20.07.18

Die Biene: vom Aussterben bedroht. Literatur für Groß und Klein

Gedankenlos und genervt verjagen wir Insekten, die im Sommer, wenn wir auf der Terrasse, dem Balkon oder im Garen sitzen, um uns herum fliegen. Vielleicht schlagen wir sogar drauf. Vielleicht aus Angst, vielleicht aus Unwissenheit, vielleicht aus Überlegenheit.

Wer ein bisschen aufpasst wird feststellen, dass es gar nicht mehr so viele Insekten gibt. Ja, ein paar wenige Insektengruppen (die besonders nervigen) machen sich weiterhin breit, aber sehr viele sind vom Aussterben bedroht. Wir sprechen aktuell sogar vom Artensterben der Insekten. Eine Tiergruppe, die für unsere Ökosysteme wichtiger ist, als wir denken.

Ganz besonders stark betroffen ist die Biene. Nicht nur eine, sondern sehr viele Bienenarten. Welche genau und warum kannst du hier nachlesen.

Ohne die Biene kann keine für uns lebensnotwendige Landwirtschaft stattfinden. Bäume können sich nicht weitervermehren und Früchte tragen und auch der Anblick von Blumen ist dann Geschichte.

Wer nun sagt, dass er / sie damit ja nichts zu tun hat, der hat es nicht kapiert (sorry, für die harte Ausdrucksweise). Denn Essen und Atmen muss schließlich jeder, oder? (Falls du jetzt immer noch nicht verstanden hast, warum es auch dich betrifft, kannst du sehr gerne bei mir nachfragen.)

Im folgenden Beitrag stelle ich 3 Bücher vor, die sich mit dem Thema Bienen beschäftigen.

"Die Geschichte der Bienen" | Maja Lunde | btb



England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.
Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.
China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.(Text & Cover: btb)

"Die Geschichte der Bienen" ist ein sehr eindringliches Buch, das uns aufzeigt was Wirklichkeit werden wird, wenn die Bienen aussterben. Wie sehr unser eigenes Leben am Überleben der fleißigen Insekten hängt. Dramatisch, kein bisschen überspitzt und zudem fesselnd und unterhaltsam geschrieben.

Verknüpft wird das Schicksal der Bienen mit dem einzelner Familien. So gibt es gewisse Generationenkonflikte, die zu Missverständnissen führen und einen ganzen Schweif an (Fehl-) Entscheidungen mit sich ziehen. 




1852 ist es die Leidenschaft zu den Bienen, die William zurück ins Leben zieht, die seinen Sohn aber gleichzeitig demotiviert. Eine seiner Töchter interessiert sich sehr für das Imkern, für die fast schon politischen Strukturen, in denen Bienen leben. Doch was ist ein Mädchen in dieser Zeit schon wert? Ihre Interessen, ihr Wunsch nach Lernen und Sturdium. Nicht nur Williams Tochter wird zum Opfer der Politik, sondern auch die Bienen, denn genau so eine Kämpferin hätte ihnen gefehlt, um einen anderen Stellenwert im Leben der Menschen zu bekommen.

2007 ist es die neue Generation, die sich von den Bienen abwendet. George ist leidenschaftlicher Imker, sein Sohn Tom hegt eher Leidenschaften für das geschriebene Wort. Er möchte den elterlichen Betrieb nicht übernehmen. Möchte seinen eigenen Weg gehen. Er mag Bienen, aber er möchte keine Zeit in sie investieren. Und auf einmal verschwinden sie auf mysteriöse Art und Weise.

Im Jahr 2098 gibt es keine Bienen mehr. Ihre Arbeit wird von Menschenhand übernommen. Ist aufwendig und anstrengend. Bäume bestäuben ist ja noch irgendwie machbar, aber mit den Bienen ist so viel mehr verschwunden, als nur eine ertragreiche Ernte. Es gibt keinen Pollenflug mehr, Menschen sind nur noch künstlichen und keinen natürlichen Stoffen mehr ausgesetzt, werden empfindlicher, sind nicht mehr so resistent und werden schneller krank. Frische Luft wird zum Luxusgut und zur Gefahr. Was klingt wie ein dystopisches Setting ist die böse Realität, auf die wir zusteuern.




Bienen, egal ob kultiviert oder wildlebend, sind schon immer unserer Willkür ausgesetzt. Sei es auf politischer  - Einsatz von Spritzmitteln wie Glyphosat und ähnlichem -, oder auf ganz persönlicher Ebene. Schicke Gärten nehmen ihnen Lebensraum, bieten zu wenig Nahrung und sind meist sogar tödlich. Gefühlt verliert der Mensch das Interesse an "ehrlicher" Natur und ihren Bewohnern. Maja Lunde versucht aufzurütteln und ich wünsche mir sehr, dass es ihr mit diesem Buch und den folgenden Romanen des Klimaquartetts (aktuell erschienen "Die Geschichte des Wassers") gelingt.





