04.09.14

Der Wald der träumenden Geschichten / Malcolm McNeill

Der Wald der träumenden Geschichten

" Sie wollten einen unversehrten Menschen voller Träume um sich haben. Jemanden, der die Träume in ihr eigenes Leben zurücktragen konnte."

Max ist noch ein Junge, als er von Forbes, dem Mann mit der Hakenhand, und seiner Frau Alice adoptiert wird. Niemand sonst wollte ihn haben, denn irgendwie wirkte er schon immer ein bisschen sonderbar. Der Junge, der kleine Kobold, der plötzlich einfach so auftauchte. Es geht ihm gut bei seinen Pflegeeltern, doch irgendetwas zieht an ihm, lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Es ist die Sehnsucht nach seinen richtigen Eltern. Seinen immerwährenden Eltern, die sicherlich ihre Gründe dafür hatten, ihn verlassen zu müssen. In seiner Fantasie erdenkt er sich etliche solcher Gründe, bis er eines Tages einer Idee nachgeht, die ihn nicht mehr loslässt. Und plötzlich befindet er sich in einem Abenteuer ungeahnten Ausmaßes.

" 'Beim Lesen', raunte der Mann, 'erfährst du, wer du wirklich bist. Du findest Spuren von dir selbst, Teile, von denen du zuerst nichts geahnt hast.' "

Eine Bibliothek ist es, die Max dazu bringt sich auf die Reise zu begeben. Lesen, neue Geschichten erleben, das ist es, was den Reisegeist in Max weckt. Die Unruhe in ihm erst richtig entflammt. Max erfährt das, was vielen Lesern passiert. Die Fantasie beflügelt ihn so sehr, dass er lieber seine Träume ausleben möchte.

"Gibt es womöglich andere Welten, die nicht real sind?, fragte er sich. Was meinen die Leute damit, wenn sie jemanden auffordern, 'in der Realität' zu leben? Das setzt doch voraus, dass es noch etwas anderes als die Realität gibt, oder nicht?"

Realität und Wirklichkeit verschwimmen. Nicht nur für Max, sondern für uns Alle. Träume, Sehnsüchte, Hoffnungen. Der Wunsch nach Veränderungen, nach Abenteuern. Aber auch danach Hoffnungen erfüllen zu können. Ängsten begegnen zu können und diese mutig zu bekämpfen. Ängste wie vergessen zu werden oder jemanden vermissen zu müssen. Wie gut würde es vielen Menschen tun, würden sie ihren Träumen etwas mehr Raum lassen. Ihre Fantasie wieder in Gang bringen und dieser die Möglichkeit lassen sich frei zu entfalten. Menschen wollen immer alles erklären, aber es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Das Schicksal schlägt manchmal eine Weg ein, der nicht nachvollziehbar ist und das ist auch gut so.


"Sie lebten in separaten Welten; glitten lautlos aneinander vorüber wie Raumschiffe, und zwischen ihnen war nur noch Kälte und leerer Raum."

"Der Wald der träumenden Geschichten" ist ein unglaubliches, ein grandioses Debüt eines Engländers, der schon viele Träume verwirklicht hat und sich scheinbar von seinen Sehnsüchten immer wieder in Bewegung hat bringen lassen. Es ist manchmal wirklich schwierig sich selbst zu finden und noch schwieriger sich selbst dabei nicht zu verlieren. Dennoch kann man nicht immer nur versuchen über alles die Kontrolle zu behalten und wie farblos wäre die Welt ohne Träume und Fantasie. Genau das stellt Malcolm McNeill in beeindruckender Weise dar, in einem Buch, das für Kinder geschrieben ist. Die Menschen, die sich selbst noch Raum geben für Träume, Hoffnungen und auch für Fantasie. Ein Buch, das man ruhig mehrmals lesen kann, da es nicht nur in der Handlung, sondern auch zwischen den Zeilen, so viel zu entdecken gibt. Ein Buch für Alle, die noch Träume und Hoffnungen haben, die sich öffnen können für Fantasie und Märchen und deren Geist gerne mal auf Reisen geht. Ein Buch, das mich unterhalten, aber auch berühren konnte.

"Menschen verschwanden aus der Welt. Doch sie verschwanden nicht füreinander."

Buchinfo:


Fischer KJB (August 2014)
544 Seiten
16,99 €
Übersetzerin: Sibylle Schmidt

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ACHTUNG:

Gemeinsam mit Bianca von Literatwo habe ich am literarischen Lagerfeuer gesessen. Dort haben wir uns über "Der Wald der träumenden Geschichten" unterhalten. Was wir dazu zu sagen haben, könnt ihr >hier< nachlesen.

2 Kommentare:

  1. Liebe Nanni - es war echt schön mit dir am literatwoischen Lagerfeuer zu plaudern. Gerne bald mal wieder.

    Du hast wirklich treffende Worte in deiner Rezi gefunden - absolut klasse.

    Weiter so und liebe Grüße - Bini

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  2. Wie erwartet fällt deine Rezi ja positiver aus als meine. Und ich gebe Litertwo recht: Sehr passende Worte, die ich zwar nicht alle unterschreiben, aber nachvollziehen kann. :)

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Nanni