31.07.19

[Monatsrückblick] Juli

Heute ist endlich mal wieder ein sonniger, aber etwas kühlerer Tag. Der Juli hingegen war ja fast ausschließlich heiß. Zu heiß zum Denken. Zu heiß zum Lesen.

Gefühlt hat sich der Juli so sehr gezogen wie die heißen Nächte, ohne dass wir viel erlebt oder viel geschafft haben und so hinterlässt er ein irgendwie seltsames Gefühl. Ich freue mich auf den August, in dem uns der erste Geburtstag der kleinen Raupe bevorsteht (ich kann noch gar nicht richtig fassen, dass sie schon 1 Jahr alt wird) und die Kinder und ich einen Kurzurlaub bei meiner Freundin Eva machen werde, zu dem auch meine liebe Tine hinzustoßen wird. Spannend wird es auch, weil die Räubertochter demnächst in den Kindergarten gehen wird und wir unsere Struktur und unseren Tagesablauf nochmal ganz neu sortieren müssen. Ich selbst bin schon ein kleines bisschen aufgeregt, die Räubertochter ist noch ganz entspannt.




JULI:

44) "Weltenwanderer 02: Die Verzauberung der Schatten" | V. E. Schwab | Fischer Tor
45) "Die Königin der Schatten" | Erika Johansen | Heyne
46) "Waffenschwestern. Das erste Buch des Ahnen" | Mark Lawrence | Fischer TOR
47) "Ein Sommer in Brandham Hall" | L.P. Hartley | Eisele

HÖRBÜCHER:
  • "Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg" | Jenny Colgan (Sprecherin: Vanida Karun) | Osterworld
  • "Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg" | Jenny Colgan (Sprecherin: Vanida Karun) | Osterworld

Ich bin mit viel Motivation und hohen Ansprüchen in den Lesejuli gestartet, und habe ihn eher gefrustet hinter mir gelassen. 






Für den Juli hatte ich mir 6 Fantasyromane (#phantastikfive) aus meinem Regal geholt, von denen ich mindestens 5 lesen wollte. Geschafft habe ich leider nur 3. 




Meinen Favoriten kann ich gar nicht so genau benennen. "Die Verzauberung der Schatten", der zweite Band der Weltenwanderer Trilogie, hat mich extrem mitgerissen. Ich war so begeistert, dass ich danach fast in eine Leseflaute stürzte, und es der Nachfolger "Die Königin der Schatten" echt schwer hatte. Mit diesem Buch bin ich leider nicht richtig warm geworden. Die Autorin hat sehr interessante Ideen, aber Sprache und Protagonistin waren eher nicht meins. Ganz anders "Waffenschwestern", das mich mit einer tollen Schreibe und Figuren mit Charakter, Ecken und Kanten, begeistern konnte. 





Abseits der Phantastik habe ich "Ein Sommer in Brandham Hall" als eBook gelesen. Ein Roman, der 1900 spielt und eine Art Coming-of-Age Geschichte ist. Besonders überrascht war ich, wie sehr mich die Sprache fesseln konnte. Eine Rezi dazu folgt in Kürze.






Gehört habe ich Band 2 und 3 der kleinen Bäckerei am Strandweg. Rezensieren werde ich die Romane nicht, aber ich kann sie jedem empfehlen, der nach Wohlfühlgeschichten mit Dramatik und Tiefgang sucht. Sehr sympathische Protagonisten, eine traumhafte Kulisse und ein ver(w)irrtes Papageientauchermännchen, runden die Geschichten um Bäckerin Polly perfekt ab.

Wie war dein Lesemonat Juli? Konntest du deine persönlichen Erwartungen erfüllen oder war es auch dir viel zu heiß zum Lesen?


Bilder aus dem Räuberleben:


Disteln sind einfach wunderschön. Ich freue mich, dass es bei uns so viele gibt, weil sie eine gute Nahrungsquelle für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten bieten.

#Sonntagsglück: einfach mal die Wanderpläne über den Haufen schmeißen und statt 15km nur 5 laufen. Dafür viel essen, entspannt herumsitzen und gute Gespräche mit Freunden führen.

Bienentränke.
Bienen benötigen sehr viel Wasser. Vor allem jetzt im Sommer, wenn es so heiß ist.
Eine Bienentränke ist ganz schnell gebaut: 1 flache Schüssel zu 1/3 mit frischem Wasser füllen, unbedingt kleine Gegenstände mit hineinlegen auf denen die Biene sich absetzen kann (Steine, Zapfen, etc.)

An einem Tag, an dem wir alle schlechte Laune hatten, sind wir kurzerhand zu einem Picknick aufgebrochen. Wie schön es war siehst du vielleicht an meinem Gesicht ;)

Ein paar Johannisbeeren gepflückt.
Den Rest haben die Waschbären vertilgt.

Daraus was leckeres gezaubert. Mit veganem Vanillepudding.
Yummy!

