die nie fror - Elisabeth Elo



Pirio Kasparov, das ist sie, die Frau, die nie fror, und deshalb für viele ein unerklärliches Rätsel darstellt. Am meisten für sich selbst, denn Pirio kann sich das Phänomen so lange Zeit im Eiswasser überlebt zu haben, nicht erklären.
 
Woher die Fähigkeit kommt weiß weder sie, noch die Navy, die sich aus spionagetechnischen Gründen sehr dafür interessiert. Ob es wohl Vererbung ist? Auch das kann Pirio nicht so genau sagen, denn der Kontakt zu ihrer Familie ist, sagen wir mal - schwierig. Der Vater ein einflussreicher Mann, dem man nichts recht machen kann, die Mutter eine Künstlerin, voller Poesie und so windig und kaum greifbar, dass es nicht verwunderlich ist, dass der Tod sich ihrer bemächtigt hat, bevor Pirios Vater dies tun konnte.
 
Nicht zu wissen, warum Pirio die Fähigkeit ist die eine Sache, nicht zu wissen, wer sie überhaupt in diese Situation gebracht hat eine andere. Eine die Pirio anfangs nicht so sehr, später immer beschäftigt. Korruption, Macht und Grenzüberschreitungen spielen hier eine nicht ganz unwichtige Rolle.
 
Auf einmal ist Pirios Leben, das bisher relativ geordnet war, durcheinander. Zuvor gab es für sie ihren Job in der Parfummanufaktur ihres Vaters, ihre beste Freundin Thomasina, die zwar sehr häufig aus dem Ruder läuft, dies aber in einer Regelmäßigkeit tut, dass es schon fast wieder überschaubar ist, und deren Sohn Noah, Pirios Patenkind, um den sie sich während Thomasinas Ausschweifungen dank übermäßigem Alkoholgenusses kümmert. Doch seit dem Unfall auf See steht Pirio unerwartet im Mittelpunkt, hat unverhoffte Freunde, aber auch unverhoffte Feinde.
 
Ein großes Schlagwort des Romans ist Identität, denn das ist es was Pirio neben dem Verursacher des Unfalls eigentlich sucht. Damit geht sie fast kongruent mit ihrem Patenkind Noah, dessen Vater beim Schiffsunglück verstarb. Die Familie, die ihm noch bleibt, besteht einzig aus seiner versoffenen Mutter, die ihn zwar liebt, aber nicht in der Lage ist ihn zu versorgen. Seine Großeltern väterlicherseits glauben nicht einmal, das er mit ihnen verwandt ist. Wie soll er da wissen, wer er ist.
 
Die Szenen um Noah haben mir am besten gefallen. Sie waren für mich am emotionalsten. Eine Eigenschaft, die im übrigen Verlauf des Romans etwas unter geht. Im Vordergrund steht hier, anders als von mir erwartet, der Kriminalfall des Schiffsunglücks. Auch, wenn Pirio eigenständig ermittelt, fällt dieses Buch ins Genre Krimi. Und dafür fehlte mir dann ein wenig Spannung. Der letzte Kick, der mich ans Buch fesselt und in mir den Wunsch weckt pirio bei ihren Ermittlungen helfen zu wollen.
 
Ich hatte mir mehr Persönlichkeit, mehr Pirio, mehr aus dem rahmen fallen gewünscht. Hinter "Die Frau, die nie fror" hätte ich mir eine besondere Protagonistin gewünscht und nicht nur eine Patentante, die eher alltägliche Identitäts- und Beziehungsprobleme hat, da sie aus einem verkorksten Elternhaus stammt.
 
Elisabeth Elo hat sich mit ihrem Debüt Mühe gegeben, konnte mich mit ihrer flüssigen und bildlichen Schreibe und ihren größtenteils sympathischen Protagonisten immer wieder zum Buch hinlocken. Es gibt viele interessante Passagen, aber dadurch, dass vieles vorrausschaubar ist, mir manchmal Brücken fehlen und einige Dinge offen bleiben und das Gewicht der Dinge, die mich interessieren und derer, die ich eher nebensächlich finde, noch etwas unausgegoren ist, konnte mich die Autorin nicht zu 100 % überzeugen. Einem nächsten Roman aus ihrer Feder würde ich jedoch wieder eine Chance geben.
 
 
 

Buchinfo:

 
Ullstein HC (Februar 2014)
512 Seiten
19,99 €
Übersetzung: Kathrin Bielfeldt
Lovelybooks Leserunde: hier
 
Vielen Dank an den Ullstein Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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