"Do. Imkern - Das Geheimnis glücklicher Bienen" | Orren Fox | Tempo Sachbuch




Orren Fox war 2012 ins Weiße Haus eingeladen. Er war gerade mal 15 Jahre alt, aber hatte fast sein Leben lang Bienenstöcke. Daraus resultierte unglaubliches Wissen über diese Tiere, Landwirtschaft und Zusammenhänge in der Natur. Die Leidenschaft und Begeisterung für Honigbienen, die Orren ins Weiße Haus gebracht hat, findet man in seinem ersten Buch »Imkern« wieder und es zeigt, dass der Weg zum eigenen Honig leichter ist als man denkt. Hier erfährt man, wie und wo man Bienenstöcke aufstellt, welche Werkzeuge man anfangs braucht, wie häufig man nach seinen Bienen schauen muss und wie man Honig erntet. Einige der besten Köche haben ihre besten Honigrezepte beigesteuert, u.a. Honigsenf, Blumenkohl mit Honig und Trauben, Honigkäsekuchen.(Text & Cover: © Hoffmann und Campe Tempo)

Wer Interesse am Imkern oder einfach am Leben und der Arbeit von Bienen hat, der ist mit diesem Buch bestens bedient. Es ist das perfekte Einsteiger Buch.

Orren Fox begleitet ein erstes Kennenlernen der Struktur vom sehr systematischen Leben der Bienen über den Aufbau des Bienenstocks bis hin zu Gefahren, die den Bienen lauern.




Wer in die Arbeit des Hobbyimkers einsteigen möchte, lernt welche Ausrüstung dafür benötigt wird und wie ein erstes rangehen an diese Arbeit ablaufen kann. Mit welchen Rückschlägen der Imker konfrontiert werden kann und welche Freude es ist, den ersten eigenen Honig zu haben.

Die Kapitel sind kurz und präzise erläutert. Es ist sicher kein umfassendes Werk für jemanden, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigen möchte, bietet aber einen soliden und ansprechenden Einblick in die Arbeit mit Bienen, so dass ich mir ein Urteil bilden kann, inwieweit die Imkerei etwas für mich ist bzw. ob ich ihr gerecht werden kann. Es ist aber auch für diejenigen spannend, die zwar nicht imkern, aber sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen wollen.




Das Buch ist handlich, passt in jede Tasche, ist ausreichend und ansprechend illustriert und bietet mit einem Anhang aus Honigrezepten ein tolles Extra.





"Bienen" | Piotr Socha | Gerstenberg




Willkommen im Reich der Bienen! Hier können wir die fleißigen Insekten aus der Nähe betrachten, in einen Bienenstock schauen und alles über das Imkern erfahren. Wer bei Bienen nur an den leckeren Honig denkt, wird staunen! Denn wer hätte gewusst, dass es Bienen schon seit den Dinosauriern gibt? Was es mit dem Bienentanz auf sich hat? Oder warum es ohne die Bienen weniger Äpfel gäbe? Ein wunderbar witziges Buch für große und kleine Bienenfreunde, das mit seinen fröhlich bunten, großformatigen Bildtafeln und vielen erstaunlichen Informationen die Geschichte von Mensch und Honigbiene erzählt.(Text & Cover: © Gerstenberg)

"Bienen" hat 2017 den Deutschen Jugendlitertaurpreis der Kategorie Sachbuch gewonnen und das völlig zurecht. Es ist so wundervoll gestaltet, so witzig illustriert und gleichzeitig so lehrreich. Eine Bereicherung für jedes Kinderzimmer oder eigentlich für jedes Bücherregal. Ich habe es nicht nur für meine Tochter gekauft, sondern auch für mich.

Socha beginnt mit der Geschichte der Bienen. Seit wann gibt es Bienen? Wie haben sie früher gelebt? Wann und wie wurden sie kultiviert und vom Menschen als das erkannt, was sie heute sind: Lieferanten eines hochwertigen Lebensmittels und wertvolle Gehilfen, die unsere Natur in Schwung halten. 




Mit Bildern auf denen es viel zu entdecken gibt, bringt Comiczeichner Socha das Leben der fleißigen Insekten perfekt aufs Blatt. Er hat seinen eigenen Stil, der sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht und der klar erkennbar und doch nicht zu kühl ist. 

Lehrreich sind auch die Passagen über den Aufbau des Bienenstocks, über die Arbeit der Bienen und warum sie für uns so wichtig sind. 




Socha führt mit seinem Bilderbuch "Bienen" schon die Jüngsten mit einer sehr liebevollen Art an das Thema heran und sorgt damit für spielerische Aufklärung. Ein absolutes Herzensbuch.
 

 

Fotos & Rezensionen: © 2018, Nanni Eppner
 

2 Kommentare:

  1. Huhu Nanni,

    toll, dass du auf das Thema aufmerksam machst. :D Ich war dieses Jahr ganz geplättet, als ich eine Saatmischung für "Bienen-Blumen" in Töpfe auf meinem Balkon gepflanzt habe, aber die wunderschönen Blumen von fast keiner Biene besucht wurden. Wie auch, wenn alle Balkone und Gärten im Umkreis karge "Einheitsrasen" sind... :(
    Das Bienen-Buch von Socha werde ich mir mal merken, das sieht toll aus. :D

    LG Alica

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    1. Liebe Alica,

      ja, das ist wirklich schade. Vieles Gedankenlosigkeit, aber viele haben eben auch eine Egal-Haltung oder sprechen sich bewusst dagegen aus, weil es eben nicht so schön aussieht (diese Diskussionen führe ich leider häufig wegen unseres Gartens). Nur wenige bedenken die Konsequenzen.

      Das Buch von Socha ist wirklich ganz, ganz toll. Nicht ganz günstig, aber wirklich jeden Cent wert :)

      Viele liebe Grüße,

      Nanni

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