06.04.19

Mein Märzlesestapel oder Wie ich es geschafft habe, so viel zu lesen





Seit der Geburt der kleinen Raupe habe ich nicht mehr so viel gelesen wie im März. Dabei ist es gar nicht so, dass ich im letzten Monat mehr Zeit hatte. Ich habe einfach einen für mich passenden Rhythmus gefunden. 

Für mich passend - sind die Schlüsselworte. Das mysteriöse Geheimnis hinter dem großen Stapel aus fast überwiegend tollen Büchern. 

Im Folgenden erzähle ich dir etwas über mich und mein Leseverhalten. Vielleicht kannst du das ein oder andere für dich mitnehmen und so dein Lesevergnügen erhöhen.




1. Ziele definieren.


Was erwarte ich vom Lesen? Lese ich rein aus Vergnügen? Zur Unterhaltung? Möchte ich mich qualitativ hochwertig weiterbilden?

Eigentlich lese ich ja (auch) gerne anspruchsvollere Romane und dicke Schmöker. Aktuell passt das aber nicht zu meiner Lebenssituation. Ich bin mit meinen Gedanken ständig bei Dingen, die meine Familie betreffen, muss organisieren, planen und hab den Kopf gerade einfach nicht frei für Literatur, die mich zu komplexem Denken herausfordert. Ich lese ja eh querbeet und finde, dass man ruhig mal die eigene Blase verlassen und auch mal Gewohnheiten ablegen oder ändern kann.

Ich möchte nicht umswitchen zu banalem Kitsch, aber ich brauche gerade einfach Bücher, die mich schnell einnehmen, die mich mitreißen, die spannend sind und in die ich schnell (wieder) hereinfinde.

Seit ich "umgedacht" habe, kann ich mich ganz anders auf die von mir ausgewählten Romane einlassen. Im März habe ich z.B. die Krimiautorin Ingrid Noll für mich entdeckt (dank der Empfehlung von Kerstin). Alltagskrimis über scheinbar harmlose Menschen, mit Tiefe und übelst gutem Sarkasmus. Endlich habe ich Lucy Clarkes "Die Bucht, die im Mondlicht versank vom SuB befreit, das dort schon seit über einem Jahr vor sich hin darbte, genau wie "Phönix" von Michael Peinkofer. Zwei richtig spannende Romane mit unverhofftem Ablauf.





2. Leserhythmus dem Tagesrhythmus anpassen


Ich bin Frühaufsteherin. Wenn es eben geht, verlasse ich um 5 Uhr das Bett (vorausgesetzt ich habe nicht die ganze Nacht ein weinendes Kind geschaukelt. Dann muss ich noch die eine Stunde weiterschlafen bis die kleine Raupe wach wird). 

Ich nehme mir eine halbe Stunde der Zeit, in der noch alles im Haus ruhig ist. In der ich noch voll konzentriert und von nichts abgelenkt bin.

Abends bringe ich die Kinder recht zeitig ins Bett. Meist bin ich dann selbst ziemlich ko und lege mich dazu. 

Nachdem ich vorgelesen und gesungen habe, wird das Licht gelöscht. Ist die Räubertochter dann noch wach, hört sie ein Hörspiel und ich lese im Dunkeln auf dem Reader. Sind beide Kinder eingeschlafen, kann ich nochmal das Licht anmachen und lesen. TV (haben wir im Schlafzimmer eh nicht) und Handy bleiben aus. Dass Social Media, das Internet und Whats App Lesekiller sind, muss ich dir ja nicht mehr erklären ;)





3. Lesezeit bestimmen


Ich setze mir immer ein bestimmtes Ziel an Lesezeit. 

Ich lese täglich 30 Seiten.
Manchmal ist es schwer in ein Buch reinzukommen. Ich dümpel dann so vor mich hin. Leg es wieder zur Seite. Nehme es vielleicht wieder, um ein paar Seiten zu lesen und leg es dann wieder weg.
Habe ich erst einmal 30 Seiten gelesen, bin ich ganz anders in einer Geschichte drin, als nach nur 5 Seiten. Meistens lese ich dann sogar noch mehr und falle nicht in diesen Rausch der Unzufriedenheit, der mich manchmal ergreift, wenn ich zu lange an einem Buch lese.

Ich lese immer bis zu einer bestimmten Uhrzeit.
Durch die Kinder ist unser Tag ziemlich durchgetaktet. Tatsächlich mehr, als vor der Elternzeit, als der Tagesablauf noch sehr von zur Arbeit gehen bestimmt war. 
Vor allem die kleine Raupe hat die Angewohnheit so vorhersehbar zu sein wie ein Schweizer Uhrwerk. Nach ihr könnte ich tatsächlich die Uhr stellen. Sie hat jede Nacht zur gleichen Zeit Hunger (+- 10 Minuten), schläft jeden Tag zur gleichen Zeit und wird morgens immer um 6.15 Uhr (+- 10 Minuten) wach. Für den Körper ist so eine Regelung ziemlich gut und deshalb versuche ich abends auch immer zur gleichen Zeit einzuschlafen. Manchmal möchte ich mein Buch schon früher zur Seite legen und mich doch einfach nur berieseln lassen. Dann sage ich dem inneren Schweinehund den Kampf an und ziehe meine Lesezeit durch.





