16.10.14

Letztendlich sind wir dem Universum egal / David Levithan

Letztendlich sind wir dem Universum egal

"Jeden Tag bin ich jemand anders. Ich bin ich - so viel weiß ich - und zugleich jemand anders. Das war schon immer so."

 A ist ... ja was ist er eigentlich? Er ist anders. Er ist besonders. Er hat keinen eigenen Körper. Aber eine Seele. Die ist männlich. Und verliebt sich.

"Ihre Verletzlichkeit ist mit Händen zu greifen, aber sie fühlt sich sicher darin. Ich sehe, wie ihr Körper sich hebt und senkt, sich rührt und ruht.

A wacht jeden Morgen in einem anderen Körper auf. Warum das so ist weiß er nicht, aber das ist schon immer so. Seit er zurückdenken kann. Dabei hat er sich altersmäßig schon weiterentwickelt. Früher ist er schon mal im Körper eines Kindes aufgewacht. Jetzt ist er im jugendlichen Alter. Das Geschlecht seiner Hülle wechselt. Mal ist er Junge, mal Mädchen. Bisher hat ihn das nicht gestört, denn das einzige was er im Körper gemacht hat ist so unauffällig wie möglich den Tag rumzubringen ohne aufzufallen oder Spuren zu hinterlassen.

"Wenn man nach seiner selbstdefinierten Wahrheit leben will, muss man sie erst mal finden, und das ist ein anfänglich schmerzlicher, letztlich aber wohltuender Prozess."

An Tag 5994 wacht er in Justins Körper auf, der ihm eigentlich ein bisschen unsympathisch ist. Doch auch Justin hat eine gute Seite und die heißt Rhiannon. Wie ein Blitz durchzuckt es A, als er Rhiannon begegnet, nicht gewohnt, eigene Gefühle zu haben, da er diese sonst immer von dem Menschen übernimmt, in dessen Körper er gerade steckt. Nachdem er einen wunderschönen Tag mit Rhinannon - im Körper ihres Freundes - verbracht hat, weiß er genau: Rhiannon ist grandios. Sie ist wunderbar und er muss sie wiedersehen. Nur wie, wenn er nicht weiß wo er am nächsten Tag aufwacht. Ob er Mädchen oder Junge sein wird. Wenn er nicht mal weiß, wer er ist, wie soll er ihr dann erklären wer er ist?

"Die Zärtlichkeit zwischen zwei Menschen lässt manchmal alles zart und sanft erscheinen, die Luft, den Raum, ja selbst die Zeit."

David Levithan, Garant für gute und tiefgründige Jugendliteratur. In "Letztendlich sind wir dem Universum egal" kommt er nun mit einer ganz neuen, wirklich grandiosen Idee. Eine Seele, die wandert. Eine Seele, die ruhelos ist. Eine von vielen. Ein kleiner Fisch im großen Meer. Dem Universum ist egal, was mit ihr geschieht. Wo sie landet. Wo und ob sie ein "Zuhause" findet. Kann man überhaupt in solch einer Ruhelosigkeit leben? Brauchen wir nicht alle etwas, das dafür sorgt, dass wir mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Einen Anker, der uns fest im Leben hält?

"Die Beständigkeit der Liebe betrachten die Menschen als ebenso verständlich wie die Beständigkeit ihres Körpers. Ihnen ist nicht klar, dass die Liebe von der permanenten Gegenwart lebt. Ist das gegeben, hat man ein zusätzliches Fundament im Leben. Wenn man das aber nicht haben kann, bleibt einem immer nur das eine Fundament."

Levithan spielt mit verschiedenen Ideen. Eine Rolle spielt die Idee der Wiederkehr, des immer selben Rhytmus' in einer immer wechselnden, nicht einschätzbaren Raumkonstellation. Es ist eine große Nachdenklichkeit darüber zu erkennen, ob es Seele und Körper gibt, ob der Mensch aus zwei Teilen besteht und wie nah die beiden zusammenhängen, wie sehr sie aneinander gebunden sind. Wie achtsam man sowohl mit dem einen als auch mit dem anderen umgehen sollte. Und in wie weit wir alle eigenverantwortlich handeln. Verflochten werden alle diese interessanten Gedankengänge in einer ganz besonderen Liebesgeschichte, die mit einer perfekt abgestimmten lockeren Schreibe und spannenden Handlungssträngen zu einem der Lesehighlights des Jahres abgerundet wird. Nicht nur für die Zielgruppe der jugendlichen Leser ansprechende, sondern auch für ein erwachsenes Publikum wirklich interessante und sprachlich wunderbar nachdenkliche, sanft und trotzdem eindringliche Lektüre.

"Das ist die Fallschlinge, wenn man etwas hat, wofür man lebt: Alles andere kommt einem leblos vor."
 

Buchinfo:

Fischer FJB (2014)
Hardcover mit Schutzumschlag
400 Seiten
16,99 €
Übersetzerin: Martina Tichy
 


Levithan auf Fantasie und Träumerei:

"Will & Will" (gemeinsam mit John Green)
"Dash und Lilys Winterwunder" (gemeinsam mit Rachel Cohn)

1 Kommentar:

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