Freitag, 27. Juli 2018
Samstag, 28. Juli 2018
Sonntag, 29. Juli 2018
Bücher können unterhalten oder auch aufrütteln. Aufklären. Sensibilisieren für Themen, die wichtig sind, von denen wir aber keine Ahnung haben oder mit denen wir glücklicherweise noch nicht konfrontiert worden sind.
Als Ina mich gefragt hat, ob ich an einer Aktion zu "Du wolltest es doch", einem Buch über sexuellen Missbrauch teilnehmen würde, war mir sofort klar: Ja, ich bin dabei.
Sexueller Missbrauch ist ein Thema, über das wir reden müssen. Das viel zu viel tot geschwiegen wird. In dem es eine sehr hohe Dunkelziffer gibt. Und das in der Öffentlichkeit oftmals falsch wahrgenommen wird.
"Sie ist ja selbst Schuld, dass ihr das passiert ist. Sie war ja schon immer so eine, die viel zu kurze Röcke trägt. Und betrunken war sie auch. Selbst Schuld, wenn sie so viel trinkt."
Das ist nur eine der vielen Aussagen mit denen Emma, Protagonistin des Romans "Du wolltest es doch" konfrontiert wird. Das schlimme daran: Emma glaubt diese Aussagen. Sie glaubt selbst Schuld zu sein. Glaubt, dass sie sich anstellt, dass die Jungs (ja, Mehrzahl!), die ihr das angetan haben, das Recht dazu hatten, denn eigentlich sind sie ja ganz okay und sie, Emma, ist die Schlampe, das Mädchen, das zu nichts anderem zu gebrauchen ist, als schön auszusehen, als das zu tun, was andere von ihr erwarten. Weil sie wertlos ist.
Emmas Gefühl von Wertlosigkeit, von mangelndem Selbstbewusstsein und einem Selbstbild, das sich über Jahre völlig falsch aufgebaut hat, hat mich so sehr mitgenommen, dass ich die Protagonistin gerne bei den Schultern gepackt und geschüttelt hätte.
"Wach auf, Mädchen!" hätte ich ihr gerne zugerufen. "Du bist nicht wertlos. Kein Mensch ist wertlos. Jede(r) ist es wert geliebt zu werden."
Woher rührt Emmas verquere Selbsteinschätzung?
"Du wolltest es doch auch" ist nur ein kleiner Einblick in Emmas Leben. Wir wissen nicht wie ihre Kindheit verlief, wie die ihrer Eltern ablief und kennen ihren Alltag nur aus ihrer Perspektive. Aber eins ist klar: es werden Anforderungen an sie gestellt, die sie nicht erfüllen kann und auch nicht erfüllen sollte. Sie wird reduziert. Auf ihre Schönheit. Weil sie schön ist, erwartet ihre Mutter von ihr, dass sie diese "Fähigkeit" auch einsetzt. Um gute Noten zu schreiben, um Freunde zu finden, um zu gefallen. Sie muss nicht schlau sein, nicht nett und nicht liebevoll, Hauptsache es gelingt ihr mit ihrer Schönheit dort hinzukommen, wo die Mutter nicht sein konnte: in einem Umfeld, in dem Geld keine Rolle spielt. Denn Geld macht glücklich. REALLY??
Als Mutter packt mich das Grauen, wenn ich so was lese. Dass meine Tochter Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, ist eine meiner größten Ängste. Weil ich weiß, wie schnell das passieren kann. Weil ich einige Mädchen kenne, denen das passiert ist. Weil ich weiß, dass es dort passiert, wo wir nicht damit rechnen. Weil ich weiß, dass es jedem Mädchen / Jungen passieren kann. Unabhängig von Aussehen, Familienstand oder whatever. Weil ich nicht die Augen davor verschließe.
Was ich jedoch verhindern kann ist, dass sie sich nachher als Täter fühlt.
Klingt seltsam für dich, weil es doch eine klare Sache ist, dass ein Mädchen / Junge Opfer ist, wenn es einen sexuellen Übergriff gab? Nein, das ist es leider nicht. Zum einen, weil es in der Gesellschaft Druck gibt, weil es ein Bild von Täter - Opfer - Beziehungen gibt, das nicht der Realität entspricht, zum anderen aber auch, weil es viele Opfer gibt, die sich selbst die Schuld geben. So wie Emma, der es an Achtung gegenüber sich selbst fehlt. Die sich als wertlos fühlte, schon bevor der Übergriff passierte.
- Ich kann meinem Kind immer wieder sagen wie wertvoll es ist.
- Wie sehr ich es liebe. Genau so, wie es ist.
- Ich kann es in Dingen bestärken, die Mut und Kraft fordern. Und das nicht nur während es ein Kleinkind ist, sondern ein ganzes Leben lang.
- Ich kann es immer wieder dazu auffordern sich neuen Herausforderungen zu stellen.
- Ich kann es trösten, wenn es verletzt wurde und ihm sagen, dass es nicht seine Schuld ist und dass nach schlechten auch wieder gute Zeiten kommen.
- Ich kann ihm lehren empathisch mit Mitmenschen umzugehen.
- Ich kann es unterstützen, wenn es angebracht ist sich selbst zu reflektieren, weil ein Verhalten unangemessen ist.
- Ich kann ihm Geborgenheit geben und für es da sein, wenn es mich braucht. Ich kann es aber auch dann loslassen, wenn es angebracht ist.
- Und ich kann ihm beibringen, dass jeder Mensch von Wert ist und auch so behandelt werden sollte.
