29.03.20

Das neunte Haus | Leigh Bardugo





Acht mächtige Studenten-Verbindungen beherrschen nicht nur den Campus der Elite-Universität Yale, sondern nehmen seit Generationen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der USA – das neunte Haus jedoch überwacht die Einhaltung der Regeln. Denn die Macht der Verbindungen beruht auf uralter, dunkler Magie: So können die Mitglieder der »Skull & Bones« die Börsenkurse aus den Eingeweiden lebender Opfer vorhersagen, während Haus Aurelian durch Blutmagie Einfluss auf das geschriebene Wort nehmen kann – ebenso hilfreich für Juristen wie für Bestseller-Autoren …
Als auf dem Campus von Yale eine Studentin brutal ermordet wird, sind die Fähigkeiten der Außenseiterin Alex Stern gefragt, die eben erst vom neunten Haus rekrutiert wurde: Nur Alex ist es auch ohne den Einsatz gefährlicher Magie möglich, die Geister der Toten zu sehen. Um eine Verschwörung aufzudecken, die weit über 100 Jahre zurückreicht, muss Alex ihre Fähigkeiten bis aufs Äußerste ausreizen.
(Text & Cover: ©Droemer Knaur; Foto: ©N. Eppner)

"Das neunte Haus" ist Leigh Bardugos Ausbruch aus dem Grisha Universum, aus Ketterdam, dem Gebiet der Krähen und der von ihr erdachten magischen Welt der Grisha. Es ist ihr Ausflug in das Subgenre Urban Fantasy. Gelungen, spannend, wie immer voller Überraschungen.

Was ich an Leigh Bardugo sehr mag, ist ihre Fähigkeit sich mühelos in verschiedene Settings zu schreiben und Figuren zu erschaffen, die Charakter und Charisma haben, ohne dass diese sich ähneln und trotzdem ähnliche Begeisterung auslösen. 

Da ich alle bisher erschienen Bücher von Leigh Bardugo sehr mag, waren meine Erwartungen an "Das neunte Haus" sehr hoch. Vielleicht ein bisschen zu hoch. Nicht alle meine Wünsche an den Roman wurden erfüllt. Dennoch hat mich Bardugo sehr gut unterhalten und mit Alex' Geschichte begeistert.

Alex hat die Fähigkeit Geister zu sehen und wird aufgrund dieser Gabe von einer Studenten Verbindung der Universität Yale rekrutiert. Als anonymes Mitglied des neunten Hauses soll sie helfen den Mord einer Studentin aufzuklären. Vom Studieren hat sie keinen Plan, was ihre Arbeit als verdeckte Ermittlerin nicht gerade erleichtert. 

Für Alex kommt der Ausbruch aus ihrem alten Leben gerade Recht. In der Schule hielt man sie für verrückt, später verfiel sie Drogen und damit einhergehenden toxischen Beziehungen. Doch als in Yale ihr Mentor verschwindet gerät sie auch dort in einen Strudel aus Lügen und Gefahren.

Alex hat die Ecken und Kanten, die wir uns bei anderen Protagonistinnen wünschen, lässt sich von den Ansprüchen an sie nicht beeindrucken und ist nicht so streberhaft, wie wir es von anderen Figuren in einem Highschoolsetting kennen. Bardugo lässt sie so rau wie sie ist, poliert und feilt nichts und das macht sie zu einer unglaublich guten Protagonistin.

Es dauert einige Seiten bis ich die Orientierung in der Geschichte fand. Noch ein paar Seiten mehr und ich bekam zum ersten Mal eine richtig fiese Gänsehaut. Düster und bedrückend durch das, was Alex zustößt und Bardugos Fähigkeit Atmosphäre zu erschaffen. Von dieser Atmosphäre hätte ich mir noch mehr gewünscht.

Es wird mindestens einen weiteren Roman über Alex Stern geben und das ist auch gut so. Ich habe noch einige Fragen, die in "Das neunte Haus" nicht beantwortet wurden und trotz kleiner Kritikpunkte, habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Gemeinsam mit Damaris, die mir hin und wieder dabei unterstützen musste, die Orientierung nicht zu verlieren. Schau dir doch auf Damaris liest auch ihre Rezi an.