Der Schachbrettfalter ist Schmetterling des Jahres 2019, um auf darauf aufmerksam zu machen wie drastisch auch häufig vertretene Arten verschwinden. Weitere Infos findest du auf der Seite des NaBu.
Diesem Exemplar hat besonderen Gefallen an der Räubertochter gefunden.

Das beste Essen der Welt: WAFFELN!
Mit dem neuen Outdoorwaffeleisen sind diese nicht mehr nur einfach lecker, sondern ganz besonders, besonders lecker.



Text & Fotos: © 2019, Nanni Eppner

27.07.19

Waffenschwestern. Das erste Buch des Ahnen | Mark Lawrence




Nona ist kein gewöhnliches Kind: Sie hat auffällig schwarze Augen und schwarze Haare und kann sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit bewegen. Und sie ist erst acht, als sie ihren ersten Mord begeht. Nona steht schon im Schatten des Galgens, als sie von der Äbtissin des Klosters zur barmherzigen Gnade gerettet wird, wo sie man sie zur Kriegerin ausbildet. Doch der Mann, den sie getötet hat, gehörte einer der mächtigsten Familien des Reiches an – die alles daransetzt, sich an ihr und den Schwestern des Konvents zu rächen.
Doch Nona ist alles andere aIs leichte Beute. Im Kloster zur barmherzigen Gnade leben Mystikerinnen, die das Gewebe der Welt manipulieren, Schwestern der Verschwiegenheit, die sich der Kunst der Täuschung widmen, und hier werden die gefährlichsten Kriegerinnen des Reiches ausgebildet. Nona durchläuft ein rigides Trainingsprogramm, das sie mit dem mystischen Pfad vertraut macht, den geheimen Künsten des geräuschlosen Tötens und der Fähigkeit, mit den verschiedensten Waffen zu kämpfen. Mit den anderen Novizinnen ist sie in Freundschaft und Liebe – und manchmal auch leidenschaftlichem Hass – verbunden. Nicht alle werden es schaffen, aber diejenigen, die ihren Weg bis zu Ende gehen, werden Teil der Schwesternschaft. Sie werden die gefährlichsten Klingen des Reiches, sie werden Waffenschwestern sein.
(Text & Cover: © S. Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)

Von der Mutter verstoßen, im Käfig gefangen, befreit vom Tod durch die Schlinge. Nona ist acht, vielleicht 9 Jahre alt, als sie einen der mächtigsten Krieger im Ring tötet, weil er sich an ihrer Freundin verging. Noch auf dem Schafott wird sie von einer Nonne des Klosters zur barmherzigen Gnade befreit und ist dort fortan Novizin. Doch nach wie vor trachtet man ihr nach dem Leben. Aus Rache, aus Gier, aus schier unbegreiflichen Gründen. Was ist das für ein Mädchen, das die Geschwindigkeit der Zeit anhalten kann, aber nichts über soziale Beziehungen weiß? Wer ist dieses Mädchen, das zwischen Mut und Größenwahn schwebt? Wer ist Nona? Und welchen Weg hat der Ahne für sie vorgesehen?

'"Das ist mein Geheimnis und meine Schande. Ich bin Nona Grey, Krieg fließt in meinen Adern, und die Schreie meiner Feinde sind mir Musik."' (S. 588)

Mark Lawrence konnte mich vor vielen Jahren mit Jorg, dem unsympathischen Protagonisten seiner Dunkeltrilogie begeistern, und heute wieder, mit Nona, einer Protagonistin, die so außergewöhnlich wie genial ist. Noch keine 10 Jahre alt kämpft sie blutrünstiger, als mancher Assassine, weiß jedoch nichts vom Leben. Hat keinerlei Erfahrung mit Gleichaltrigen und weiß nicht, was Freundschaft ausmacht. Vielleicht der Grund dafür, dass sie so fest daran glauben möchte, dass eine Freundschaft etwas für die Ewigkeit ist. Dass Freundschaft eine undurchdringliche Treue bedeutet. 

Ihr dabei zuzusehen soziale Kompetenzen zu erlangen, zu erfahren, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen häufig ein Ungleichgewicht an Geben und Nehmen gibt, ist fast so spannend wie die Geschichte an sich, die durchdrungen ist von (politischen) Machtspielchen und roher Magie. 

Lawrences Figuren sind kantig, reiben sich auf, bis tiefe Rillen entstehen und sind häufig nicht mal sympathisch und doch kann ich sie problemlos an mich heranlassen. Komme ich nahe an sie heran. Ich mag es, dass Nona trotz ihres Protagonistinnenstatus keine Superheldin ist und nicht - wie ich es aus vielen anderen Geschichten kenne - alles problemlos meistert. Mit ihrer Unfähigkeit auf sozialer Ebene unterstreicht der Autor ihren Charakter. Ganz nebenbei und ohne dies mit Worten in mich einhämmern zu müssen. Dadurch wiederum entsteht eine gewisse Leichtigkeit in Sprache und Erzählton. Flüssig und fesselnd. 