Alles schön und gut. In der Praxis nicht immer ganz leicht umsetzbar und vor allem mit ganz viel Arbeit verbunden. Reflektieren, an sich selbst arbeiten, evtl. Hilfe dazu holen, sich selbst weiterbilden (z.B in Form von Büchern). Immer wieder versuchen das eigene Kind zu bestärken und stärken. Du schaffst das! Dein Kind schafft es zu einem selbstbewussten jungen Menschen heranzureifen!
Und was mache ich, wenn ich schon erwachsen bin? Wenn ich keine Eltern hatte, die so mit mir umgegangen sind? Wenn ich das Gefühl habe nichts wert zu sein? Nur geliebt zu werden, wenn ich bestimmte Dinge tue?
STOP!
1. Bist du (ich weiß, ich wiederhole mich) es IMMER und sowieso und überhaupt wert geliebt zu werden.
2. Sollte das nicht von bestimmten Dingen abhängig gemacht werden. Weder von bestimmten Taten, noch von materiellen Gegenständen (wenn du natürlich ein alter Griesgram und zu allen böse bist, dann bist du es tatsächlich selbst Schuld...)
3. Kannst du dein Selbstbild, dein Selbstbewusstsein jeder Zeit ändern. Du kannst lernen dich zu lieben.
Selbstliebe ist harte Arbeit. Auch für diejenigen, die all die idealen Voraussetzungen durch eine glückliche Kindheit etc mitbringen.
Dazu gibt es verschiedene Techniken, von denen ich nur einige vorstelle:
Dazu gibt es verschiedene Techniken, von denen ich nur einige vorstelle:
- reflektiere immer wieder deine Unsicherheiten. Warum bist du in der Situation unsicher geworden? Gab es wirklich Gründe dafür? Wirkliche Gründe?
- Sage dir immer wieder, dass du es wert bist geliebt zu werden. IMMER. WIEDER.
- Schreibe dir eine Liste mit Dingen, die du an dir magst. Hänge diese Liste so auf, dass du sie täglich siehst / immer griffbereit hast. Lese sie jeden Tag durch.
- Versuche Dinge zu tun für die du Mut brauchst. Das können große Erlebnisse sein wie ein Fallschirmsprung, Klettern oder einen neuen Job suchen, aber auch kleine Schritte erzielen eine große Wirkung. Mach der Kassiererin im Supermarkt ein Kompliment, streichel den Nachbarshund (am besten mit Erlaubnis) oder mach eine Fortbildung, von der du schon lange träumst.
- Gehe wertvoll mit anderen um. Dann fühlst du dich selbst viel besser.
- Es gibt sehr gute Literatur zu den Themen Selbstliebe, Selbstbewusstsein etc (für Tipps schreib mich gerne an)
- Übe nein zu sagen.
- Übe ja zu denken und auszuführen.
- Such dir Menschen, die dir gut tun und distanziere dich von denen, die dich runterziehen. (Achtung: Helfersyndrom! Du bist nicht dafür verantwortlich andere zu retten!)
- Falls du das Gefühl hast es nicht allein zu schaffen, hol dir bitte Hilfe. Es gibt sehr viele gute Coachs und Psychologen / Psychotherapeuten, die dir behilflich sein können. Nicht verzagen, wenn es nicht gleich gut läuft. Evtl. musst du zwei, drei kennenlernen bis die Chemie stimmt.
- Denk daran, dass es manchmal ein sehr mühsamer Weg ist, dass es diesen Weg aber gibt. Dass du nicht allein bist und dass es Hilfe gibt. Dass du nichts aushalten und nichts aussitzen musst.
Natürlich haben wir alle gute und schlechte Tage. Mal mehr, mal weniger Mut. Trotzdem dürfen wir uns nicht von anderen in die Rolle des Opfers drängen lassen. Egal in welcher Beziehung.
Was Emma passiert ist schrecklich. Es ist etwas, das sie nie vergessen wird. Aber hat sie nicht verschiedene Möglichkeiten dies zu verarbeiten?
Ihr die Schuld zu geben ist keine Möglichkeit! Niemand ist Schuld, wenn er / sie missbraucht wird. Es gibt keine Gründe für sexuellen Missbrauch.
Du bist wertvoll!!!
"Jeder Mensch ist dazu bestimmt zu leuchten! [...] Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt. [...]Wir sind alle bestimmt zu leuchten, wie Kinder es tun."(Nelson Mandela)
Lies dazu auch die Texte von Ina's little Bakery und Vair vetzt.
Im Rahmen unserer Thementage habt ihr die Gelegenheit
3x je ein Printexemplar des Romans zu gewinnen.
Und die Gewinnerin ist:
ALEXANDRA
(sende bitte deine Adresse an inaslittlebakery@yahoo.de.
Von dort wird sie an den Verlag weitergeleitet)
ALEXANDRA
(sende bitte deine Adresse an inaslittlebakery@yahoo.de.
Von dort wird sie an den Verlag weitergeleitet)
Teilnahmebedingungen:
- Du bist 18 Jahre alt oder hast die Teilnahmeerlaubnis deiner Erziehungs-/Sorgeberechtigten.
- Du erklärst dich damit einverstanden, das dein Name im Gewinnfall öffentlich auf unseren Blogs/Social Media Seiten genannt wird und wir deine Adresse zum Zwecke des Gewinnversands an den Carlsen Verlag übermitteln
- Die Gewinner werden am 01. August 2018 bekanntgegeben und melden sich bitte innerhalb von 24 Stunden mit ihrer Postadresse unter inaslittlebakery@yahoo.de
- Teilnehmen kann jeder mit einem Wohnsitz in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich, eine Haftung für den Postversand wird nicht übernommen und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.