08.05.19

Das Haus der Malerin | Judith Lennox




Surrey, 1970: Rose Martineau führt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Walton-on-Thames ein beschauliches Leben. Doch die Idylle wird durch zwei unerwartete Ereignisse jäh bedroht. Zum einen erbt sie ein Haus in den dichten Wäldern von Sussex, das ursprünglich ihrer bislang vollkommen unbekannten Großtante Sadie gehört hatte – einer Künstlerin, die eines Tages spurlos verschwand. Wer war diese Frau, und warum wurde nie von ihr erzählt?Zum anderen bringt ein Medienskandal Roses Bilderbuchehe ins Wanken. Rose stürzt sich in Nachforschungen über Sadie und geht nach und nach einem düsteren Familiengeheimnis auf den Grund. Beflügelt durch die Erkenntnisse um die starke Persönlichkeit ihrer Großtante, wagt auch sie schließlich einen Neuanfang …(Text & Cover: © Piper; Foto: © N. Eppner)

Ich habe schon einige Bücher von Judith Lennox gelesen. Manche waren stärker, andere schwächer. "Das Haus der Malerin" gehört für mich definitiv zu ihren starken Erzählungen. 

Im Vordergrund stehen Rose Martineau und ihre Großtante Sadie. Rose, deren Ehe durch einen Skandal zu zerbrechen droht, erfährt erst nach dem Tod der Großmutter, das diese eine Schwester hatte. Bis dato wurde Sadie einfach verschwiegen. Rose macht sich auf die Suche nach der verschollenen Künstlerin. Ein schwieriges Unterfangen, denn Sadies Spur endet im Nirgendwo. Sie beginnt ihre Suche im geerbten Haus der Großtante. Einem Bauwerk, das seit Generationen im Besitz der Familie ist, und manches düstere Geheimnis mit sich herum trägt.

Judith Lennox hat zwei weibliche Figuren erschaffen, die jede für sich selbst die Kämpfe ihrer Generation austragen muss. Rose, die bisher immer auf den Schultern ihres Mannes ruhen konnte, die sich als Einheit mit ihrer Familie verstand, wurde mit Füßen getreten und sieht sich plötzlich einer ganz neuen Unabhängigkeit gegenüber, die in den 70er Jahren noch für sehr viel Aufruhr sorgte.  Sie muss sich neu orientieren und vor allem sich selbst neu definieren. Mit Rose hat Lennox einen authentischen Spiegel des Frauenbilds der 70er Jahre bzw. den Problemen und Widrigkeiten mit denen Frauen in diesem Jahrzehnt zu kämpfen hatten, geschaffen. 

Sadie wurde von ihrem Verlobten verlassen. Man unterstellt ihr eine tiefe, nahe an einer Depression angelehnte Traurigkeit. Auch für Sadie wird Unabhängigkeit zum Thema. Sie möchte als Künstlerin leben können, widmet sich ganz der Kunst, ist nicht auf der Suche nach einem Mann und strahlt dadurch ein gewisses Selbstbewusstsein aus, das manch einer als Aufforderung zur Jagd versteht.

Wenn man am Roman ganz unbedingt etwas kritisieren möchte, dann höchstens, dass er an manchen Stellen etwas zu glatt, zu reibungslos verläuft. Man könnte sich mehr Ecken und Kanten, mehr Hürden für die Protagonistinnen wünschen, aber im Grunde nimmt es dem Roman gar nichts. Die in den Familien, in den zwischenmenschlichen Beziehungen, verborgenen Geheimnisse sind düster und unvorhersehbar und holen mich an Punkten ab, die ich so nicht erwartet hatte. "Das Haus der Malerin" ist zu jeder Zeit spannend und hat mich so sehr gefangen genommen, dass ich das Buch in Kürze durchgelesen habe. 




Buchinfo:

Piper Pendo (2018)
Hardcover mit Schutzumschlag
480 Seiten
20,00 €
ÜBERSETZUNG: Mechtild Ciletti

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