Die Zeit im Kloster hat etwas von Internatsleben und steht in so starkem Kontrast zur Ausbildung der Novizinnen, dass Lawrence auch hier problemlos Spannungsbögen aufbaut. Handwerkliches Geschick ist ihm definitiv nicht abzusprechen. 

So ist es kein Wunder, dass er zum Ende des Romans die Schlinge immer enger um meinen Hals zieht. Immer schneller aufeinander folgen harsche Szenen, die Enthüllung von Geheimnissen und der Aufbau eines Konstrukts, das ein neues Bild auf Nona wirft. Band 2 "Klingentänzer" (ET: 24.07.2019) zu lesen, wird zum absoluten Muss. Zum Wunsch, denn Lawrence hebt sich wirklich heraus, aus den Werken seiner Genrekollegen und weiß wie er Begeisterung bei seinen Leserinnen und Lesern auslösen kann.


Buchinfo:

Fischer TOR (2018)
640 Seiten
Klappenbroschur
16,99 €
ÜBERSETZUNG: Frank Böhmert


Rezensionen: © 2019, Nanni Eppner

22.07.19

Die Liebe im Ernstfall | Daniela Krien




Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich, weil das Schicksal ihre Lebenslinien überkreuzte. Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit, müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang: der Zwang zu wählen. Fünf Frauen, die das Leben aus dem Vollen schöpfen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht.
(Text & Cover: © Diogenes; Foto: © N. Eppner)


Was mich an "Die Liebe im Ernstfall" am meisten begeistert hat? Es steckt voller Leben. Voller echtem Leben. Geschichten, Schicksale, Wege, die das Leben schreibt. Die ich, du, wir vielleicht schon mal erlebt haben oder erleben könnten. Gefühle, die mir bekannt sind. Träume, Hoffnungen, Sehnsüchte, die real und authentisch sind.

Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde sind Frauen wie du und ich. Sie versuchen den Alltag zu meistern. Mit all seinen Hürden und verschlungenen Pfaden. Manchmal gelingt es ihnen einen Abgrund zu umschiffen, manchmal rutschen sie genau hinein. Das Glück der einen ist der Alptraum der anderen. Sie sind unterschiedlich und doch haben sie etwas gemein: das Leben schenkt ihnen nichts.

Im Klappentext wird es schon angesprochen - sie suchen nach Freiheit. Jede auf ihrem Weg. Der Wunsch nach Freiheit ist unterschiedlich ausgeprägt und manch eine hat einen engeren Rahmen, als die andere. Ziele, die sie beflügeln, aber auch einschränken. 

Während sich eine von Kreativität angetrieben sieht, sich nicht einengen lassen kann, vom Rahmen einer Ehe, sieht die andere dort ihren sicheren Hafen, verliert sich dabei aber auch selbst. Während die eine versucht die Liebe zu berechnen, runterzubrechen, um sie besser zu kontrollieren, verliert sich die andere völlig darin der Liebe nachzujagen. 

Krien zeigt wie schwierig die Sache mit der Freiheit ist und ich denke darüber nach wie oft wir doch Kompromisse eingehen. Wie sehr das Leben aus Kompromissen besteht, wenn man Verantwortung für mehr als eine Person - sich selbst - hat und selbst dann ist es schwierig frei zu sein. Oder ist alles nur eine Frage der Einstellung? 

Kriens Schreibe empfinde ich als direkt und klar und trotzdem würde ich bei einem zweiten Lesen wieder neue Gedankengänge entwickeln, neues entdecken. Vieles versteckt sich in den verschlungenen Pfaden der Leben, die von den Protagonistinnen betreten werden, vieles in ihren Sehnsüchten. 

Ich mochte das Buch sehr. Mochte wie greifbar die Figuren und ihre Geschichten sind. Kriens Debüt "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" steht zum Glück noch ungelesen im Regal. Es soll laut Hören-Sagen noch besser sein. Ich freu mich drauf.



Buchinfo:

Diogenes (März 2019)
288 Seiten
Hardcover mit Leinen
22,00 €



Rezensionen: © 2019, Nanni Eppner

16.07.19

Die Königin der Schatten | Erika Johansen




Ein Königreich, das seit vielen Jahren von mächtigen Feinden bedroht wird. Eine junge Herrscherin, die von einem Tag auf den anderen die Verantwortung für Tausende von Menschen übernehmen muss. Und eine uralte Magie, die das Potenzial in sich birgt, ganze Welten zu retten oder zu zerstören ... Für Kelsea Raleigh ist nichts so, wie es sein sollte: Sie hat nie darum gebeten, mit neunzehn Jahren die Königin eines bettelarmen Landes zu werden. Niemand hat sie auf den Hass, der ihr am eigenen Hof entgegenschlägt, vorbereitet. Und nie hätte sie gedacht, dass zwei grundverschiedene Männer die Zukunft ihrer Regentschaft mitbestimmen werden. Hin zum Licht oder hin zum Dunkel ...
(Text & Cover: © Randomhouse; Foto: © N. Eppner)