Bücherinfo:

Knaur Fantasy (2020)
528 Seiten
Paperback 18,00 €
ÜBERSETZUNG: Michelle Gyo


Weitere Bücher der Autorin:

LEGENDEN DER GRISHA TRILOGIE:
3. Lodernde Schwingen

GLORY OR GRAVE

THRON AUS ASCHE

Rezensionen: ©2020, Nanni Eppner

27.03.20

[Räuberkinder] Handmade Regal für unsere Lieblingstonies




Zum Weihnachtsfest habe ich mich endlich dazu überwunden eine Toniebox zu bestellen. Bis dato war ich etwas skeptisch, da die Tonies im Verhältnis recht teuer sind zu dem, was sie an Abspielzeit bieten.

Nun muss ich zugeben, dass es sich trotzdem lohnt in die Box und die detailliert gestalteten Figuren zu investieren. Bei uns dudelt das Ding den ganzen Tag. Es ist Spritzwasserfest, kann auch mal runterfallen ohne Schaden zu nehmen und ist auch vom kleinen Räubermädchen ganz einfach zu bedienen. 



Die Figuren sind so robust wie die Box selbst. Sie können bespielt und vollgesabbert werden (iiiieh), überleben eine Nacht draußen oder einen Nachmittag im Sandkasten.

Um diese Figuren schön unterzubringen, gibt es verschiedenste Angebote an Tonieregalen. Durch den Magnet im Fuß, ist es praktisch, wenn im Regalboden ein Gegenstück ist. So bleiben die Figuren sicher stehen.



Als der Mann neulich ein schönes Holzregal im Netz entdeckte, beschloss er, es nachzubauen.
Im Grunde ganz simpel. Es wurden drei Holzbretter in Form geschnitten, abgehobelt (abgeschmirgelt), um weicher zu sein und Splitter zu vermeiden. Ein gut getrockneter (!!!) Birkenstamm in die entsprechenden Stücke geschnitten, alles miteinander verschraubt und von der Räubertochter mit kleinen Metallplättchen beklebt.

Unsere Lieblinge sind übrigens:
Räubertochter: Der Räuber Hotzenplotz und Kikaninchen
Räubermädchen: Tilda Apfelkern und Kindergartenlieder
Ich: Bambi (allein diese Musik...hach) und Lieselotte




Nutzt ihr die Toniebox? Welche Tonies sind eure Lieblinge? Wie werden sie aufbewahrt?

25.03.20

[Räuberkinder] Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet | Rebecca Green




Keine Bange vor Gespenstern! Man kann mit ihnen Freundschaft schließen. Davon erzählt Rebecca Green in ihrer liebevoll geschriebenen und illustrierten Geschichte für kleine Angsthasen und mutige Weltenerkunder:
Was machst du, wenn dir ein Gespenst begegnet?
1) Du servierst ihm ein paar seiner Lieblingssnacks wie Matschtörtchen und Ohrenschmalztrüffel.
2) Du erzählst ihm Gutenachtgeschichten (Gespenster lieben es, wenn man ihnen vorliest!).
3) Du sorgst dafür, dass keiner es mit Schlagsahne oder einem Marshmallow verwechselt, wenn du mal nicht guckst.
So gewinnst du einen Freund, der dir in diesem (und im nächsten) Leben liebevoll zur Seite steht.
(Text & Cover: © Diogenes; Fotos: © N. Eppner)


Hast du schon eine beste Freundin oder einen besten Freund? Nicht? Wie wäre es mit einem Gespenst? Gespenster sind treu, mögen Bücher und schlafen gerne im Kühlschrank. 

Rebecca Green hat ein zauberhaftes Kinderbuch (Erwachsenenbilderbuch) entworfen, das auf witzige und rührende Art davon berichtet, wie das Leben mit einer Freundin oder einem Freund aussehen kann. Wie es ist eine Freundin oder einen Freund zu finden, und diese Freundschaft zu pflegen.





Stellvertretend für alle Freundinnen und Freunde da draußen steht das kleine Gespenst. Damit schafft Green eine Brücke zu einem Thema, das manchen Kindern Angst macht. Wer sich seinen Ängsten stellt, kann Glück haben und etwas Positives zurückbekommen. 

Eine Freundschaft ist ein Abenteuer. Gemeinsam Furcht und Problemen entgegenzublicken, gehört ebenso dazu wie verrückte Dinge zu erleben. Mit Freunden ist alles halb so schlimm und macht doppelt so viel Spaß. 





