06.04.16

Brooklyn - Colm Tóibín




Die junge Irin Eilis möchte und ihre Familie finanziell unterstützen. Um einen besseren Job ausüben zu können, wandert sie nach Amerika aus. Dort angekommen nimmt sie eine Stelle als Verkäuferin an und besucht nebenher eine Schule, an der sie zur Buchhalterin ausgebildet wird.

In einer kleinen Pension, in der mehrere alleinstehende Frauen unterschiedlichen Alters leben, findet sie eine Unterkunft. Ein richtiges Zuhause ist das für sie jedoch nicht. Ihren fehlen Trubel und familiäres Beisammensein. Heimweh plagt sie.

Einziger Trost ist Tony, der freundliche junge Mann, den sie beim Tanz kennengelernt hat. Ein echter Freund, der sich von Eilis mehr wünscht als nur Freundschaft. In der Stunde der Not bindet er sie mit einem Versprechen, das sie in einen großen Gewissenskonflikt treibt und von ihr eine Entscheidung fordert, die ihr Leben auf ewig beeinflussen wird.

Eilis, das gute Mädchen. Die treue Seele. Beißt in jede saure Zitrone, die das Schicksal ihr entgegen streckt. Geduldig und fast ein bisschen lethargisch. Manche Chance ergreift sie, aber manche eben auch nicht. Große Gefühle und vor allem die Äußerung derer, hat sie in Irland zurück gelassen. Wie gern hätte ich sie an den Schultern gepackt und gerüttelt. Ihr zugeflüstert, dass es ihr erlaubt ist, ihre Meinung zu sagen und den Weg einzuschlagen, den sie sich wünscht.

Aber es ist nun mal nicht das Jahr 2016, sondern 1950 und da tickten die Uhren noch anders. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Frauen erlangen mehr und mehr Autonomie, müssen aber erst lernen mit dieser neu gewonnenen Freiheit umzugehen. Vor allem dann, wenn zwei so unterschiedliche Kulturen wie die der Amerikaner und die der Iren aufeinandertreffen.

Colm Tóibín, der vielfach ausgezeichnete irische Autor, zeigt offen seine Liebe zu seinem Geburtsland. Protagonistin Eilis wirkt in den Passagen in Irland viel freier, viel fröhlicher. Ihre Landsleute bestechen durch Sympathie und Offenheit.

Amerika hingegen ist viel schwieriger zu verstehen und liegt mit seiner Art schwer auf Eilis Schultern. Dort muss farbigen Frauen extra erlaubt werden in öffentlichen Geschäften einzukaufen, aber keine der weißen Verkäuferinnen möchte sie freiwillig bedienen oder mit ihnen sprechen.

Das Miteinander dort ist für Eilis ungewohnt. Das Land der Möglichkeiten ist für sie ein Land der Pflichten.

Es tut mir ein wenig Leid, dass Eilis so schlecht aus ihrer Bahn herausgleiten kann. Ich hätte es ihr gegönnt, denn ihre ungesunde Blässe nimmt mit jedem Tag in Amerika zu. So zumindest mein Bild von ihr. Ich hab sie sehr gern gemocht, gern begleitet.

Im Januar diesen Jahres ist „Brooklyn“ in deutschen Kinos angelaufen. Ich werde mir den Film ganz gewiss ansehen. Nicht nur, weil ich den Roman sehr gern gelesen habe, sondern auch weil mich interessiert, wie Eilis Gefühl des fremd Seins umgesetzt wurde.

Buchinfo:


dtv (Januar 2016)
Buch zum Film
304 Seiten
Taschenbuch
9,99 €
Übersetzung: Giovanni und Ditte Bandini

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2 Kommentare:

  1. Hallo ;-)
    Weder Buch noch Film kannte ich bis eben und gerade deshalb hat mich deine Rezension neugierig gemacht. Dieses Buch weder ich mir gleich näher anschauen.
    Danke dafür.
    Liebe Grüße,
    Hibi

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    1. Liebe Hibi,

      freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte :)

      Liebe Grüße
      Nanni

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