Ich muss gestehen: nach den ersten Seiten habe ich mich gefragt warum alle so begeistert von "Die Königin der Schatten" sind? Die Schreibe ist direkt, liest sich schnell, ist aber eher einfach, fast banal. Mir fehlt es an Komplexität, meiner Meinung nach gibt es einige Widersprüche in der Beschreibung der Protagonisten, besonders was die Hauptfigur betrifft bin ich unsicher, ob ich sie eher mutig oder eher unbeholfen dargestellt werden soll. Zum Glück werde ich überredet weiterzulesen.

Im Buch gibt es einen optischen Wechsel. Das "Zweites Buch" beginnt. Die Handlung nimmt rasant an Spannung zu und birgt Geheimnisse, die mich überraschen und mit Wucht treffen. Johansen ist nicht zimperlich. Es fließt Blut, die Stimmung wird düsterer, fast bedrückend. Das Königreich Tearling wird beherrscht von Gewalt. Vor allem von Gewalt, die sich gegen Frauen und Kinder richtet. Hier findet die direkte Sprache ihre Heimat und verhilft zu schockierenden Momenten und bringt die Fantasie übel in Gang.

Obwohl Johansen eher nicht komplex schreibt, stößt sie viele Gedanken und Ideen an. Beginnend beim Setting, das eher ungewöhnlich ist, eigentlich historisch anmutet, aber in einer Zukunft spielt, in der alle Technik aus der Welt verbannt wurde. In der Erfindungen verschleppt und zerstört wurden. Das löst bei mir so ein "Was wäre wenn..."-Gefühl aus und ich frage mich, ob die Historie des Landes Tearling wohl noch eine tragende Rolle spielen wird.

Die Rollen der Frauen im Buch sind auf verschiedene gesellschaftliche Ebenen verteilt. Es gibt besonders starke, aber auch solche, die ganz klar aufzeigen, dass auch unter einer weiblichen Führungskraft ein Patriarchat herrschen kann. Mit Kelsea startet die Autorin in ein eher feministisches Gedankengut, das sie auch gut vermitteln kann, ohne den Zeigefinger zu erheben.

Die Autorin wurde von einer Rede Obamas über Freiheit zu ihrem Buch inspiriert und das dies eins ihrer zentralen Themen ist, wird ganz klar deutlich. Verschiedene Stufen von Freiheit, verschiedene Arten von Freiheit finden hier Raum. Einige werden sehr direkt dargestellt, andere sind schon eher versteckt und können von Leserinnen und Lesern als Gedankenanstoss aufgenommen werden.

Mit der Sprache der Autorin hadere ich leider bis zum Ende. Trotzdem konnte sie mich mit dem Auftakt ihrer Trilogie fesseln. Da sie einige Ideen angestoßen hat, sind meine Erwartungen an Band 2 und 3 allerdings sehr hoch. Mal schauen, ob diese erfüllt werden können.


Buchinfo:

Heyne (2018)
544 Seiten
Taschenbuch
9,99 €
ÜBERSETZUNG: Katrin Wolf

Reiheninfo:

1. Die Königin der Schatten


Rezensionen: © 2019, Nanni Eppner

12.07.19

Weltenwanderer 02: Die Verzauberung der Schatten | V. E. Schwab




»Die Verzauberung der Schatten« ist der zweite Band der Weltenwanderer-Trilogie von V. E. Schwab rund um den Antari Kell und Trickbetrügerin Delilah Bard. Eine Geschichte voller Magie, Abenteuer – und Piraten.
Die Stadt London gibt es vier Mal – im grauen wohnt die Langeweile, im weißen der Hass und im schwarzen das Nichts. Doch im Roten London, da wohnt die Magie …
Vier Monate ist es her, dass Kell gegen die dunkelste Form der Magie gekämpft hat. Noch immer leidet der Antari unter Albträumen, und die gewiefte Taschendiebin Delilah Bard, kurz Lila, geht ihm einfach nicht aus dem Kopf. Sie hat sich inzwischen jedoch einen Traum erfüllt: Sie segelt mit dem Nachtfalken über die Meere der Welt.
Das Rote London steht ganz im Taumel des Spiels der Elemente, einem Turnier, bei dem Magier aus aller Welt ihre Kräfte messen. Auch Kell will antreten. Während zahlreiche Gäste, darunter der berüchtigte Pirat Alucard Emery, in die Stadt kommen, bemerkt jedoch niemand, wie ein anderes London aus seinem düsteren Schlaf erwacht und diejenigen wiederkehren, die als für immer verloren galten.
Ein Abenteuer mit liebenswerten Figuren, düsteren Überraschungen und jeder Menge Wortwitz in der atemberaubenden Welt der vier London.
(Text & Cover: © S. Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)


Was für ein zweiter Band!! Ich bin schwer begeistert. Und völlig gefangen von Schwabs magischer Trilogie, ihrer Fähigkeit Figuren zu konzipieren und eine Welt, die komplex und vielschichtig ist, düster und bunt zugleich.