Rebecca Green ist sowohl für Text, als auch Illustrationen zuständig und hat so einen kleinen humorvollen und liebenswerten Schatz geschaffen, der für Kinder ab 4 Jahre leicht zu verstehen ist und von mir gerne vorgelesen wird, weil es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt und ich gemeinsam mit meiner Tochter über die verrückte Freundschaft zwischen Mensch und Gespenst schmunzeln kann. Von der Idee die Gespenstergerichte nachzukochen konnte ich sie glücklicherweise abbringen.


Buchinfo:

Diogenes (2019)
40 Seiten
Hardcover 18,00 €
ab 4 Jahre


Rezensionen: © 2020, Nanni Eppner

23.03.20

Der Gesang der Flusskrebse | Delia Owens






Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.(Text & Cover: © Hanser; Foto: © N. Eppner)



"Der Gesang der Flusskrebse" bei mir einziehen zu lassen, war eine intuitive Bauchentscheidung. Danach habe ich leider - warum auch immer - lange nicht den richtigen Moment gefunden es zu lesen. Um mich herum häuften sich die positiven Meinungen, herausragenden Besprechungen und als mir eine Freundin, die nicht bloggt, dazu riet den Roman zu lesen, musste ich dem Folge leisten. Endlich. Zum Glück. 

"Der Gesang der Flusskrebse" hat Etwas, das nur wenige Bücher haben. Dieses Besondere, diese Feinheit, diese absolute Harmonie aus Handlung und Atmosphäre, die sich fast wie eine Aura um das Buch herum legt.

Protagonistin Kya Clark hat in ihrer Kindheit Erfahrungen gemacht, die dafür sorgen, dass sie nicht in der Lage ist eine gesunde Bindung einzugehen. Eine gute Version von geliebt werden, von Sicherheit durch Beziehung, kennt sie nicht. So ist es unabdingbar, dass es zu Schwierigkeiten kommt, als zwei junge Männer Kyas Nähe suchen. Als einer von beiden tot aufgefunden wird, ist für die Bewohner der nahe gelegenen Kleinstadt klar, dass nur Kya das Übel des Bösen sein kann. Schon immer ist den Menschen von Barkley Cove ein Dorn im Auge. Mit ihrer Andersartigkeit löst sie Ängste und Faszination aus, die sich in Ablehnung oder dem dringenden Wunsch sie zu besitzen äußern. 

Die Isolation in der Kya lebt, ist traurig und beklemmend. Ich wünsche ihr Freunde, Familie, einen Menschen, der ihr Sicherheit gibt, der oder die ihr eine Bindung bietet. Auf der anderen Seite lernt sie Kompetenzen, die eben aus dieser Isolation wachsen. Eine Verbundenheit zur Natur, die Fähigkeit die Natur in all ihrer Schönheit und Kraft wahrzunehmen. Eine Stärke zu der sie gezwungen ist, um zu überleben. Ich schwanke zwischen Ängsten und Hoffnung, zwischen Demut und Entsetzen. Owens wirft mich in einen Strudel aus Gefühlen, aus dem ich letztendlich mit einer wohligen Wärme im Bauch hervortauche.

Delia Owens erzählt auf zwei Ebenen. Die eine Ebene verläuft chronologisch nach vorn, die andere rückwärts. Beide Ebenen nähern sich einer Gegenwart an, die dann als Haupterzählstrang bis zum Ende weiter läuft. Sprachlich erinnert mich der Roman an Werke wie "Wer die Nachtigall stört", was vielleicht auch daran liegt, dass rassistische Ablehnung ein Thema des Buches ist. 

"Der Gesang der Flusskrebse" ist ein ganz wundervoller, sehr berührender, bedeutender und unvergesslicher Roman, der ganz viel anstößt in mir. Der Themen wie z.B. Entwicklungspsychologie der Kindheit auf so besondere Art, eindringlich und sanft zugleich, nahe bringt. Eine große Leseempfehlung!



Buchinfo:

464 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag 22,00 €
ÜBERSETZUNG: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann


Rezensionen: © 2020, Nanni Eppner

20.03.20

[Räuberkinder] Wie kleine Tiere groß werden: Das kleine Rotkehlchen | Sandra Grimm & Agnese Baruzzi




Es ist Frühling. Die Rotkehlchen bauen ein Nest. Sie legen Eier, bekommen Junge, müssen diese versorgen und beschützen. Bald schon sind die kleinen Vogelküken groß. Lernen fliegen und zwitschern vergnügt im Sonnenschein.