4. Kleine Auszeiten schaffen


Früher habe ich gerne beim Frühstück gelesen. Beim Kinderwagen fahren. Während der Laptop eine neue Seite lädt. Oder oder.
Das hat jedoch eher zu Frust, als Produktivität geführt.

Heute nehme ich mir über Tag eine bewusste kleine Auszeit. Dann, wenn ich weiß, dass ich noch entspannt genug bin, um schnell ins Buch zu finden, und die Kinder auch mal 10-15 Minuten ohne mich spielen können. Das ist meist am Morgen, wenn die kleine Raupe nochmal schläft und die Räubertochter beschäftigt ist (Tipp: kaufe einen Wasserfarbkasten ;)). 
Dann brühe ich mir einen Kaffee auf, breche mir zwei Stück dunkle Schokolade ab und setze mich ganz gemütlich mit meinem Buch in meinen Lesesessel. Haben wir am Vormittag zu viel zu tun oder sind bei den Pferden, genehmige ich mir diese Auszeit am Nachmittag. Das gibt mir zudem Energie, um hundert weitere MAMA!!!-Rufe durchzustehen.





Manches davon klingt für dich nach Arbeit und du fragst dich, ob mir lesen so überhaupt noch Freude macht?


Oh ja! Mehr, als in den letzten Monaten, als ich nur 2-3 Bücher gelesen habe. 
Für mich ist lesen extrem wichtig. Wenn ich nicht lese, bin ich unglücklich. 
Es hilft mir Kraft zu tanken, mich wohl zu fühlen, nicht festzufahren und meine Perspektive zu erweitern. Und es wird einem im Leben nun mal nichts geschenkt. Auch kein großer Stapel gelesene Bücher.

Meine Highlights im März waren übrigens "Fitz Fups muss weg", ein richtig witziges, charmantes und einfallsreiches Kinderbuch, das mit einer Leichtigkeit den Unsinn von Diktatur erklärt und ganz wundervoll über Mut erzählt und "Lempi. Das heißt Liebe", die fein erzählte Geschichte einer Tragödie zwischen Krieg und Menschlichkeit.





Hast du besondere Lesegewohnheiten, Tipps oder Rituale? Oder bist du eher Typ "Es kommt wie es kommt"?

Über deinen Kommentar freue ich mich sehr.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es schön, dass du für dich einen so passenden Rhythmus und die richtigen Leserituale gefunden hast. Und dein Märzstapel ist echt beachtlich!
    Bei mir ist die regelmäßigste Lesezeit unterwegs in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das sind zwar (da ich auch umsteigen muss) immer nur kurze Lesehappen, aber für mich funktioniert das ganz gut. Außerdem lese ich meist beim Frühstück und ein paar Seiten vorm Einschlafen. Eine ausgiebige Lesezeit, wo ich wirklich mal länger am Stück lese, habe ich im Winter typischerweise in der Badewanne und im Sommer draußen am Balkon. In beiden Fällen lasse ich das Handy im Wohnzimmer liegen und bin somit wirklich ungestört.
    Ich würde gern meine Lesezeit vorm Schlafen wieder etwas ausweiten - leider neige ich am Abend dazu, im Internet zu versumpfen und dann zu spät ins Bett zu gehen ...

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    1. Liebe Neyasha,

      genau, ich wollte mit meinem Beitrag auch einfach nochmal zeigen, dass es gar nicht unbedingt DIE ultimativen Lesetipps gibt, sondern jeder einen eigenen Rhythmus hat bzw. seine eigene Art zu lesen :)

      In den öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich auch gut lesen. Als ich noch studierte, hatte ich fast täglich 3 Stunden Fahrtzeit mit der Bahn. Das war tolle Lesezeit!! Da habe ich u.a. "Die Säulen der Erde" gelesen oder "Die Elfen" - Reihe von Bernhard Hennen. Alles dicke Klopper :D Für diese ganz dicken Schinken fehlt mir z.B. im Moment die Ruhe. Die kann ich auch nicht gut abends im Bett zwischen den Kindern lesen. Da schlafen mir die Arme ein. In der Badewanne kann ich auch nicht lesen. Für baden fehlt mir die innere Gelassenheit :D Ich springe nach 10 Minuten wieder raus :D
      In den letzten Tagen habe ich abends auch wieder viel zu viel Zeit im Netz vertrödelt. Das passiert natürlich auch oft, wenn ich vom Tag so erschlagen bin, dass ich mich schlecht konzentrieren kann. Dann ist es einfach leichte Berieselung. Und meine April Bücher sind zwar bisher nicht schlecht, aber nicht so mega fesselnd.

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Nanni