Mit dem Hörbuch zu "Vier Farben der Magie" habe ich vorm Lesen nochmal mein Gedächtnis aufgefrischt. Band 1 hat es mir anfangs etwas schwer gemacht. Ich konnte die Ausführung nicht direkt in Bilder umzusetzen und fühlte mich daher zunächst etwas Orientierungslos. Da es aber auch schon eine Weile her ist, dass ich "Vier Farben der Magie" las, war das Hörbuch eine gute Option, um eine Brücke zwischen den beiden Büchern zu schlagen. 

In "Die Verzauberung der Schatten" bin ich sofort mit ganzer Kraft der schriftstellerischen Fähigkeiten Schwabs hineingezogen worden. Von der ersten Seite an entsteht eine große Spannung, hervorgerufen durch Delilah Bart, die einfach eine richtig gute Figur ist und die ich in all ihrer Verrücktheit mag. Sie ist etwas Größenwahnsinnig, aber auch rastlos. Angetrieben vom Wunsch zu wissen wer sie ist, hat sie auf einem Piratenschiff angeheuert und segelt damit von einem Abenteuer zum Nächsten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch sie ins Rote London gelangt, während sich dort alles um das Turnier der Magier dreht. 

Was auf den ersten Blick wie ein Kräftemessen der mit Magie begünstigten wirkt, ist tatsächlich aber auch ein Spielball der Politik, weshalb es von Nöten ist, gewisse Regeln einzuhalten. Von Regeln hält jedoch weder Delilah viel, noch Prinz Rhy. Möglicherweise beschwören sie damit - ohne es zu wollen - etwas hinauf, das in Band 3 "Die Beschwörung des Lichts" seinen Lauf nimmt.

Während mich Band 1 mit einem holprigen Einstieg empfing, ließ mich "Die Verzauberung der Schatten" kaum gehen. Ich war so gefesselt vom Verlauf der Geschichte, so fasziniert von Schwabs Fähigkeit Wege zu bauen, die erkennbar und gleichzeitig überraschend sind, dass ich nach beenden des Romans fast in ein Lesetief fiel. Ich kann es kaum erwarten Band 3 zu lesen, habe aber gleichzeitig Angst davor. Ich möchte so gerne noch einmal in die Magie von Schwabs Geschichte eintauchen, aber eigentlich will ich es auch immer und immer wieder erleben. Ganz große Fantasy, die ich wirklich von Herzen empfehlen möchte.


Buchinfo:

640 Seiten
Taschenbuch
12,00 €
ÜBERSETZUNG: Petra Huber


Rezensionen: © 2019, Nanni Eppner

07.07.19

Meine Zeit mit Eleanor | Amy Bloom




Washington, 1932: Die junge Reporterin Lorena Hickok reist in die Hauptstadt, um in der heißen Phase des Wahlkampfs um das Präsidentenamt regelmäßig Einblicke ins Leben des Kandidaten Franklin D. Roosevelt und seiner Frau Eleanor zu liefern. Als Roosevelt wenige Monate später das Rennen für sich entscheidet, zieht „Hick“ ebenfalls ins Weiße Haus ein – und wird zur Geliebten der First Lady.
Eine wahre Geschichte über zwei besondere Frauen mitten im Machtzentrum der USA.
(Text & Cover: © Hoffmann & Campe; Foto: © N. Eppner)


Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist aber historisch korrekt was Chronologie und einige der darin vorkommenden Figuren angeht. Den Protagonistinnen wurde schon zu Lebzeiten eine Affäre nachgesagt, die aber nie bestätigt wurde. 

Ich ging völlig blauäugig an den Roman "Meine Zeit mit Eleanor", ohne irgendwelches Vorwissen über die Familie von Franklin D. Roosevelt oder seine Person, geschweige denn seine Frau zu haben. Das war einerseits von Vorteil, weil ich vorurteilsfrei an die Erzählung rangehen konnte, andererseits habe ich mich aber oft gefragt, was davon fiktiver und was realer Natur ist. Die Frage stellte ich mir vor allem in Bezug auf die Charaktereigenschaften der Autorin. Am Ende des Romans geht Bloom kurz darauf ein, dass alles, was sie geschrieben hat fiktiv ist. Das versöhnt mich nicht so richtig mit der Frage, ob z.B. Eleanor Roosevelt die großzügige Frau mit unbegrenzter Herzensgüte war, als die sie hier dargestellt wurde. Das hat während des Lesens immer wieder an meinem Lesevergnügen gekratzt, das ansonsten sehr hoch war. "Meine Zeit mit Eleanor" hat mir noch besser gefallen, als Blooms Roman "Wir Glücklichen".