Ein für uns Erwachsene altbekannter und scheinbar simpler Vorgang der Tierwelt, für die Kleinen aber ein spannender Ausschnitt aus dem Leben der hübschen kleinen Vögel.




Die Texte sind einfach, klar und gut zu verstehen. Sie sind aufs wesentliche beschränkt und trotzdem eingängig. Da sie die abgebildete Szene beschreiben, sind sie leicht zu merken und können von größeren Kindern nach kurzer Zeit auswendig mitgesprochen werden.

Das Highlight dieser Reihe ist die Gestaltung. 

Auch die Illustrationen bedienen sich klarer Linien, wenig Schnörkel und einer natürlichen Farbgebung einer nicht zu breiten Farbpalette. Kleine Ausschnitte in den Seiten machen neugierig, lassen erahnen, was auf der nächsten Seite beschrieben werden könnte, bieten die Möglichkeit Formen zu erfühlen. 





Meine Kinder mögen sowohl die taktilen Möglichkeiten, die das feine Büchlein bietet, als auch den Inhalt. Gerne verfolgen sie wie Vater Rotkehlchen die großen Vögel verjagt, um seine Kinder zu beschützen. Noch lieber schauen sie wie die Würmer aus der Erde gezogen werden.

Eine rundum gelungene Reihe, von der wir gerne noch mehr Bücher in unserem Regal haben möchten. Informativ und hübsch zugleich.


Buchinfo:

ab 2 Jahre
24 Seiten
Pappbilderbuch 12,99 €

Reiheninfo:

(Stand März 2020)
Die kleine Raupe
Der kleine Hase
Der kleine Frosch


Rezensionen und Fotos: © 2020, Nanni Eppner

19.03.20

[Waldrauschen] Zu Corona. Zu mir. Zu euch.




Mir fällt es gerade etwas schwer meinen Blog und meine Social Media Accounts zu bespielen.
 
Ich habe viele ungelesene Bücher, aber die innere Ruhe zum Lesen fehlt.
Ich habe einige Buchempfehlungen in Petto, komme aber nicht dazu mich hinzusetzen, um sie niederzuschreiben.
Ich würde eigentlich gerne Fotos machen, aber es erscheint mir irgendwie absurd schöne Fotos zu machen, wenn gerade so viel durcheinander gewirbelt wird. 

Ich bin normalerweise immer positiv gestimmt und möchte hier auch nicht rumjammern, denn die äußeren Umstände sind immer noch besser, als die vieler anderer Menschen und ich mag es gerne, dass ich nun wieder beide Kinder so viel um mich herumhabe, aber diese Ungewissheit, die diese Pandemie mitbringt, macht mich sehr fahrig und ja, auch ein bisschen ängstlich. 

Mein Mann ist Selbstständig, hat Berufsverbot. Für wie lange? Wie wird es danach weitergehen? 
Das kleine Räubermädchen ist seit heute Nacht krank. Kein ihr wisst schon was, aber ein krankes Kind macht jedes Mutterherz traurig. Meinem Opa steht eine Herz OP bevor. Wann, weiß keiner.
Haben wir vor Corona eigentlich gewusst wie gut es uns geht?

Ich versuche zu lesen, zu bloggen, zu kochen, zu basteln. Für die Kinder und auch uns Erwachsene soviel Struktur und gewohnte Dinge in den Alltag einzubauen wie möglich. Das erdet. Das stärkt. Aber es ist gerade teilweise ein Kraftakt.

Wie ergeht es euch? Was wünscht ihr euch? Friede, Freude, Eierkuchenposts? Buchtipps wie immer? Fotos aus dem Garten, auch wenn ihr gerade Zuhause festsitzt? Ein bisschen Gejammer, weil es euch momentan auch so geht?

Gebt auf euch Acht und bleibt gesund.