Wenn ich davon ausgehe, dass alle Charaktereigenschaften fiktiv sind, hat Bloom zwei Frauen erschaffen, die von unterschiedlicher Struktur sind. Hick ist rau, abweisend und direkt, geprägt durch ihre karge Vergangenheit, die durchzogen ist von Gewalt und Entbehrungen, von Demütigungen und Ablehnung. In Eleanor findet sie ihren Ruhepol, ihr quiet place, den Menschen, der ihre Wunden heilt, obwohl Eleanor selbst mit Demütigung und Verletzung zu kämpfen hat. Ihr Mann ist ein Schürzenjäger. Geht Affären ein. Langfristig, wenn sie von Nutzen sind, kurzfristig, wenn ihm danach ist. Eleanor - ganz die First Lady - steht weiterhin hinter ihm. Sie repräsentieren die Ehe als Institution, als wichtiges Bindeglied zwischen Volk und Regierung.

Die Liebesgeschichte zwischen Hick und Eleanor ist wunderschön. Frei von Kitsch, aber gezeichnet von der Sehnsucht jemanden zu haben, der die Hand reicht, ohne, dass man darum bitten muss, und berührt, ohne zu berühren. Obwohl Hick ihrer Eleanor nicht ihre gesamte Vergangenheit und damit auch nicht alle Narben ihrer Seele offenbart - zu Eleanors Schutz? 

Es ist die Verbundenheit zweier Frauen in einer Zeit, in der viele Dinge hinter vorgehaltener Hand geschehen, in der man die Augen vor der Wahrheit verschließt und drohendes Unheil wegfeiert. Die Atmosphäre der 20er und 30er Jahre wird von Amy Bloom anhand der Erlebnisse, des Alltags der beiden Frauen lebendig dargestellt. 

Eine festliche Zeitreise, die sich durch Atmosphäre und Emotionen, versteckte Andeutungen auszeichnet und die ich sehr genossen habe.


Buchinfo:

Atlantik (2019)
272 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
20,00 €
ÜBERSETZUNG: Kathrin Razum


Rezensionen: © 2019, Nanni Eppner

05.07.19

#fünffragenamfünften | Juli




Heute nehme ich zum allerersten Mal an der #fünffragenamfünften Aktion von Luzia Pimpinella teil, die ich bei Frau Glitzerdings entdeckt habe und die angelehnt ist an das Flow Magazin Büchlein "1000 Fragen an dich selbst". Ein kleiner Selbstfindungstrip mit willkürlichen Fragen zu verschiedenen Themen.


1. Bestellst du im Restaurant immer das Gleiche?

Nö. Zumindest nicht bewusst. Beim Essen probiere ich gerne aus. Probiere gerne neue Gerichte und versuche Ideen zu sammeln für meine eigene Küche. Früher war das ganz anders. Ich mochte nur wenige Sorten Gemüse und habe am liebsten nur das gegessen, was meine Mama gekocht hat. 
An alle verzweifelten Mütter: es gibt Hoffnung.








2. Genierst du dich dafür, dass du bestimmte TV-Formate schaust?

Wieder nö. Ich schaue kaum Fernsehen, sondern lese lieber. Ab und an schaue ich beim Mann mit, wenn er abends mal rechtzeitig Feierabend macht. Das sind dann meistens Serien wie King of Queens oder Pastewka. Über beides kann ich gut lachen. Wenn wir bewusst etwas gemeinsam schauen, dann sind das meist Dokus. Ich versuche keine Serien zu beginnen, weil ich sonst schnell in eine Sucht verfalle (kennste?) und dann nicht mehr zum Lesen komme. In stressigen Zeiten schaue ich gerne mal Gossip Girl, weil ich dabei nicht mitdenken muss. Früher habe ich auch Bauer sucht Frau angeschaut, weil ich ja vom Bauernhof komme und hier und da auch schon mal Landwirte aus der Umgebung teilgenommen haben. Mittlerweile kann ich es aber nicht mehr sehen. Geschämt habe ich mich dafür aber nie.


3. Wann hast du zuletzt deine Frisur geändert?


Kurz vor Weihnachten. 
Ich habe drei mal in meinem Leben meine Haare kürzer als Schulterlang schneiden lassen.
Zuletzt 2018, weil ich durch die Hormonumstellung nach der Schwangerschaft extremen Haarausfall hatte. Aktuell lasse ich sie erstmal wieder wachsen. Mal schauen bis auf welche Länge. 
Farbe habe ich zuletzt vor der Schwangerschaft mit der Räubertochter benutzt. Ich hatte früher so ein Straßenköterblond und mochte es eigentlich mir die Haare dunkel färben/tönen zu lassen. Jetzt trage ich aber wieder meine Naturfarbe, die immer so aussieht, als hätte ich Strähnchen. Außerdem sind schon reichlich graue Haare dazu gekommen. Farbe mag ich eigentlich keine mehr auftragen, wenn ich daran denke was für ein Gift das sein muss, wenn man Sorge haben muss, dass sie ein ungeborenes Baby schädigt. Das muss ich mir nicht unbedingt antun und sollte ich mal zwei Stunden für mich haben (so lang dauert es meine dicken Haare einzufärben), verbringe ich sie lieber woanders, als beim Friseur.





4. Wann hast du zum letzten Mal einen Sonnenaufgang beobachtet?


Das mache ich recht häufig. Ich liebe es früh aufzustehen und genieße die Zeit für mich allein. Am liebsten draußen. Vor den Kindern bin ich im Sommer meistens schon um 5 Uhr aufs Pferd gestiegen und habe dann während des Trainings dem Tag beim Aufwachen zugeschaut. Das habe ich sehr geliebt und deshalb war es für mich absolut klar im Urlaub früh aufzustehen, um in der Ruhe des morgens Energie für den Tag zu tanken (z.B. mit Yoga, bloggen oder lesen).








5. Welches Kunstwerk hat dich stark beeindruckt?


Ich hab in der 11. oder 12. Klasse eine Kunst Facharbeit über Salvador Dalì geschrieben. Ich frage mich heute warum eigentlich, denn ein Pferdethema in Bio wäre ja viel einfacher gewesen. Es einfach zu haben war nämlich der Grund warum ich ausgerechnet Kunst als Facharbeitsfach ausgewählt habe. Ich mochte aber auch Dalìs Werke. Einige mag ich heute noch, andere sind mir zu psychotisch.
Wirklich beeindruckend finde ich einige Bilder, die bei uns Zuhause hängen. Sie zeigen meinen Bruder, das Pferd meiner Mama, meinen Großvater und mich. Gemalt wurden sie von einem Freund meines Opas, einem damals hier relativ bekannten Maler, der Persönlichkeit von Mensch und Tier hervorragend einfangen konnte. Ich liebe diese Bilder.





Das hat Spaß gemacht. Ich werde sicherlich wieder an der Aktion teilnehmen. Wer Lust hat auch mitzumachen, findet alle nötigen Informationen auf dem Blog von Luzia Pimpinella.

03.07.19

Dry | Neal Shusterman & Jarrod Shusterman




Kein Wasser. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nie mehr.Niemand glaubte, dass es so weit kommen würde. Doch als Alyssa an einem heißen Junitag den Wasserhahn aufdreht, passiert nichts. Es kommt nicht ein Tropfen. Auch nicht bei den Nachbarn. In den Nachrichten heißt es nur, die Bewohner Kaliforniens sollen sich gedulden. Aber als das Problem nicht nur mehrere Stunden, sondern Tage bestehen bleibt, geduldet sich niemand mehr. Die Supermärkte und Tankstellen sind auf der Jagd nach Wasser längst leer gekauft, selbst die letzten Eisvorräte sind aufgebraucht. Jetzt geht es ums Überleben.(Text & Cover: S.Fischerverlage; Foto: N. Eppner)


Im Umgang mit den Ressourcen der Natur müssen wir alle umdenken. Umsichtiger werden. Weniger egoistisch sein. Genau dies macht Neal Shusterman zum Thema der Dystopie "Dry", die er gemeinsam mit seinem Sohn Jarrod geschrieben hat.

Was wäre, wenn wir kein Wasser mehr hätten? Wenn Wasser rationiert wäre und gleichmäßig zwischen Menschen verteilt werden müsste?

In Süd-Kalifornien ist ein Tap-Out ausgesetzt worden. Es kommt kein einziger Tropfen Wasser mehr aus den Leitungen. Wer schnell genug reagiert, kann letzte Trinkwasserreserven aus dem Supermarkt holen. Doch dort ist die Hölle ausgebrochen. Jeder hat Angst nicht schnell genug zu sein. Jeder hat Angst vorm Verdursten. Schnell herrscht gähnende Leere in den Regalen und erste Kämpfe, um das kostbare Gut beginnen. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

"Dry" ist beängstigend. Deshalb, weil es nicht so dystopisch ist, wie wir es uns vielleicht wünschen. Weil es verdeutlicht wie wichtig Wasser für uns ist. Und wie verschwenderisch wir damit umgehen. 

Anhand von mehreren Jugendlichen, die als Protagonistinnen und Protagonisten begleitet werden, anhand von verschiedenen Erzählperspektiven, skizzieren die Autoren wie stark der Wassermangel Leben im Einzelnen, aber auch in Systemen wie z.B. Dorfgemeinschaften, beeinflusst. Wie sehr alles in unserem Leben von Wasser abhängig ist. Begonnen bei Trinkwasser über Körperhygiene bis hin zu Landwirtschaft und der Produktion von Alltagsgegenständen.