13.03.20

Der Salzpfad | Raynor Winn



Raynor und Moth, seit 32 Jahren ein Paar, verlieren durch zwei Schicksalsschläge in kürzester Zeit beinahe alles. Sie geben ihre Farm in Wales auf und machen sich, nur mit dem Allernötigsten ausgerüstet, auf den Weg: zu einer rund 1000 Kilometer langen Wanderung auf dem längsten und wildesten Küstenweg Englands, dem South West Coast Path. Von Somerset über Devon und Cornwall nach Dorset, mit einem Budget von nur 50 Euro pro Woche.
Sie kämpfen mit Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag nicht mehr reicht. Und zugleich entdecken sie auf ihrer großen Wanderung das Glück: herzliche Begegnungen, ihre neu erstarkte Liebe und die Fähigkeit, Kraft aus der Natur zu schöpfen. Allen Prophezeihungen zum Trotz führt sie der mehrmonatige Trip zurück ins Leben und öffnet die Tür zu einer neuen Zukunft.
»Damals hatte ich keine Ahnung, dass der South West Coast Path erbarmungslos war, dass wir fast so viele Höhenmeter bewältigen würden, als würden wir viermal auf den Mount Everest klettern, dass wir über Tausend Kilometer auf einem Weg wandern würden, der zum Teil nur dreißig Zentimeter breit war.« - Raynor Winn
(Text & Cover: ©DuMont Reisen; Foto: ©N. Eppner)


Vor einigen Jahren habe ich das Wandern für mich entdeckt. Die Heilsamkeit des Wanderns. Bis dato habe ich mich fast ausschließlich auf meinen Vierbeinern fortbewegt, aber ist die befreiende Wirkung des Wanderns durchgedrungen, kann frau sich ihrer nicht mehr verwehren. Zu Menschen, denen es ähnlich geht, hege ich sofort Sympathien. Ich mag ihre Geschichten, ihre Erfahrungsberichte, ihre Beschreibungen der Landschaft. Ich mag, was gehen mit ihnen macht.

So bin ich auf "Der Salzpfad" gestoßen, habe es mir von einer lieben Freundin zu Weihnachten gewünscht, und - weil sie weiß wie wirkungsvoll und verbindend nicht nur wandern, sondern auch Bücher sein können - von ihr geschenkt bekommen.

Zunächst vorbereitet auf eine Wander-, eine Naturgeschichte, war ich nicht gefasst auf die emotionalen Ereignisse, mit denen Raynor Winn mich konfrontierte. Das Leben der Winns ist ein Scherbenhaufen. Durch eine Fehlinvestition verlieren sie alles. Ihre geliebt Farm, die damit verbundenen Einnahmen, ihr Zuhause, ihre Zukunft. Sie sind obdach- und mittellos. Als ob das nicht ausreichen würde, bekommt Moth die Diagnose an einer Krankheit erkrankt zu sein, die einen tödlichen Verlauf nehmen wird. Die Welt der Winns bricht zusammen.

Sie entschließen sich den South West Coast Path zu laufen. Rund 1000 Kilometer. Mehr Höhenmeter, als die Besteigung des Mount Everest zu bieten hat. Raynor und Moth sind nicht extrem gut trainiert, mittleren Alters, teilweise erkrankt und haben ein Wochenbudget von 50 €. Für das sympathische Paar fühlt es sich trotzdem richtig an.

Die Wanderung ist durchzogen von Höhen und Tiefen. Nicht nur landschaftlich, sondern auch gesundheitlich und vor allem emotional. Die Sorge um Moth, die Sorge ums Geld, um die eigene Zukunft. 

"Der Salzpfad" ist ein großartiger Reisebericht voller Emotionen. Die Winns wachsen mir schnell ans Herz und am liebsten würde ich meine Wandersachen packen und mitlaufen. Die vielen Regengüsse und Unwetter, denen sie ausgesetzt sind, bremsen meinen Enthusiasmus allerdings ordentlich aus. Es ist eine große Freude die beiden zu begleiten. Wie sie Erfahrungen sammeln im übernachten in der Wildnis, beim Schafe scheren, beim experimentieren mit Nudelgerichten und bei einer Verwechslung, die für manche Annehmlichkeiten sorgt.

Trotz aller Widrigkeiten verlieren die beiden nicht ihren Humor, der auch in die Schreibe des Buches einfließt, wodurch das Lesen eine gewisse Leichtigkeit bekommt. Dennoch bleibe ich niemals an der Oberfläche. Werde von Emotionen, Trauer und Wut, aber auch Erleichterung, Hoffnung und einer unerschütterlichen Liebe zueinander mitgerissen. Eine Leseempfehlung!


Buchinfo:

DuMont Reisen (2019)
336 Seiten
Paperback 14,99 €
ÜBERSETZUNG: Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair


Rezensionen: © 2020, Nanni Eppner