Es ist erschrecken, was alles passieren könnte. 

Neben dem subtilen Tod durch verdursten, würden Epidemien und Kriege ausbrechen. Kriege, in denen jeder einzelne ums Überleben kämpft, aber auch Kriege, die auf anderen Ebenen ausgetragen werden. In denen soziale Ungleichheit eine maßgebliche Rolle spielen würde. Es ist erschreckend wie schnell Menschen verwahrlosen, wie schnell aus Gewalt angewandt wird, wenn das eigene Überleben auf der Waagschale liegt und wie schnell Macht ausgenutzt wird, ohne auch nur ansatzweise an Gerechtigkeit zu denken.

Neal und Jarrod Shusterman haben ein sehr reales Setting geschaffen, das bedrückend und beängstigend ist. Dass uns warnen möchte und hoffentlich einige von uns zum Überdenken des Wasserkonsums bewegen kann. 

Ich finde es extrem gut, dass Vater und Sohn sich dieses Themas angenommen haben, und hoffe, dass die aufrüttelnde Dystopie viele Leserinnen und Leser findet. Ich persönlich habe allerdings so meine Schwierigkeiten mit Shustermans Idee von Spannung. Wie auch schon die "Vollendet" - Reihe, konnte "Dry" mich zwar durch den konstruktiven Inhalt begeistern, jedoch nicht mit ausgefeilter Spannung.


Buchinfo:

448 Seiten
Paperback
15,00 €
ÜBERSETZUNG: Kristian Lutze, Pauline Kurbasik


Rezensionen: 2019, Nanni Eppner

02.07.19

Das Böse, es bleibt | Luca D'Andrea





Südtirol, im Winter. Marlene ist auf der Flucht, panisch steuert sie ihr Auto durch den Schneesturm. Im Gepäck: ein Beutel mit Saphiren, den sie ihrem skrupellosen Ehemann aus dem Safe entwendet hat. Wegener ist der Kopf einer mafiösen Erpresserbande, und Marlene weiß, dass er seine Killer auf sie hetzen wird. Da stürzt ihr Wagen in eine Schlucht. Marlene erwacht in einer abgelegenen Berghütte, gerettet von einem wortkargen Alten. Bei ihm und seinen Schweinen glaubt sie sich in Sicherheit vor ihrem Mann. Bald jedoch stellt sie mit Entsetzen fest, dass von dem Einsiedler eine noch größere Gefahr ausgeht …(Text & Cover: Randomhouse; Foto: N. Eppner)


Das Böse, es bleibt - egal wie sehr du dagegen ankämpfst. Hat es erst einmal Blut geleckt, kommt es auch wieder zurück. Auch dann, wenn es sich lange Zeit versteckt hat oder verdrängt werden konnte. Du kannst versuchen dir das Böse zu Nutze zu machen. Doch du bist auf sein Wohlgefallen angewiesen. Es lässt sich nicht zwingen, nicht versklaven. Und irgendwann kehrt es sich um und richtet sich gegen dich.

D'Andrea kreiert verschiedene Figuren, deren Wege sich kreuzen. Sie alle haben bereits eine Begegnung mit dem Bösen hinter sich. Mal mehr, mal weniger intensiv. Mal mehr, mal weniger aktiv. Aber man begegnet sich immer zweimal im Leben und so ist es auch mit dem Bösen.

D'Andrea hat eine Atmosphäre erschaffen, die mir unter die Haut kroch. Bedrückend, beängstigend, spannend durch geschickte Handhabung von Andeutungen und dem Spiel mit der Fantasie. Ich hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch gelesen, weil es D'Andrea mit Hilfe dieser Stilmittel so sehr gelungen ist, mich zu fesseln. Die bedrückende Atmosphäre des Romans hat mich noch tagelang verfolgt. 

Außerdem ist mir die Protagonistin trotz ihrer Makel in dem Maß ans Herz gewachsen, wie ich andere Figuren des Romans verabscheue oder fürchte.

Die Figuren sind es allerdings auch, die ich als größten Kritikpunkt sehe. Sie sind auf Konstrukten aufgebaut, die Klassiker aus dem Psychologielehrbuch sein könnten. Sie handeln zwar nicht immer vorhersehbar, aber ihre Handlungen werden dann, wenn man die Lebensgeschichten dazu erfährt, so einleuchtend, dass sie schon fast banal und künstlich wirken.

Dennoch habe ich es nicht bereut das Buch zu lesen. Oder vielleicht doch. Ich werde nie mehr einen Südtiroler Erbhof in der Dunkelheit betreten können...


Buchinfo:

DVA (2018)
432 Seiten
Paperback
 15,00 €
ÜBERSETZUNG: Susanne van Volxem, Olaf Matthias Roth


Rezensionen: 2019, Nanni Eppner